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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Sonnenuntergang wurde Dirk unruhig. »Er sollte schon heim«, erklärte Lizzie schließlich. »Oma Annie, die wird sich schon Sorgen machen. Doktor Aranow, bitte fliegen Sie uns jetz’ heim.«
    Jackson merkte deutlich, wie beeindruckt die anderen davon waren, daß Lizzie ihn herumkommandierte. Er war zu einem Aktivposten der Wahlkampagne geworden. Und zu einem öffentlichen Verkehrsmittel – ohne seinen Luftwagen hätten diese Leute einen langen kalten Marsch über die Berge vor sich gehabt. Nein… ohne seinen Luftwagen wären sie nicht so lange geblieben und hätten ihre Diskussion abgekürzt. Vicki grinste ihn an.
    »Ich bin so aufgeregt«, sagte Lizzie im Wagen. »Bloß noch ein paar Stunden! Schsch, Dirk, schsch, mein Herzchen. Ein paar Stunden, und viertausendvierhundertelf – oder noch mehr! – Nutzer im Distrikt Willoughby werden sich alle auf einmal eintragen lassen!«
    »Biste sicher, du«, erkundigte sich Shockey, »daß diese Saftsäcke auch alle wissen, wie das on-line gemacht wird?«
    »Sam Bartlett und Tasha Herbert haben es allen Stämmen zweimal erklärt. Alle wissen, was zu tun ist. Es wird funktionieren!«
    Und zu Jacksons Überraschung funktionierte es tatsächlich. Um 23 Uhr versammelten sich mit Ausnahme der kleinen Kinder, die schon schliefen, alle rund um Lizzies Terminal. Sie hatte einen fortlaufenden Zählbogen programmiert: WÄHLER – DISTRIKT WILLOUGHBY, geteilt in zwei Kolonnen: NUTZER und MACHER. Die Zahl unter MACHER in leuchtender, dreidimensionaler Frakturschrift, blieb konstant. Jedesmal, wenn sich die andere Summe um hundert Wähler erhöhte, wehte eine amerikanische Flagge, Musik spielte, und eine winzige Figur drückte einen Knopf auf einer winzigen Wahlmaschine. Flatternde Holo-Bänder, die in simulierten Feuerwerken endeten, strömten von dem Display aus.
    Hinter Jacksons linker Schulter bemerkte Vicki: »Sieht aus wie eine Mischung von Silvester, den Roller-All-Stars und Tammany Hall!«
    »Aufpassen, alle!« schrie Shockey. »Es is’ 23 Uhr 48!«
    Jackson starrte auf den Bildschirm. Plötzlich schoß die NUTZER-Zahl nach oben, schoß noch einmal nach oben und überstieg die MACHER-Zahl. Die Flaggen flatterten wie wild, und die Anwesenden johlten so laut, daß die Melodie von ›Sometimes a Great Nation‹ kaum zu hören war. Annie Francy sagte: »Du gütiger Himmel!«, und die Zahl lief erneut nach oben, und wiederum und so rasch, daß die Ziffern ein Eigenleben zu entwickeln schienen, während das Holo-Feuerwerk explodierte und rundum Nutzer brüllten, einander umarmtem und voller Freude Luftsprünge taten.
    Mitternacht. NUTZER: 4450. MACHER: 4082.
    »Wir haben’s geschafft!« schrie Shockey.
    »Ein Hoch auf den nächsten Distriktsleiter von Willoughby!«
    »Shock-ey! Shock-ey!«
    Shockey wurde an den Füßen gepackt, hochgehoben und auf den Händen gehend durch die Halle geführt – irgendein Triumphritual der Nutzer, nahm Jackson an. Mit einemmal fühlte er sich sehr müde. Sein MobiLink klingelte.
    »Jackson melde dich. Sofort.«
    Cazie. Wie konnte sie so rasch von dem hier erfahren haben? Es war erst sechs Minuten nach Mitternacht! Verfolgte sie rein zufällig obskure Wählerregistrierungen oder hatte sie eine Suchroutine in ihrem System, das sie auch auf die kleinsten außergewöhnlichen politischen Bewegungen aufmerksam machte? Plötzlich hatte Jackson den Wunsch, mit ihr zu reden. Er würde es richtiggehend genießen. Er suchte einen möglichst ruhigen Winkel auf, drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und hielt den kleinen Bildschirm so, daß Cazie den ganzen Raum sehen konnte.
    »Cazie! Was machst du so früh am Morgen?«
    »Wo bist du, Jackson?«
    »Bei Freunden. Warum?«
    »Im Distrikt Willoughby, Pennsylvania, ließen sich soeben ein paar Minuten vor dem Ende der Eintragungsfrist viertausendvierhundertfünfzig Wähler registrieren. Alles Nutzer. Außerdem wurde ein Antrag eingebracht, einen dritten Kandidaten für Ellie Lesters unbesetzte Position eines Distriktsleiters aufzustellen.«
    »Du meinst wohl Harold Winthrop Waylands Position?« sagte Jackson.
    »Er war senil, seine Enkelin hat die Geschäfte geführt. Zu TenTechs beträchtlichem Vorteil, möchte ich anmerken. Ein Distriktsleiter sieht nicht nur zu, daß die Lagerhäuser gefüllt sind, wie du sicher weißt, sondern hinter den Kulissen kontrolliert sein Amt… nein, wahrscheinlich weißt du es nicht. Aber Jackson, dies ist eine ernste Angelegenheit. Gewisse Leute haben so etwas ähnliches erwartet,

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