Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Auf der rechten Schulter hatte er eine merkwürdige Beule, und beim Näherkommen sah Jackson, daß es eine rot-weiß-blaue Blume war, gemacht aus Lagen von grobem, mit Pflanzenfarben gefärbtem Stoff, die man mit Draht zu einer Rosette gedreht hatte.
    »… und dabei haben sie noch nie von den Jakobinern gehört«, murmelte Vicki. Aber der liebevolle Blick, mit dem sie Lizzie bedachte, war unübersehbar.
    »He, Doktor!« rief Shockey. »Kommen Sie mit, Sie, als Verstärkung fürs allerletzte Aufgebot? Da könnten Sie noch was lernen.«
    »Wie wahr, Doktor«, sagte Vicki. »Schließlich machen wir hier aufregende politische Geschichte mit unserer bodenständigen Demokratiebewegung.«
    »Verdammt richtig.« Shockey nickte. Der junge Mann schien um einen Kopf größer zu werden, was die Rosette an seiner ausladenden Schulter eine Handbreit hob. Nichts als heiße Luft, dachte Jackson.
    Lizzie tanzte geradezu vor freudiger Erregung. Ihr schwarzes Haar stand in Richtungen vom Kopf ab, deren schiere Anzahl Jackson nicht für möglich gehalten hätte. »Wenn wir diese Leute dazu kriegen, sich heute noch eintragen zu lassen, dann haben wir dreiundneunzig Prozent Nutzer-Beteiligung, Doktor Aranow! Viertausendvierhundertelf Nutzer-Wähler überwintern im Distrikt. Und Sie sagten doch, daß Susannah Wells Livingston eigentlich keine echte Kandidatin ist, sondern einfach jemand, der gegen Donald Thomas Serrano antreten soll, und Serrano würde die Stimmen von fast jedem eingetragenen Macher bekommen. Das wären viertausendundzweiundachtzig Stimmen. Auch wenn wir diesen Stamm nicht dazu überreden können, sich eintragen zu lassen, sollten wir gewinnen!«
    »Sollte ich gewinnen«, korrigierte Shockey.
    »Also gut – solltest du gewinnen«, sagte Lizzie. Jackson merkte, daß sie in zu gehobener Stimmung war, um sich mit Shockey herumzustreifen. »Wir werden es schaffen!«
    Jackson sah Vicki an; sie nickte. »Sagen Sie es ihr. Vielleicht hört sie auf Sie.«
    »Lizzie…«, begann Jackson und hielt inne. Es widerstrebte ihm, ihr einen Dämpfer aufzusetzen. Wie lange war es her, seit er zum letztenmal echte Begeisterung gesehen hatte – Enthusiasmus für etwas Konstruktives? »Lizzie, eine Mehrheit bei den Eintragungen ins Wählerregister garantiert euch noch keinen Sieg. Es sind drei Monate bis zur Wahl am ersten April, und in diesen drei Monaten wird Donald Serrano alles in seiner beträchtlichen Macht Stehende tun, um die Nutzer zu überzeugen, für ihn zu stimmen. Und jeder einzelne Macher-Politiker wird ihn unterstützen, einschließlich Sue Livingston. Denn wenn ihr siegt, dann könnte das einen katastrophalen Präzedenzfall für die Wahl von Außenseitern in die Regierung schaffen.«
    »Wir sind keine Außenseiter nich’!« wandte Shockey hitzig ein.
    »Für das politische Establishment der Macher seid ihr es. Diese Leute wollen nicht, daß ihr und euresgleichen Entscheidungen treffen, die sie und ihresgleichen berühren. Nicht einmal die kleinen, relativ unwichtigen Entscheidungen, die ein Distriktsleiter zu treffen hat. Sie wollen euch draußen halten. Und das werden sie zu erreichen versuchen, indem sie die Stimme jedes einzelnen registrierten Wählers im Distrikt Willoughby kaufen. Mit Y-Kegeln, Musiksystemen, MedRobs, Genußmitteln, Rollern und mit jedem anderen materiellen Vergnügen, das sie im Moment bieten können – und das ihr für die Zukunft nur versprechen könnt.«
    Lizzie senkte ihre finstere Miene über das Baby. »Und Sie meinen, daß wir darauf hereinfallen? So einfach gekauft zu werden?«
    »So einfach kauft man euch seit nahezu hundert Jahren«, erwiderte Jackson mit ruhiger Stimme.
    »Aber jetz’ nich’ mehr! Jetz’ sin’ wir anders als früher! Seit der Umstellung. Wir brauchen euch jetz’ nich’ mehr!«
    »Und darum möchten wir, daß Sie uns jetzt in Ihrem Flugwagen transportieren«, warf Vicki ein. »Verdienen Sie sich Ihr Brot, Jackson. Lizzie, Shockey, rein in den Wagen.«
    Sie gehorchten. Vicki wies Jackson den Weg, und die vier flogen minutenlang schweigend über das rauhe Land, das mit den Spuren des Winters übersät war: vom Wind abgebrochene Äste, verdorrtes Gestrüpp, abgestorbene, nasse Blätter, Mulden, in denen tiefer Schnee lag. Schließlich sagte Jackson: »Wollt ihr, daß ich direkt bei ihrem… Lager lande? Oder sollten sie besser nicht sehen, daß ein Macher an diesem Nutzer-Projekt beteiligt ist?«
    »Sie kommen auch mit«, entschied Lizzie zu seiner Überraschung. »Grade

Weitere Kostenlose Bücher