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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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denen die Rezeptoren saßen.
    »Hiezu kommt«, fuhr Strukow fort, »daß ich kann ablaufen lassen diesen Prozeß in die andere Richtung. Mit der korrekten Virusmodifikation als Auslöser, welche injiziert wird in das Blut oder die zerebrospinale Flüssigkeit, können die natürlichen erregungsübertragenden Substanzen wie – unter anderem – Glutaminsäure verwandelt werden zu Exzitotoxinen. So man schafft Angstbahnen auch ohne vorhergehende Erfahrung. Natürlich sie sind nicht erinnerungsspezifisch, da keine Erinnerung hat existiert. Es gibt keine Anregung vom Hippokampus. Doch die Angstbahnen sind permanent, weil sie nicht abhängen von den Molekülen, welche bleiben im Gehirn. Der Zellreiniger kann zwei Minuten nach der Injektion ankommen, aber voilà! die NMDA-Bahnen sind bereits geschmiedet.
    Außerdem der Stoffwechselvorgang, welcher verändert die Nervenstruktur, ist wunderbar komplex, und so die möglichen Variationen sind wunderbar zahlreich. Ich bin in der Lage, zu erzeugen die permanenten Reaktionen auf spezifische Ängste, wenn die grundlegende instinktive Reaktion ist genetisch festgelegt. Angélique, ca va.«
    Eine neuerliche Realzeit-Aufnahme; Jennifer erkannte es an der Qualität des Holos. Ein Araberjunge im Teenageralter, keine GenMods der äußeren Erscheinung: pickelig, schlaksig, unruhig mit den Füßen scharrend. Er saß in einem kleinen, nichtssagenden Zimmer und spielte auf dem Holoterminal. Strukow betrat das Zimmer und drückte auf einen Knopf neben der Tür. Eine ganze Wand löste sich auf und verband den Raum mit einem Garten, durch den ein einladender Bach floß, an dem hohe Dattelpalmen standen. Der Junge wurde aschfahl im Gesicht. Er schnappte nach Luft, und seine Brust hob und senkte sich heftig. In panischer Angst wirbelte er herum, um den Anblick des Gartens nicht mehr ertragen zu müssen, und preßte zitternd und stöhnend das Gesicht an die Wand gegenüber. »Nein, nein, nein, nein…«
    »Die Platzangst«, sagte Strukow.
    »Permanent?« fragte Will.
    »Wahrscheinlich. Wenn er nicht sich unterzieht starker persönlicher Verhaltensmodifikation oder der korrekten Medikation. Welche selbstverständlich der Zellreiniger wird zerstören, wenn sie nicht wird konstant nachgeliefert. Man würde entweder brauchen ein anderes GenMod-Virus oder viele, viele Arzneimittel in Form von Hautpflastern jede Woche.«
    »Und wie schwierig wäre eine solche Medikation herzustellen?«
    Strukow hob die Schultern. »Für wen? Für einen normalen Arzt? Unmöglich. Für ein gutes pharmakologisches Forschungslabor? Schwierig, aber nicht unmöglich. Für Ihre Enkelin Miranda Sharifi und ihre SuperSchlaflosen? Wer kann das sagen? Angélique, ca va.«
    Das Display zeigte ein junges Mädchen, elf oder zwölf Jahre alt, keine Araberin, ungekämmt und mager, und eine Frau zwischen sechzig und siebzig, die auf einem Stuhl saß und las. Ruhelos streifte das Mädchen durch das Zimmer, betastete die Wände, die Fenster, das Terminal und die herumliegenden Spielsachen, ohne jedoch an irgendeinem Gegenstand länger zu verweilen oder ihn zu benutzen. Alle paar Sekunden ging sie zu der Frau und berührte sie, wie um sich zu überzeugen, daß die Frau immer noch da war. Das Gesicht des Mädchens, ohne GenMods, aber hübsch, verzog sich dazu ängstlich.
    »Die Furcht vor dem Verlassenwerden«, stellte Strukow zufrieden fest. »Sie kann es nicht ertragen, allein zu sein. Sehen Sie!«
    Die ältere Frau erhob sich vom Stuhl, legte das Buch hin und sagte: »Natalie, je vais aux cabinets.«
    »Non! Non, Émilie! S’il vous plaît!«
    »Une minute seulement, chérie!«
    »Non! Ne sortez pas!«
    Verzweifelt hielt das Mädchen Émilie fest, und die Frau löste sich sanft aus ihrer Umarmung. Doch Natalie warf sich zu Boden, schlang die Arme um Emilies Beine und begann zu weinen. Émilie befreite sich, betrat rasch die Toilette, schloß die Tür und verriegelte sie. Natalie brach in lautes Schluchzen aus und rollte sich zu einer Fetalposition ein. Jennifer blickte in das Gesicht des Mädchens; es war eine Maske aus Angst und Entsetzen.
    Nach einer Minute kam Émilie wieder aus der Toilette; Natalie krabbelte zu ihr und schlang erneut die Arme um die Knie der Frau.
    Strukow sagte: »Die Angst vor dem Alleinsein.«
    »Muß sie mit dieser konkreten Person Zusammensein?« erkundigte sich Will.
    »Aber nein«, erklärte Strukow lächelnd. »Sie benimmt sich so bei jedem, der im Zimmer ist. Sie nur fühlt sich wohl und frei von

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