Between Love and Forever
aufgeregt.«
Er schaut mich an, als wollte er sagen: Du lügst. Und es stimmt, ich lüge, und warum, verdammt noch mal, vermassle ich alles?
»Okay, du hast recht«, gebe ich zu. »Ich reg mich auf, aber ich will kein Mitleid von dir, klar? Das ist echt das Letzte, was ich brauche.«
»Ich hab doch nicht ...«
»Doch, hast du. In Traurigkeit ertrinken? So siehst du mich also? Im Ernst?«
»Ja.«
Und das war’s. Ein einziges Wort. Aber es klingt nicht so, als ob er mir irgendwas hinreiben will. Sondern er sagt einfach die Wahrheit und ich drehe mich um und will schon wieder vor ihm davonlaufen.
»Nein, warte«, sagt er, fasst mich am Arm und ich bleibe stehen. »Wenn ich nur ... Ich meine, ich seh doch, was du hier machst. Dass du jeden Tag herkommst, nie die Hoffnung aufgibst, und du bist so wild entschlossen dabei. Ehrlich, ich wär auch gern wie du.«
Ich zwinge mich, ihn anzusehen. Ich muss etwas sagen, die Aufmerksamkeit wieder auf ihn zurücklenken, weil ich nicht glauben kann, dass er Dinge in mir sieht, die nicht schäbig oder schrecklich sind. »Damit du wieder nach Hause zurückkannst?«
»Damit ich ... ach, nicht nur das, sondern noch viel mehr«, sagt Eli und steckt seine Hände in die Hosentaschen. »Also was ist? Sollen wir uns morgen wieder treffen?«
»Morgen ist Samstag.«
»Ich weiß.«
»Ich komme abends«, sage ich und es ist mir nicht peinlich, dass ich nichts anderes vorhabe, keine Party, keine Verabredung, nichts. Ich war noch nie am Wochenende abends mit einem Jungen weg. (Und tagsüber auch nicht.) »Meine Eltern sind den ganzen Tag da, aber man kann bis acht Uhr abends bleiben, also komme ich meistens so gegen sieben.«
»Okay.«
»Oh«, entfährt es mir. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er tatsächlich kommen würde. Dass er keine anderen Pläne hat.
Andererseits weiß ich inzwischen, dass Eli viel komplizierter ist, als ich dachte.
»Okay, denn treffen wir uns im Warteraum vor Tess’ Station?«, sagt er.
Ich nicke, drehe mich um und gehe zum Fahrradständer.
»Bis dann«, ruft er mir nach, aber ich überhöre es. Eli ist nicht nur komplizierter, als ich dachte, sondern auch interessanter.
Er ist ...
Nein, halt. Vergiss es. Er ist für Tess, nicht für dich. Tess wird aufwachen. Ihn sehen. Und er sie. Mehr braucht es nicht. Das war immer so und dann gehört er ihr und ich ...
Ich bin froh darüber.
Ehrlich.
Kapitel 22
Erst als das Flussufer von Ferrisville in Sicht kommt, fällt mir siedend heiß ein, dass ich gar nicht mehr zu Tess gegangen bin. Ich war so in dieses merkwürdige Gespräch mit Eli vertieft, dass ich es völlig vergessen habe.
Ich habe Tess vergessen.
Zerknirscht schleiche ich nach Hause, wo Mom und Dad im Wohnzimmer auf mich warten, als wüssten sie, was ich getan habe.
Aber sie wissen nichts, denn als ich hereinkomme, sagen beide »Hallo« und Moms Stimme ist warmherzig wie immer, wenn auch ein bisschen angespannt, und Dad klingt irgendwie fern – und sieht auch so aus.
Mom sagt zwar immer, dass ich ihm ähnlich bin, aber im Augenblick erinnert er mich mehr an Tess, so wie sie zu Hause war, wenn sie nicht ihre Fassade wahren musste. Er starrt in die Luft, als sei er gar nicht da, als seien wir nicht da. So wie Tess früher manchmal. Zum Beispiel, als Claires Schwangerschaft aufgeflogen ist oder als sie direkt vor ihrem Unfall vom College nach Hause kam.
Damals dachte ich, dass sie vom College gestresst sei, aber jetzt fällt mir das Gespräch mit Beth ein und dass Tess angeblich ausziehen wollte. Hat Tess schon wiedereine Freundschaft in den Sand gesetzt? Und hat Beth etwas gemacht, das Tess ihr nicht verzeihen konnte?
»Was ist los?«, frage ich Dad, der mich anblinzelt, als hätte er mich nicht hereinkommen sehen, obwohl er doch Hallo gesagt hat.
»Ach, nichts, mach dir keine Sorgen«, sagt Mom und schaut kurz zu mir, dann wieder zu Dad, der sie so böse anfunkelt, dass ... Also wenn ich Mom wäre, würde ich ihm eine knallen.
»Nichts?«, wiederhole ich. Meine Stimme wird laut und Mom schaut wieder mich an.
»Nicht jetzt, Abby ...«
»Nicht jetzt? Was, zum Teufel ...«
»Geh in dein Zimmer rauf«, sagt sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet, und ich stürme stattdessen nach draußen und knalle die Tür hinter mir zu, so laut ich nur kann.
Dann schleiche ich außen herum zum Wohnzimmerfenster und kauere mich darunter, sodass sie mich von drinnen nicht sehen können.
»Du weißt, was der Arzt gesagt hat, Dave«, sagt
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