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Bettler und Hase. Roman

Bettler und Hase. Roman

Titel: Bettler und Hase. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuomas Kyrö
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Börsenwert steil bergab.
    »Ich musste nehmen, was ich kriegen konnte. Vorm Sozialamt Vantaa-Tikkurila schleppte ich eine potthässliche Schlampe aus Vantaa-Koivukylä ab, die ich behielt, weil ein Jegor nicht allein schläft. Unfassbare Topflappentitten, ein Arsch wie ein Sitzsack, faustgroße Cellulite-Dellen. Aber sie war warm und eine Frau.
    Und sie war der Meinung, dass man einen Jegor nicht kränken darf, solange er so ein geiles Auto fährt. Solange sie den Siebener BMW mit Heckantrieb unter ihrem breiten Arsch hatte, ging es durch dick und dünn. Elektrisches Schiebedach, DVD , Kühlschrank und Turbolader, alles drin. Alles, was man sich wünscht; Barzahlung – sag einfach, welche Währung.«
    Aber dann wurde Jegor Kugar von seinem Arbeitgeber der Dienstwagen weggenommen. Eines Morgens stand anstelle des BMW ein Lada Niva vor der Tür, Baujahr 1985 , bei dem eine Scheibe durch Pappe und Klebestreifen ersetzt worden war und der noch einen Tropfen Sprit im Tank hatte. Für genau so ein Auto hatte Jegors Mutter im Land der Sowjets Schlange gestanden, ohne je eines zu bekommen. Am Lenkrad war mit einem eingerammten Messer eine Nachricht befestigt, in der die Bedeutung des Augenmaßes besonders hervorgehoben wurde. Jegor solle froh sein, überhaupt ein Auto zu haben. Darauf ging Jegor zur nächsten Tankstelle und füllte für einen zerknitterten Fünfeuroschein eine Limoflasche mit Achtundneunziger.
    »Aufträge kamen keine rein. Ich rief alle Nummern an, unter denen sich früher die Leute fröhlich gemeldet und gesagt hatten, mach da einen Job, erledige hier was, hol eine Ladung Plasmafernseher in Kerava ab und verkauf sie in Malmi weiter. Hol drei Weiber aus Tschechien und bring sie für eine Woche in eine Privatwohnung in Helsinki.
    Zuerst reagierten alle wütend. Dann meldete sich keiner mehr.
    Richtig geil, so unbrauchbar zu sein. Thanks, Vatanescu.
    Und dann kam der höllische Winter und vereiste Eier, Autos und Eisenbahn. Ich bestellte mir im Internet Kamagra, das billigere Viagra, damit ich überhaupt bumsen konnte, damit wenigstens etwas in meinem Leben noch funktionierte. Ich warf die Pillen ein und hatte eine Minute später einen steinharten Ständer. Meiner Alten sagte ich, das mit dem Anziehen könne sie für diesen Tag vergessen. Sie war da grundsätzlich anderer Meinung.
    Und sie gab zu, dass sie sich schämte, vorn in einem kalten Lada zu sitzen. Für den Besitzer eines kalten Autos könne sie keine Wärme aufbringen. Sie meinte, sie wäre gern die Braut eines reichen Russen gewesen, aber einen Armen könne sie auch unter den Finnen finden.
    War verdammt schwer, ihr zuzuhören, weil mein Schwanz dabei im XL -Format am Japsen war. Die Alte erzählte, als sie klein war, hätten sie einen Lada gehabt, und sie quatschte was von Trauma und Klassenkampf. Jeden Sommer wären sie nach Mänttä getuckert, im Radio hätten angeblich Sinikka Sokka und die Bärte gesungen. Was erzählte die mir so was? Ich hab keine Ahnung, wer oder was das überhaupt gewesen sein soll.«
    Und so saß Jegor Kugar nackt auf dem Küchenhocker, mit einer Erektion zwischen den Leisten, die sich als sinnlos erwies. Jedenfalls packte seine Freundin, Lebensgefährtin, Alte, wie immer man sie auch nennen sollte, Kaarina also, ihre Sachen in eine Plastiktüte und verließ die Wohnung. Jegor war nicht fähig, etwas zu unternehmen, etwas zu verhindern, etwas zu erzwingen, er war nicht mal fähig, mit einer Bierdose zu werfen, obwohl er damit bislang noch immer jede Beziehungskrise gelöst hatte. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Unten stieg Kaarina in ein Auto, das vor der Haustür parkte.
    »War so ein Ex-Eishockeyspieler. Ich hatte die Tussi an einen Niko aus Hyvinkää verloren!
    Die erste Nacht allein machte mich fertig. Danach schlief ich nur noch mit Tabletten, und tagsüber schmeckten sie mir auch. Ich machte eine letzte Runde bei meinen Untergebenen, holte mir bei Piritta und Marketta in der Vaasankatu Bargeld für eine Woche, und von den vier Bettlern, die noch übrig waren, ließ ich mir alles geben, was sie hatten. Dann zog ich mich in meine Bude zurück.
    Mein Körper war es gewohnt, mindestens einmal am Tag zu ficken. Wenn das nicht klappt, setzt sich erdrutschartig Schlacke in meinem Kopf fest. Dann ist es mit der Konzentrationsfähigkeit vorbei, die Nerven sind hin, man trifft falsche Entscheidungen oder überhaupt keine.
    Ich lag schwitzend auf der Matratze, zitterte, es war genau das gleiche Schlottern und die

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