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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wunderschönen antiken Sheraton-Tisch neben dem Lift. Der Lift sprach in einem hohen Singsang.
    »Bitte sein willkommen, Sahib. Wie schön Sie besuchen Memsahib Lester. Bitte gucken diese Richtung, Sahib, gestatten mir ergebenst Netzhaut-Scan… Tausend Dank, Sahib. Wünsche respektvoll was ist angenehm.«
    Jackson glaubte nicht, daß ihm Ellie Lester sehr ans Herz wachsen würde.
    Vor der Apartmenttür materialisierte das Hologramm eines barfüßigen Schwarzen im verwaschenen Baumwollhemd. »Is’ ehrlich nett von Ihnen, daß Sie uns besuchen kommen, Sir. Ehrlich, Sir. Miss Ellie, die nimmt Sie gleich da drinnen im Empfang, Sir.« Das Holo stieg von einem Fuß auf den anderen, grinste und legte eine durchscheinende Hand an die aufklappende Tür.
    Das Apartment war das Gegenstück zur Eingangshalle – ein sorgfältig arrangierter Mischmasch aus teuren Antiquitäten und grauenhaftem Kitsch: eine Ratte, die auf einer erlesenen Anrichte aus dem achtzehnten Jahrhundert ihr Junges fraß; ein auf Hochglanz poliertes antikes Fernsehgerät unter einer dick mit Staub bedeckten Diamantfaser-Skulptur; falsche Stühle, die nur aus gefährlichen Winkeln und sonderbaren Auswüchsen zu bestehen schienen – unmöglich, darauf zu sitzen. Aber wie stand doch in der letzten Ausgabe des Design -Magazines? »In einem Zeitalter der Nanotechnik – selbst primitiver Nanotechnik – wird die materielle Präsenz von Objekten zu etwas Vulgärem, ja sogar Irrelevantem; nur ihre originelle Zusammenstellung ist noch von Bedeutung.« Die beiden Goldfische im Atrium trieben kunstvoll tot neben einem kleinen Holo der sinkenden Pequod.
    Ellie Lester trat aus einer Seitentür. GenMod, was Körpergröße betraf, und das verriet Jackson ihr Alter: weibliche Kinder, denen man mehr als einsachtzig auf den Lebensweg mitgab, waren in den späten achtziger Jahren kurzzeitig in Mode gekommen – damals, als materielle Präsenz noch nicht irrelevant gewesen war. Jetzt, da Design entschieden hatte, sie irrelevant zu machen, kompensierte Ellie ihre Größe mit Originalität. Auf den nackten Brüsten trug sie eine Halskette, die abwechselnd aus leuchtenden Laserperlen und nanoüberzogener Wildlosung bestand. Der in dekorative Falten gelegte Rock war rot, weiß und blau. Jackson fiel ein, daß ja Wahlabend war.
    »Doktor, wo, um alles in der Welt, bleiben Sie denn? Ich habe doch schon vor zehn Minuten angerufen!«
    »Vier davon habe ich gebraucht, um einen LaufRob zu finden«, entgegnete Jackson milde. »Und Sie sagten doch, Ihr Großvater wäre schon tot.«
    »Urgroßvater«, grollte sie. »Hier entlang.«
    Sie ging fünf Schritte vor ihm, was Jackson Gelegenheit gab, ihre langen, langen Beine zu betrachten, ihren perfekten Hintern und das asymmetrisch geschnittene rote Haar. Er dachte daran, die Umstellungs -Spritze auf sie zu richten und »peng!« zu machen. Aber dann ließ er die Spritze doch in der Tasche. Zur Schau gestellte Parodien waren nur halb so originell oder interessant wie Design meinte.
    Feigling! höhnte Cazie in seinem Hinterkopf.
    Sie kamen durch ein bizarres Zimmer nach dem anderen. Das Apartment war noch größer als Jacksons eigenes auf der Fifth Avenue. An den Wänden hingen kunstvoll gerahmte programmierte Persiflagen: die Mona Lisa, lachend wie eine Hyäne. Ein Sonntagnachmittag auf der Grande Jatte in hysterischer, zerfließender Bewegung.
    Das Schlafzimmer des Toten war völlig anders; es hatte weiße Wände und war absolut schmucklos, wenn man von einigen kleinen vor-digitalen Photos an einer Wand absah. Ein PflegeRob stand reglos neben dem Bett. Die Lippen und Wangenmuskeln des alten Mannes hingen schlaff herab. Keine sichtbaren GenMods, aber der Tote mochte dennoch einst ein gutaussehender Mann gewesen sein. Er hatte zwar tiefe Falten im Gesicht, aber seine Haut wirkte so gesund wie die aller Menschen, welche die Umstellungs -Spritze erhalten hatten: keine bräunlichen Flecken oder Knötchen oder rauhen Stellen, verursacht von abnormalen Zellen oder Toxinen im Körper. Weder das eine noch das andere existierte mehr.
    Ebensowenig wie Krankheiten. Darum kümmerte sich der Zellreiniger – die eine Hälfte des Umstellungs -Wunders. Nanomaschinen, hergestellt aus gentechnisch verändertem, selbstreproduzierendem Protein okkupierten ein Prozent der Zellen des Menschen. So wie weiße Blutkörperchen hatten auch diese winzigen Computer die Fähigkeit, sich frei durch das Körpergewebe zu bewegen. Doch im Unterschied zu weißen

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