Beuterausch
hast genug geholfen. Los.«
Die Frau starrt ihn immer noch finster an, und sein Vater beugt sich vor, um den Schalter am Tank mit der Reinigungslösung einzuschalten, deshalb nutzt Brian die Gelegenheit, die noch brennende Kippe seines Vaters aufzuheben und auf sie zu schnippen. Die Glut trifft ihren Bauch, und Funken fliegen. Er grinst. Sie starrt ihn weiter an. Er nimmt an, dass sie ihn nicht leiden kann. Egal.
Im Haus sitzt Mom an der Nähmaschine.
»Dad wartet auf dich«, sagt Brian.
»Ich bin hier in einer Minute fertig.«
»Peg soll auch kommen.«
»Gut, hol sie.«
Er geht zur Treppe und brüllt: »Hey, Peg! Dad will, dass du kommst!«
Belles Stimme hinter ihm klingt wütend. Als spräche sie durch zusammengebissene Zähne.
»Brian, geh hoch und hol sie. Schrei in meinem Haus nicht so herum.«
»Tut mir leid«, sagt er.
Aber es tut ihm nicht leid. Er ist stocksauer. Seine Schwester wird dort runtergehen, während er oben bleiben muss. Warum? Weil er einen Schwanz hat, deshalb. Aber sein beschissener Vater hat doch selber einen. Und was soll das ganze Theater überhaupt? Er hat schon ziemlich viel gesehen von dem, was es bei ihr zu sehen gibt. Außer ihren Arsch. Und ihre Möse.
Er traute sich nicht, dort hinzublicken, als er vor ihr sauber machte. Er wusste, sein Vater beobachtete ihn. Aber bei dem Gedanken daran, was er nicht gesehen hat, bekommt er einen Steifen. Seltsam, wie das seiner Wut die Schärfe nimmt.
Peg steht oben an der Treppe.
»Was denn jetzt schon wieder?«, sagt sie.
Sie will mit dem Ganzen nichts zu tun haben. Sie wünschte, es würde verschwinden. Alles. Vielleicht ihr ganzes Leben. Aber wenn sie es früher noch nicht wusste, dann ist ihr spätestens jetzt glasklar, dass Wünsche wie Gebete sind und man blind oder dumm oder beides sein muss, um sich damit abzugeben. Also folgt sie ihrer Mutter die Treppe hinab.
Ihr Vater montiert eine Niedrigdruckdüse auf das Sprührohr. Gott sei Dank wenigstens das. Sie hat das Auto ihres Vaters mit dem Hochdruckreiniger gesäubert und weiß, dass selbst eine Düse mit mittlerem Druck genügend Kraft hat, um einen niedrig fliegenden Vogel abzuschießen. Mit dem Ding spielt man nicht Spritz-mich-nass wie mit einem Gartenschlauch.
Ihr Vater sieht zu ihnen auf und lächelt.
»Da sind ja meine Mädchen. Fertig geworden, Belle?«
»Ja.«
Sie hält ihm das Kleid hin, damit er es ansehen kann.
»Toll.«
Ihr Vater zieht ein Taschenmesser hervor und lässt die Klinge aufschnappen und geht zu der an die Wand geketteten Frau. Peg sieht, wie die Frau sich verkrampft. Sie spürt, wie sie selbst sich verkrampft. Sie kann sich um alles in der Welt nicht vorstellen, in ihrer Lage zu sein.
Es ist schrecklich.
Ihr Vater schneidet die Lumpen an ihrer Hüfte herunter, und die Frau ist nackt. Zum ersten Mal völlig nackt, und Peg sieht zu dem Dickicht zwischen ihren Beinen, aber nur ganz kurz. Es ist das Gesicht, das ihren Blick auf sich zieht. Peg sieht nicht freiwillig in dieses Gesicht. Sie ist nicht sicher, was sie dort wahrnimmt. Nur, dass die Frau jetzt geradewegs in ihre Augen sieht. Peg ist verwundert über sich selbst, weil sie diesem Blick standhalten kann, der dem eines Raubvogels ähnelt und zugleich offen ist wie der eines Kindes.
Die Nasenflügel der Frau beben.
Ihre Augen wandern an Peggy herab. Zu ihrem Bauch.
Zu dem unter dem Kapuzenpulli verborgenen Hügel ihres Unterleibs.
Unfassbar, leise sagt sie: »Bah-bii.«
Peg zuckt zusammen.
Da ist dieser Drang, einfach wegzurennen. Einfach verflucht noch mal alles hinter sich zu lassen. Obwohl sie sich bewusst ist, dass es kein Vorwurf ist, keine Konfrontation, nichts in der Art. Nicht wie bei Miss Raton heute. Es ist etwas völlig anderes. Hat sie sich verhört oder es sich eingebildet oder lag da Freude in dieser Stimme? Wer und was ist diese Frau?
Niemand sonst scheint es auch nur bemerkt zu haben. Ihr Vater geht langsam um die Frau herum und inspiziert sie. Ihre Mutter beobachtet ihren Vater.
Peg kann den Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter deuten.
Nicht gut.
Die Augen der Frau sind immer noch auf ihren Bauch gerichtet.
Sie ist fast froh, als ihr Vater ihr die schmutzigen Lumpen der Frau entgegenstreckt.
»Bring das nach draußen in die Verbrennungstonne«, sagt er. »Zünd es an, dann komm zurück.«
»Ja«, sagt sie. »Okay, mach ich.«
Cleek sieht zu seiner Frau, die stirnrunzelnd ihre Arme vor der Brust verschränkt hat und das Kleid umklammert.
»Geht dir was durch
Weitere Kostenlose Bücher