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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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»Vor ›Freund‹ füge ›wichtigen‹ ein.« Das System tat, wie ihm geheißen. Theresa studierte den Satz noch mal. Dann fiel ihr Blick auf den Satz, der darüber stand: Selbst ein Tier kann in ungewohntem Terrain die Orientierung verlieren, aber nur Männer und Frauen können sich selbst verlieren. Sie sagte: »Thomas, das zweite Zitat meiner Liste.«
    Thomas ließ die Worte auf dem Bildschirm erscheinen und las sie laut mit seiner vollen, männlichen Stimme:
     
    Doch der Mensch, der eitle Mensch, gehüllt in seine kurze Macht, der keine Ahnung hat von dem, was er zu kennen glaubt: von seinem eig’nen Wesen, seinem Kern – wie ein zorn’ger Affe spielt er dem Himmel seine Gaukelspiele vor, so daß selbst die Engel weinen.
    – William Shakespeare, 1564–1616
     
    »Das nächste Zitat.«
     
    Des Menschen Unglück kommt, wie mir dünkt, aus seiner Größe; es ist ein Unendliches in ihm, das er, mit all seiner Schläue, nicht ganz unter dem Endlichen begraben kann.
    – Thomas Carlyle, 1795–1881
     
    Wieder las Theresa den Absatz, wo nun ›wichtigen‹ vor ›Freund‹ stand. Und dann hörte sie sich nochmals Carlyles Ausspruch an.
    Warum war es so schwer, ein Buch zu schreiben? Sie sah so klar vor sich, was sie über Leisha Camden sagen mußte, konnte es so deutlich spüren. Sie konnte sogar darüber sprechen, zumindest mit Jackson. Aber wenn sie dann vor dem Terminal saß, klangen die Worte, die sie sprach, steif und kalt, und dann schien ihr, daß es besser wäre, der Welt nie vor Augen zu führen, warum Leisha Camden so bedeutsam war, warum ein Leben, das etwas so Großem wie dem Bewahren der Zusammengehörigkeit zwischen Schlaflosen und Schläfern gewidmet war, eine solche Bedeutsamkeit hatte. Auch wenn Leisha gescheitert war. Trotz Leishas Bemühungen waren die Schlaflosen nach Sanctuary gegangen, und das Land hatte eine lange, bittere Spaltung erfahren. Jennifer Sharifi war ins Gefängnis gewandert. Und Leisha hatte in einem Sumpf in Georgia den Tod gefunden, ermordet von Nutzern, die die Schlaflosen noch mehr verabscheuten als Theresa sich selbst verabscheute.
    Aber Leisha hatte es wenigstens versucht. Und sich so vor dem bewahrt, was aus den anderen geworden war. Nein, Theresa mußte dieses Buch über Leisha schreiben! Sie mußte ganz einfach! Aber warum war es so schwer, solch wunderbare Worte zu finden wie diejenigen, die Thomas ihr brachte, wenn sie ihn auf Zitatensuche schickte?
    Theresa wischte sich die Tränen von den Wangen und betrachtete wieder die Drucke an den Wänden…. keine Ahnung… wie ein zorn’ger Affe spielt er dem Himmel seine Gaukelspiele vor, so daß selbst die Engel weinen.
    »Nimm ein Neuropharm«, würde Jackson sagen. »Ich kann dir ein maßgeschneidertes ordern…«
    »Die gebäudeinternen Sicherheitsanlagen wurden durchbrochen«, sagte das Haussystem laut über Theresas Terminal. »Dies ist keine Übung, Miss Aranow. Ich wiederhole: die gebäudeinternen Sicherheitsanlagen wurden durchbrochen, und dies ist keine Übung! Was soll ich unternehmen?«
    Durchbrochen? Wie konnten die gebäudeinternen Sicherheitsanlagen durchbrochen werden? Es gab Y-Schilde, es gab Sperren… Was sollte sie tun? Jackson war mit Cazie irgendwohin gegangen. Theresa wußte nicht, was sie dem System auftragen sollte. Ein Durchbrechen der Sicherheitsanlagen sollte es doch gar nicht geben!
    Sie sagte: »Alle Türen versperren.«
    »Die Türen sind immer versperrt, Miss Aranow.«
    Natürlich sind sie das! dachte Theresa verstört. »Zeig mir den Bruch.«
    Alle Prosa – ihre und Carlyles – verschwand vom Schirm. Er schaltete auf Holo und zeigte eine Weitwinkelaufnahme des Foyers. Menschen – Nutzer! – drängten zum Lift, der sagte: »Verzeihung, dieser Lift öffnet sich nur für autorisierte Bewohner des Gebäudes und Gäste.« Ein Mann mit einem Handterminal machte etwas damit, und die Lifttür öffnete sich.
    Theresa sprang auf, wobei der Stuhl umfiel. Ihr Herz raste. Fünf Nutzer, vier Männer und eine Frau – Leute mit fliehender Stirn, brutalem Kinn, behaarten Ohren und dickem Hals, gekleidet in alte Winterjacken. In ihrem Wohnhaus! Die Gesichter wirkten zielstrebig und konzentriert, und einer von ihnen hatte ein MobiLink. Woher hatte er es? Aus den Umstellungs -Kriegen? Aber die waren doch seit Jahren schon vorbei… oder? Was sollte sie nur machen?
    »Was… was soll ich machen, Jones? Gibt es Standardrichtlinien für die Vorgangsweise in so einem Fall?«
    »Es existiert eine

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