Beuterausch
nicht berühren. Doch Chris erwartet es von ihr, deshalb tut sie es, und währenddessen, während sie mit dem Handtuch über die Brüste rubbelt, passiert etwas Merkwürdiges. Sie verspürt ein Kribbeln, wo kein Kribbeln sein sollte. Das ist unmöglich, denkt sie. Das ist lächerlich. Also reibt sie das Handtuch grob über den Bauch und noch gröber über den Hintern und den Pelz zwischen ihren Beinen – sie betrachtet es als Pelz, nicht als Schamhaar. Aber da ist es schon wieder. Dieses Kribbeln.
Belle verleugnet das Gefühl. Sie verflucht es und verflucht die Frau, die von Rechts wegen gar nicht hier sein dürfte, sondern irgendwo draußen Wurzeln ausgraben und Beeren sammeln sollte oder was auch immer, und ehrlich gesagt verflucht sie auch ihren Mann. Sie wischt so schnell wie möglich mit dem Handtuch an den Beinen herab.
»Fertig«, sagt sie.
Und tritt zurück.
Die Berührungen des Weibs erinnern sie an Zweitgeraubtes Berührungen. Das Verlangen, zu berühren und doch nicht zu berühren, beides zugleich, hat sie ihr deutlich angesehen. Die Frau brachte Zweitgeraubte auf die harte Tour bei, nicht danach zu verlangen, sie zu berühren. Mit einem dicken Birkenzweig, mit dem sie auf die Beine des Mädchens einschlug, bis sie zusammengekauert und wimmernd auf dem Höhlenboden lag.
Zweitgeraubte ist nun weg. Sie sind alle weg.
Die Frau ist allein mit Beute und Unmenschen.
Cleek hat die beiden Wunden an ihrer Seite, die bemerkenswert schnell heilen, und ihr linkes Fußgelenk mit Bacitracin und frischen Verbänden versorgt. Jetzt widmet er sich dem rechten Knöchel und schiebt die Schelle ein wenig hoch, damit er an die geschwollene rote Schürfwunde herankommt, tupft das Antiseptikum darauf und wickelt sie fest ein.
Er richtet sich auf und sieht, dass sie ihm die Hände entgegenstreckt, die Handflächen nach oben gedreht, sodass er an die Gelenke kommt. Fast eine flehentliche Geste. Und vielleicht ist es das ja auch. Ihre Handgelenke sind viel schlimmer verletzt. Besonders das rechte, das sie befreien konnte. Die Hand, mit der sie ihn erwürgen wollte. Es blutet nicht nur, sondern dünnflüssiger gelber Eiter tritt aus.
Er kümmert sich zuerst um das linke Handgelenk. Säubert es von Blut, desinfiziert es, verbindet es. Dann dreht er sich zu Belle.
»Schätzchen? Gieß etwas Alkohol auf die sterilen Kompressen, ja?«
Bis jetzt hat die Frau keine Probleme mit der Prozedur gehabt. Wenn überhaupt, macht sie einen dankbaren Eindruck. Aber das könnte auch die reine Erschöpfung sein. Sie ist offensichtlich völlig erledigt. Was als Nächstes kommt, wird sie allerdings nicht so einfach wegstecken. Er sollte sie wahrscheinlich warnen. Er nimmt eine der Kompressen von Belle und hält sie hoch, damit die Frau sie sehen kann.
»Das wird wehtun«, sagt er und macht eine Grimasse, zieht die Lippen zu einem Ausdruck des Schmerzes zurück.
Die Frau blickt ihn fragend an. Sie hat es nicht verstanden.
»Auaaa!«, sagt er und saugt zischend die Luft ein und macht wieder dieses Gesicht.
Sie nickt.
Er legt die Kompresse auf die schlimmste Stelle. Ihre Finger verkrampfen sich, aber sie hält das Handgelenk ruhig und gibt keinen Ton von sich. Braves Mädchen, denkt er.
»Tränk mir noch eine, Schatz«, sagt er. »Oder gleich zwei.«
Als er fertig ist, riecht der ganze Raum nach Alkohol. Er zündet sich eine Zigarette an und tritt ein Stück zurück, um seine Arbeit zu bewundern. Es sieht gut aus – sauber und frisch und gut.
»Zeig mal das Kleid.«
Belle hält ihre Kreation hoch.
»Man kann es an den Seiten knöpfen«, sagt sie. »Daher muss man sie nicht losbinden oder so.«
»Das ist gut. Zieh es ihr an.«
Belle ist zögerlich wie immer in der Nähe der Frau, aber dann geht sie hin und hebt das Kleid an. Die Frau weicht zur Seite aus, als versuchte sie zu entkommen. Als wäre das Kleid ein Lebewesen. Belle schreckt zurück.
»Mach schon. Sie tut dir nichts. Das ist bloß alles neu für sie.«
Cleek ist sich nicht sicher, ob Belle ihm glaubt, aber sie zieht der Frau das Kleid über den Kopf und legte es über ihren Körper. Er sieht, dass ihre Hände zittern, als sie erst an einer, dann an der anderen Seite die Knöpfe schließt. Doch die Frau ist ruhig. Sie beobachtet sie nur.
»Fertig«, sagt sie und tritt zurück.
Das ist ein sehr biederes babyblaues Kleid, geradezu altväterlich, denkt er. Äußerst streng geschnitten. Es wirkt bei ihr völlig fehl am Platze, deshalb muss er grinsen.
»Sie sieht aus wie
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