Beuterausch
trippeln sie Stück für Stück auf sie zu.
Drei kleine braune Mäuse, die schließlich das Essen vor ihr finden und tun, was sie nicht tun wird.
Teil zwei
Teil Zwei
13
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Es war ein strahlender Morgen, und die Luft war frisch, ehe die Hitze den Tag in ihren Griff nahm. Er fuhr mit offenen Fenstern gemächlich über die Küstenstraßen zur Arbeit. Bei dem Ausblick musste er an sie denken und daran, wo sie gewesen war – ohne die Ablenkung der Quickie Marts und Robin’s Donuts und Captain Submarines am Straßenrand. Er dachte an sie, wie sie die kanadische Küste entlangwanderte. Die ganze Zeit allein.
Er konnte die Strecke in einer halben Stunde schaffen, aber heute brauchte er eine Dreiviertelstunde, ehe er am Coast Tide Inn und dem Old Curiosity Shoppe und dann an der Bibliothek und dem Gericht vorbei ins Zentrum der Stadt kam. Er parkte den Escalade auf dem üblichen Platz vor dem Buchladen und stieg die Freitreppe zu seinem darüberliegenden Büro hinauf.
Betty saß natürlich schon vor ihrem Computer. Sie trug das hübsche grüne ärmellose Kleid, von dem sie wusste, dass es ihm gefiel, und das so gut zu ihren roten Locken passte. Sie begrüßte ihn mit den gewohnten Lächeln und einem Guten Morgen, Mr. Cleek. Einundzwanzig und diensteifrig und zuckersüß.
»Morgen, Betty. Wie ist es mit Mrs. Oldenberg gelaufen? War sie mit den Dokumenten zufrieden?«
»Sie hat sie nicht mal gelesen. Hat sofort unterschrieben.«
»Prima. Obwohl ich immer davon abrate.«
Sie sah auf ihren Schreibtischkalender.
»Sie sind um zwölf mit Dean zum Essen verabredet. Um zwei haben Sie einen Gerichtstermin und um halb vier ein Meeting mit den Vertretern von Exxon. Werden sie wirklich McAllens Haushaltswarenladen abreißen?«
»Nicht wenn der Stadtrat und ich es verhindern können. Das Letzte, was wir brauchen, ist eine Tankstelle drei Blocks neben der Royal Bank of Canada. Sind die DeFuria-Akten fertig?«
»Ich muss nur noch die Letzte hier ausdrucken.«
»Gut, bring sie rein, wenn du so weit bist, zusammen mit einer Tasse Kaffee, dann sehen wir sie uns an. Danke, Betty.«
Betty hatte diesen seltsamen Spleen, diese Angewohnheit. Immer wenn sie sich von einem Gespräch mit ihm oder jemand anderem wieder ihrem Computer zuwandte, so wie jetzt, holte sie tief Luft, als setzte sie zu einem Tauchgang an. Dadurch drückten sich ihre auch so schon üppigen Brüste gegen das, was immer sie trug.
Er hatte sich des Öfteren überlegt, wie diese Brüste wohl aussahen, ohne das, was immer sie trug. Aber er war Anwalt und sie Anwaltsgehilfin, und sie wussten beide über Belästigung am Arbeitsplatz und die entsprechenden Klagen Bescheid. Er war sich ziemlich sicher, dass Betty auf ihn stand. Aber trotzdem.
Vielleicht würde er irgendwann einen Grund finden, sie zu entlassen. Aber auf die sanfte Tour. Es musste ein Grund sein, den sie akzeptieren könnte. Ein wichtiger Klient könnte sich bitter über sie beklagen. Was konnte man da schon tun? Mein Gott, Betty, aber du kennst ja diese reichen Typen. Sie bekommen immer ihren Willen.
Sie war jedoch ziemlich gut in ihrem Job. Es wäre schade, sie zu verlieren. Aber man konnte nie wissen.
Peg sah zu, wie ihre Klassenkameradinnen auf dem Sportplatz Dehnübungen machten. Auf den Tribünensitzen tat einem der Hintern weh, aber es war besser als da unten.
Mrs. Jennings Pfeife schrillte. So laut, dass Dee Dee Hardcoff die Hände auf die Ohren drückte. Peg hasste die verdammte Trillerpfeife – sie alle hassten sie. Die Mädchen stellten sich auf den Bahnen auf. Ihre Lehrerin trug die Highschool-Farben. Grüne Shorts, weiße Bluse. Sie hatte keine nennenswerten Brüste und kurze stämmige Beine und lief wie ein Mann. Peggy fragte sich, ob sie lesbisch war. Sie war verheiratet, aber das bedeutete heutzutage nicht mehr viel.
»Okay, acht Runden, Mädels.«
Wieder ertönte die Pfeife. Die Schülerinnen schienen kollektiv zu seufzen und trabten los. Mrs. Jennings sah sie auf der Tribüne sitzen und kam zu ihr herüber.
»Peg? Geht’s dir heute mal wieder nicht gut?«
Offensichtlich, hätte sie am liebsten gesagt. Der Tonfall der Frau gefiel ihr überhaupt nicht. Es lag eine Spur Sarkasmus und eine Spur Anklage darin. Aber als Lehrer musste man sich nun mal ein Dreck um seinen Tonfall kümmern.
»Nein. Nicht besonders.«
»Kann ich dein Attest sehen?«
Sie kramte in ihrem Rucksack nach dem Zettel aus der Krankenstation. Reichte ihn hinüber.
Die Frau schien ihn eine halbe Ewigkeit
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