Beuterausch
Mäuse übrig gelassen haben, entfernt und sie wieder in eine stehende Position gezogen. Es gibt nur wenig Spiel, aber immerhin. Sie bewegt ihre Handgelenke hin und her und versucht, die Schrauben zu lockern, aber sie bleiben fest und unnachgiebig, obwohl sie schon den ganzen Tag daran arbeitet und ihre Gelenke wund sind. Sie hat es mit stetem Druck probiert. Sie hat ruckartig daran gerissen. Außer blutigen Handgelenken hat sie nichts erreicht. Sie findet sich mit dem Schmerz ab und versucht es erneut.
Sie spürt etwas und hält inne, lauscht. Es ist jemand an der Tür. Der Keil nachmittäglichen Sonnenlichts unter der Tür flackert durch die Bewegung. Sie schnüffelt.
Es ist nicht der Mann. Der Mann hat den Geruch von Blumen und Moschus an sich. Sie bleibt still stehen, und ein Augenblick verstreicht. Niemand tritt ein. Dann hört sie Stimmen, die entfernte verärgerte Stimme der Frau – und danach die abwehrende Stimme des Jungen, gleich hinter der Tür.
Sie glaubt, sie weiß, warum er dort war.
»Brian! Junger Mann! Was glaubst du eigentlich, was du da machst!«
Er drehte sich zu seiner Mutter um, die erhitzt und verärgert mit seiner Schwester auf der Veranda stand.
»Ich wollte nur nachsehen, ob es ihr gut geht.«
»Soll ich das deinem Vater erzählen? Komm her. Sofort.«
Verdammt, das war sowieso ein Fehlschlag. Er war aus dem Bus gestiegen und in Rekordzeit die Einfahrt hinauf und zum Vorratskeller gelaufen, aber dort hatte er feststellen müssen, dass die Tür zu dicht mit dem Rahmen abschloss, als dass er einen Blick hätte hineinwerfen können. Was er brauchte, war ein Astloch oder so. Aber es gab keins.
Er richtete sich auf, schnappte sich seine Umhängetasche und trottete zum Haus.
Seine Schwester biss einem kopflosen Keks den Arm ab.
»Willst du ein Männchen?«
Sie streckte ihm eines entgegen. Seine Mutter sah ihn immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen finster an wie irgend so ein Typ beim Militär, aber seine Schwester schien das kaum mitzubekommen. Er nahm den Keks, legte ihn sich auf die Handfläche und verpasste ihm mit der anderen Hand einen Karateschlag.
»Hey«, sagte Darlin’, »du musst zuerst den Kopf essen!«
»Nein, ich nicht. Ich haue sie in Stücke. Danke, Schwesterchen.«
Er ging an ihnen vorbei durch die Fliegengittertür, die seine Mutter für ihn aufhielt, und nach oben in sein Zimmer.
Kein schlechter Keks. Er biss ein Bein ab und kaute.
Sie fuhren mit dem Escalade nach Hause, und ihr Vater hing wie üblich an seinem Handy.
»Verdammt, Dean, es hat mir wirklich keinen Spaß gemacht, einen Scheck auszustellen, der mich einen guten Nachbarn kostet, aber wenn es schon jemand tun musste, dann bin ich froh, helfen zu können. Klar. Klar. Gern geschehen. Ich hätte Lust, mit dir zusammen eine der Flaschen zu leeren, aber ich muss heute Abend wegen einer Familienangelegenheit zu Hause bleiben. Ein anderes Mal, ja? So gefällst du mir. Okay, ich ruf dich an. Bis dann, Dean.«
Er ließ das Telefon zuschnappen.
Ihr Vater wirkte sehr zufrieden mit sich, dachte sie. Sie wollte gar nicht wissen, warum.
Er griff in seine Jackentasche und zog eine Schachtel Winstons und sein Feuerzeug heraus. Schüttelte eine Zigarette hervor und zündete sie an. Rauch zog in ihre Richtung.
»Dad? Könntest du das lassen? Ich meine, es ist nicht gut …«
Er warf ihr einen Blick zu. Doch dann drückte er auf den Knopf und ließ die Scheibe hinunter und schnippte das verfluchte Ding raus. Wenigstens dieses Mal hatte sie gewonnen.
»Besser?«, fragte er.
»Besser.«
Als Brian sie auf den Hof fahren sah, war er schon von der Veranda herunter und hatte sein einnehmendstes Lächeln aufgesetzt, ehe sie die Autotüren öffnen konnten. Peg würde ihn durchschauen. Sein Vater nicht. Und es war Dad, bei dem er sich einschmeicheln musste, nur für den Fall, dass seine Mutter die Sache mit dem Keller erwähnte.
Wie immer, seit er dreizehn Jahre alt geworden war, bot Dad ihm seine Hand an. Er schien richtig guter Laune zu sein. Hervorragend. Sie schüttelten sich die Hände.
»Vergiss nicht die Hunde«, sagte er zu Peg. Sie bellten schon.
»Brian ist dran.«
Sie ging an ihnen vorbei zur Veranda. Sie hingegen sah nicht aus, als hätte sie gute Laune. Ihr Pech.
»Brian?«
»Bin schon unterwegs!«, sagte er.
Aber er dachte: Diese beschissenen Hunde.
Er ging zur Scheune und schob das Tor auf, und die Hunde kläfften, als wäre er ein verdammter Axtmörder, der kam, um sie in Stücke zu
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