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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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50 eintragen laßt wie wir’s euch gesagt haben, dann können sich keine Macher nich’ mehr eintragen lassen. Un’ wir, wir haben genug Nutzer für die Mehrheit. Un’ wenn wir siegen, dann können wir das Steuergeld kriegen un’ das Lagerhaus am Regierungssitz des Distrikts auffüllen lassen. Mit allem, wo wir nötig haben. Un’ sagt mir bloß nich’, es gibt keine Sachen, die wo ihr nötig habt!«
    »Klar haben wir Sachen nötig«, sagte ein kleiner älterer Mann mit finsterem Gesicht. »Un’ Teufel noch mal, ich würd’ für dich stimmen, Shockey. Warst ja doch schon mal Bürgermeister, du. Kann mich außerdem entsinnen, ich, daß nich’ alle Kandidaten immer bloß Macher waren, damals, lange eh’ ihr Jungen auf der Welt wart. Aber was ich wissen will, das is’, was für ‘nen Preis wir alle dafür zahlen müssen, wenn wir einen von uns wählen.«
    »Gar keinen«, sagte Shockey.
    »Ah, ‘s gibt immer ‘nen Preis zu zahlen, Junge. Die lassen uns immer bezahlen, die Macher.«
    Shockey wurde böse. »Un’ wie, Max? Was können uns die Macher schon tun, he?«
    »Was können sie nich’ tun? Die haben Waffen, Polizei, die können sogar das gottverdammte Klima verändern, wie ich höre – wenigstens ‘n klein wenig. Wir sin’ besser dran, wir alle, so, wie’s jetz’ is’. Was wir wirklich brauchen, das haben wir, un’ sonst is’ es besser, keine Wellen zu schlagen.«
    »Aber auf diese Weise wird sich nie was ändern!« rief Lizzie. »Da kommen wir nie auf ‘nen grünen Zweig!«
    Der Alte sagte: »Na und? Wennste immer bloß zum Himmel blickst, dann wirste über ‘n Stein stolpern.«
    »Aber…«
    »Aber die haben Macher dabei«, sagte ein anderer Mann plötzlich. »Die sin’ nich’ bloß einfache Nutzer, die wo mit uns über ‘nen Stein stolpern!«
    »Vicki un’ Doktor Aranow sin’…«, begann Lizzie, aber Vicki unterbrach sie und blickte den Mann unverwandt an.
    »Ganz recht. Sie haben Macher dabei. Ich bin Victoria Turner, früheres Mitglied bei der AEGS. Und das ist Doktor Jackson Aranow, Arzt und Eigentümer von TenTech, einer großen Firma. Lizzie kämpft nicht allein. Denn wenn die Macher versuchen, es euch irgendwie heimzuzahlen, solltet ihr die Wahl gewinnen, dann haben Doktor Aranow und ich die Möglichkeiten, das zu verhindern.«
    Jackson starrte sie sprachlos an.
    »Un’ warum?« fragte der Mann. »Warum biste auf Lizzies Seite, du?«
    »Auf meiner Seite«, korrigierte Shockey mit gerunzelter Stirn.
    »Weil ich«, erklärte Vicki, »an dieses Land glaube!« Sie bückte sich nach Shockeys abgestreiften Sachen, die in einem Häuflein zu ihren Füßen lagen, zog die rot-weiß-blaue Rosette von seiner Jacke und streckte sie dem Mann entgegen – in offenkundiger Aufrichtigkeit? – in zynischer Ironie? – Jackson entschied sich schließlich dafür, daß es eine schützende Tarnung ihrer ehrlichen Überzeugung war. Aber Vicki glaubte nicht daran, daß diese Wahl zu einem Erfolg führen konnte, das hatte sie selbst gesagt. Also mußte sie an irgendein tieferes politisches Engagement glauben, bei dem dies hier nur eine erste notwendige Niederlage war.
    Der Mann schnaubte verächtlich, aber er nahm die Rosette. Der Ältere, Max, grinste.
    Abrupt sagte Farla: »Also gut, dann laß mal hören, Shockey, was du so alles tun wirst, wenn wir dich wählen.«
    Irgend jemand kicherte. »Ja, Shockey! Halt ‘ne Wahlrede, du!«
    »Mach ich auch! He, jetz’ hört mal zu, alle! Alle!«
    »Mögen die Waffen schweigen, wenn die Toga spricht«, seufzte Vicki. »Jackson, machen Sie es sich bequem. Sie hören die Stimme des Volkes.«
     
    Es war schon dunkel, als sie Farlas Stamm verließen. Die Debatte hatte den ganzen Nachmittag gedauert – mindestens ebensosehr aus Freude am Streiten, wie Jackson argwöhnte, wie aus dem Wunsch nach Information. Die Leute brüllten herum, spuckten große Töne und beleidigten und bedrohten einander. Nach der Nahrungsaufnahme gingen alle hinein in ihre dunkle warme Höhle mit den klapprigen Stühlen, verhängten Schlafkämmerchen, halbfertigen Handwerksarbeiten und abgehäuteten Kaninchen – und zu einem teuren Terminal mit dem Firmenschild eines Tochterunternehmens von TenTech. Gestohlen? Vicki sah Jackson grinsend an. Y-Kegel hielten die riesige deprimierende Halle warm – waren die Kegel Teil der Lieferung, die er Lizzies Stamm von TenTech aus geschickt hatte? Vielleicht übte auch Shockey sich schon in der Kunst des Stimmenfangs durch Wählerbestechung.
    Bei

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