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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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diese Leute, die sollten Sie sehen.«
    Der Stamm verbrachte wie so viele andere den Winter in einer aufgelassenen Nahrungsmittelfabrik. Jackson nahm an, daß diese hier einst die Äpfel aus den inzwischen verwilderten Obstplantagen verarbeitet hatte, die sich über die nahen Hügel hinwegzogen. Niemand kam heraus, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Lizzie, den immer noch schlafenden Dirk auf dem Arm, führte die anderen um das Gebäude herum, wo auf dem Nährplatz unter dem üblichen Plastikzelt das Mittagsmahl gerade in vollem Gange war.
    Sechzig oder siebzig Nutzer lagen oder saßen nackt auf dem aufgewühlten Erdreich und absorbierten Nährstoffe und Sonnenlicht. Eine Sekunde lang dachte Jackson an Terry Amorys Party, zu der Cazie ihn mitgeschleppt hatte. Aber die Gefahr, die beiden miteinander zu verwechseln, bestand nicht. Diese Nutzer hier gehörten – nun, Jackson war es peinlich, sich seine Gefühle eingestehen zu müssen, denn in seinen Augen handelte es sich dabei um die schlimmste Art seelenloser Menschenverachtung –, diese Nutzer gehörten in die Kategorie einer Ellie Lester. Und das war die Wahrheit: die Nutzer waren abstoßend.
    Haarige Rücken, Hängebrüste, schlabbrige Bäuche und Hüften, plumpe Proportionen, Gesichter, deren Details entweder zu eng beieinander standen oder zu weit auseinander oder nicht zueinander paßten. Völlig unerheblich, daß die Haut dieser Leute dank des Zellreinigers glatt, gesund und fleckenlos war. Seit seiner Zeit als Praktikant an der Klinik hatte Jackson in erster Linie GenMod-perfekte Körper zu Gesicht bekommen. Und jetzt erinnerte er sich wieder, wie grundlegend häßlich der Großteil der Menschheit vergleichsweise war.
    »Ein schlimmer Schock, wie?« murmelte Vicki in sein Ohr. »Sogar für einen Arzt. Homo sapiens heißt Sie willkommen. ›Der Aristokrat unter den Tieren‹, wie Heinrich Heine bemerkte.«
    Ohne sich lange mit Vorreden aufzuhalten, sagte Lizzie: »Sin’ wieder da, wir, weil wir noch über diese Wahl mit euch reden müssen. Janet, Arly, Bill, Farla – he, hört zu, ihr!«
    »Haben wir denn ‘ne andere Wahl?« erwiderte eine schlaffe, nackte Frau mittleren Alters feixend. Sie hatte Hinterbacken wie geschrumpfte Luftballons. »Lizzie, komm, gib mir mal den kleinen Wonneproppen da!«
    Lizzie reichte ihr Dirk und stieg aus ihren Kleidern. Shockey und Vicki folgten ihrem Beispiel ohne die geringste Verlegenheit. Grinsend sah Vicki Jackson an: »Wenn du in Rom bist…«
    Er hatte nicht vor, sich von ihr – oder von irgend jemand anderem hier – einschüchtern zu lassen. Er zog sich Jacke und Hemd aus.
    »Oooooh, hübsch!« kommentierte die Frau, die jetzt Dirk hielt, und lachte über Jacksons Verlegenheit. »Aber sag mal, Lizzie, wofür hast’n mitsamt deinem sogenannten Kandidaten auch noch das Macher-Pärchen da angeschleppt?«
    »Da gibt’s kein sogenannt nich’, Farla«, sagte Shockey gutmütig. »Bin der nächste Distriktsleiter von Willoughby, ich!«
    Farla grinste. »Klar biste das.«
    Jackson hatte ein Problem. Er stand da und öffnete langsam den Verschluß seiner Hose… so langsam es nur ging. Die Nutzer waren gewöhnt an die allgemeine Nacktheit auf dem Nährplatz – genau wie die Macher auch, aber dort hatte die Aufnahme von Nahrung auf sanft erleuchteten und parfümierten privaten Nährböden sehr oft einen sexuellen Anstrich. Hier waren junge Männer wie Shockey in nacktem Zustand völlig entspannt. Gelassen. Schlaff. Jackson hingegen hatte ohne jeden ersichtlichen Grund eine Erektion.
    »Nur weiter, Jackson«, sagte Vicki leise hinter ihm, »lüften Sie schon den Schleier vom GenMod-Familienschmuck.«
    Ärgerlich fuhr er herum – warum versuchte sie immer, alles noch schlimmer zu machen? –, und augenblicklich war alles noch schlimmer. Ihr nackter Körper war so schön, daß ihm fast schwindlig wurde: kleinere Brüste als Cazie, aber höher; eine schmalere Taille, schlanke Hüften, lange Beine… Ihr Schamhaar war rötlich blond, ein hübscher, leichter Flaum, ein Schleier über…
    »Meine Güte«, sagte Vicki, »da hat die Familie aber einiges ausgelegt dafür.« Und dann, einen Augenblick später mit ganz anderer Stimme: »Kommen Sie schon, Jack, lachen Sie! Es ist komisch, merken Sie nicht einmal das?«
    Er lachte übertrieben hohl und langsam und gab sich Mühe, ironisch zu wirken. Er wußte, daß es ihm nicht gelang.
    Lizzie spulte ihre Werbekampagne ab. »Wenn ihr euch alle heut nacht zwischen 23 Uhr 15 un’ 23 Uhr

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