Beuterausch
ins Wasser. Verdammt! Das ist sauheiß! Er verbrennt sich fast die Finger. Versuchsweise bringt er die Seife zum Schäumen, während Brian mit der Schaufel die Treppe hinuntergestürmt kommt. Er glaubt, das wird gut funktionieren.
»Schrubbst du sie sauber, Dad? Ich hab noch nie jemanden gesehen – oder gerochen –, der so eklig war! Mein Gott!«
Sein Sohn grinst.
»Zusammen mit deiner Mutter. Aber erst musst du ihren Dreck wegmachen.«
»Ich?«
»Ja, Brian. Du.«
Das Grinsen ist jetzt erloschen. Cleek kann es dem Jungen nicht verübeln. Diese Aufgabe würde niemand gern übernehmen. Ihre Scheiße ist komplett neben die Tupperschüssel gefallen, aber zumindest der Großteil ihrer Pisse ist darin.
»Nimm die Schaufel und einen dieser Lappen hier. Wir müssen eben hinter ihr herwischen, bis wir ihr beigebracht haben …«
»Aufs Töpfchen zu gehen?«
Das Grinsen ist zurückgekehrt. Sein Sohn ist ziemlich robust.
»Genau.«
Brian macht sich an die Arbeit. Und es entgeht Cleek nicht, dass der Junge den straffen langen Beinen genauso viel Aufmerksamkeit schenkt wie seiner Aufgabe. Brian zeigt auf die Überreste des Essens und der Schüssel.
»Das auch?«
»Ja. Wir lassen sie eine Weile übers Essen nachdenken.«
Als Brian fertig ist, steht er einfach mit der Schaufel in der Hand da.
»Gut. Jetzt verzieh dich.«
»Aber ich kann euch helfen …«
Er sieht seinen Sohn an. Dieser Blick bringt ihn immer sofort zur Räson, und heute ist es nicht anders. Nichts gegen ein wenig Spaß, aber Cleek hat nicht vor, seinen Sohn eine erwachsene Frau abschrubben zu lassen. Brian seufzt und trottet zur Treppe.
»Und mach die Tür hinter dir zu.«
Cleek schaltet die Deckenbeleuchtung ein und zieht sich Gummihandschuhe über. Die Kellertür schlägt zu.
Belle steht hinter ihm und dreht nervös den Hochzeitsring um den Finger.
»Vielleicht solltest du den abnehmen«, sagt er. »Und die hier anziehen. Das wird eine schmutzige Sache.«
Er beobachtet, wie sie den Ring vom Finger zieht und in die Tasche ihrer Bermudashort steckt. Ihm fällt auf, dass Belle während der ganzen Zeit hier unten nicht ein einziges Wort gesagt hat. Vermutlich ist sie nicht gerade zuversichtlich, was die ganze Angelegenheit angeht. Er wünscht, es wäre anders, doch er kennt seine Frau. Sie war schon immer eine ängstliche Natur. Als er sie als Jugendlicher kennenlernte, fand er das anziehend. Jetzt nicht mehr.
Sie zieht die Gummihandschuhe über.
»Schnapp dir einen Eimer.«
Sie gehen bis auf einen Meter an die Frau heran und stellen die Eimer ab. Er taucht den Waschlappen in das dampfende Wasser, schäumt die Seife auf und drückt der Frau den Lappen auf die Stirn und
sie riecht es lange, bevor es sie berührt, eine widerliche Mischung aus Fetten und anderen Gerüchen einer fremden Welt, und dann kribbelt ihre Haut unter dem heißen Lappen, und sie schreit: Schwein! Verdammtes Arschloch!, und zerrt an den Ketten, jeder Muskel in ihrem Körper strebt danach, ihn zu packen und in Stücke zu reißen, und die ganze Zeit brüllt sie, während er zurückstolpert und …
… gegen den Eimer zu Belles Füßen tritt, der beinahe umfällt und sein dampfendes Wasser über die nackten Beine seiner Frau ergießt, sodass auch sie schreit, zusammen mit der Gefangenen, die ihn anbrüllt: »Bastart! Mac dar striapach!«, immer und immer wieder, während sie sich hin und her und vor und zurück wirft – er kann ihr Rückgrat gegen das Regal hinter ihr schlagen hören, und die Wut erfasst ihn wie ein außer Kontrolle geratener Güterzug.
»Du willst es also auf diese Tour? Gut!«
Er bückt sich und nimmt den Eimer und schüttet mit einem Schwung den Inhalt aus. Das Wasser, das seiner armen Frau die Beine verbrüht hat, ergießt sich über die Schulter, den Hals, die Wange, den Bauch der Frau. Ihr Schrei wird heiser und kehlig.
Und bricht abrupt ab.
Es brennt! So heiß, dass es ihr den Atem verschlägt.
Der Mann hebt den zweiten Eimer auf. Und plötzlich werden ihr zwei Dinge gleichzeitig bewusst. Das erste erfüllt sie mit Hoffnung. Die Schraube zu ihrer Rechten hat sich deutlich gelockert. Das zweite erfüllt sie mit Scham. Denn sie weiß, der Ausdruck in ihren Augen hat sich verändert.
Von einem Ausdruck des Trotzes zu einem der Furcht. Furcht vor dem zweiten Eimer.
Und sie weiß, auch er hat es gesehen.
Brian sitzt an dem mit Fliegengitter versehenen Fenster und starrt zum Keller hinüber. Das ist nicht gerecht, denkt er. Andererseits, wann
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