Beuterausch
Vicki? Selbst wenn wir seit weiß Gott wie vielen Jahren keine Gäste mehr zum Grillen bei uns hatten?
»Ach, ich weiß nicht, es herrscht so ein schreckliches Chaos bei uns.«
»Ist das nicht immer so, wenn man die Kleinen herumspringen hat?«
»Da hast du recht. Aber die Großen sind auch keine richtige Hilfe. Ich muss mich beeilen, Vic. Bis bald, okay?«
»Klar. Bis bald.«
Sie gingen in verschiedene Richtungen den Gang entlang.
Gäste, dachte sie. Kinder, die überall herumrennen. Die Scheune. Der Vorratskeller. Im Leben nicht.
Er reichte Betty seine Aufzeichnungen aus dem Aktenkoffer. Mit der unversehrten Hand.
»Okay«, sagte er. »Hier ist der Entwurf unseres Vertrags. Alle Zahlen und Daten stehen hier drin. Standardkaufvertrag. Wenn du fertig bist, schick ihn Dean zum unterschreiben, zusammen mit dem ersten Scheck. Und sende ihm auch eine Kiste Dewar’s Whiskey, wenn du gerade dabei bist.«
Betty nickte, blieb dann aber einen Augenblick lang einfach vor seinem Schreibtisch stehen.
»Mr. Cleek? Darf ich etwas sagen?«
»Natürlich, Betty? Was ist denn?«
Er fragte sich, ob sie wusste, wie niedlich sie aussah, wenn sie ihre Stirn so in Falten legte.
»Es geht mich wirklich nichts an. Aber sind Sie sicher, dass Sie sich bei dieser Wirtschaftslage nicht …«
»Übernehmen?«
Er hatte darüber nachgedacht. Wenn seine Aktien gewaltig an Wert verlören oder jemand in seiner Familie ernsthaft erkrankte, könnte er in Schwierigkeiten geraten. Das war durchaus möglich. Betty kannte seine Finanzen wahrscheinlich besser als Belle, daher konnte er ihre Besorgnis verstehen. Aber Deans Preisvorstellung war lächerlich niedrig.
Na ja, sie war lächerlich niedrig geworden nach ihrer kleinen Unterhaltung heute beim Mittagessen.
»Ich bin mir sicher, Betty. Mach dir keine Sorgen. Das ist übrigens ein reizendes Parfüm. Neu, oder?«
Wenn sie errötete, war sie ebenfalls süß.
»Gefällt es Ihnen?«
»Es ist wirklich toll.«
»Danke!«
Erst jetzt bemerkte sie seinen Verband. Verdammt, der war wirklich groß. Sie griff nach seiner Hand.
»Um Gottes willen, was haben Sie denn gemacht, Mr. Cleek?«
Ihre Hände waren glatt und weich. Dann schien sie zu bemerken, dass ihr gerade eine kleine Indiskretion unterlaufen war. Sie ließ ihn los.
Er hielt seinen Finger hoch, als untersuchte er ihn.
»Ich bin einer gut riechenden Dame zu nah gekommen, und sie hat einfach …«
Er ließ die Zähne zuschnappen. Klack.
Betty lachte, schüttelte den Kopf über ihn, als wollte sie sagen: Sie sind vielleicht ein Witzbold, dann wandte sie sich zum Gehen.
Je offensichtlicher, desto unauffälliger, pflegte sein Vater zu sagen.
Ja, manchmal jedenfalls.
14
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Es gab Zeiten, da hatte Belle den Eindruck, ihre Tochter benahm sich wie ein Welpe, und dies war so ein Moment. Darlin’ stand direkt neben ihrer rechten Hüfte und war ungeduldig wie ein junger Hund zur Futterzeit, während sie den Plätzchenteig rührte. Belle schaltete den Standmixer aus, klappte die Quirle nach hinten und beschloss, ihre Tochter zu necken.
Sie löste einen Quirl heraus und klopfte ihn an der Schüssel ab. Dann strich sie mit dem Finger darüber. Probierte den Teig. Hmmm, sagte sie.
»Hey!«
»Was ist?«
»Gib mir was!«
»Ist das eine nette Art zu fragen?«
»Bitte, Mama? Ich hab dich lieb!«
»Schon viel besser.«
Sie beugte sich vor, gab ihr einen Kuss auf die Wange und reichte ihr den Quirl. Darlin’ setzte sich und machte sich an die Arbeit.
»Können wir die kleinen Männchen machen?«
Belle holte eine Plätzchenform aus der Schublade. Einen Elefanten.
»Diesen?«
»Nein.«
Als Nächstes einen Dinosaurier. »Diesen?«
»Nein.«
Dann einen Vogel. »Wie wär’s damit?«
»Neeeiiin.«
Und schließlich den, den sie die ganze Zeit gewollt hatte. Den Pfefferkuchenmann. Obwohl es Vanilleplätzchen werden würden.
»Ja!«
Darlin’ streifte mit der Spitze ihres kleinen Fingers den letzten Plätzchenteig vom Quirl ab.
»Glaubst du, die Tierfrau wird ein Keksmännchen essen?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt schon mal ein Plätzchen gegessen hat.«
»Warum ist die Frau hier?«
»Papa hilft ihr. Du hast doch gehört, was er gesagt hat.«
»Kann ich jetzt den anderen haben?«
»Klar, Süße.«
Sie klopfte den losen Teig ab und gab ihrer Tochter den zweiten Quirl. Unterhaltung beendet. Gut, das war ja einfach, dachte sie.
Am Morgen hat der Mann die zerbrochene Schüssel und das wenige, das die
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