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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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ich die Frau freigelassen habe. In der Nacht, in der mein Vater und mein Bruder Augenhöhle und die Hunde auf meine Lehrerin gehetzt haben. Und sie weiß, wer für all diese Grausamkeiten verantwortlich ist, weil ich es ihr erklärt habe. Ihr Vater und ihr großer Bruder.«
    » Ich jage ihr Angst ein? Und die Frau nicht? « Mir jagte sie ganz sicher Angst ein.
    »Niemals. Von Anfang an nicht. Sie hat schon ziemlich gut ihre Sprache gelernt, nach nur ungefähr einem Jahr. Sie ist viel besser darin als ich. Vermutlich lernen Kinder einfach schneller.«
    Drei Tage vergingen, und ich aß immer noch nichts. In der Nacht des dritten Tages verwandelte sich der nagende Schmerz in meinem Magen zu einem beständigen Druck, als hätte jemand schwere Steine auf meinem Bauch aufgehäuft. Ich fühlte mich schwach, matt. Ich konnte kaum schlafen. Tagsüber und bis zum späten Abend war es warm in der Höhle, doch ich zitterte unkontrolliert. Meine Körpertemperatur musste um drei Grad gefallen sein. Und dann, ohne genau sagen zu können, wann oder warum, bemerkte ich, dass ich mit einem Gefühl, das an Gier grenzte, beobachtete, wie der Provianthaufen langsam schrumpfte. Es war bald nur noch das übrig, was sie geräuchert oder eingesalzt hatten.
    Die Nahrung schwand. Ich musste essen.
    Jeden Tag verließen Peg, Darleen und die Frau die Höhle, um die örtliche Müllkippe zu durchstöbern, ließen Augenhöhle und die Hunde Agnes, George und Lily bei mir, damit ich nicht fliehen konnte, und kehrten mit Dingen zurück, die für sie möglicherweise nützlich waren, auf mich jedoch völlig unnütz wirkten – ein schmutziger Rucksack, eine kaputte Säge, eine zementverkrustete Schubkarre, Flaschen, Dosen, Schuhe, ein Spielzeug für Darleen, alte Babykleider. Für Peg ein oder zwei ausrangierte Bücher.
    Aber sie suchten nie nach Essen, und das war es, was ich brauchte. Das Meer lag gleich am Fuß der Felswand. Ich konnte es den ganzen Tag lang hören. Das Geräusch zerrte an meinen Nerven. Im Meer gab es Nahrung in Hülle und Fülle – die Art von Nahrung, die ich essen konnte. Ich flehte Peg an. Ein Fisch. Ein Seeigel. Seetang. Irgendwas.
    Wenn du hungrig genug bist, wirst du schon essen, sagte sie.
    Und schließlich, am Morgen des vierten Tages, aß ich.
    Einen einzelnen Streifen geräuchertes Fleisch. Dann noch einen. Und noch einen.
    Ich behielt alles bei mir.
    Ich dachte an Schiffbrüchige und abgetriebene Beiboote, an die Donner-Familie auf dem Treck nach Westen und die Überlebenden des Flugzeugabsturzes in den Anden. Ich tat es, um zu überleben. Ich wollte nicht sterben. In der Nacht, als sie die gepökelten Rumpsteaks brieten, aß ich auch diese. Sie waren zäh und sehnig.
    Ich schlang sie herunter. Und leckte mir danach die Finger ab.
    Ich hatte da so eine Vermutung. Und im Stillen bedankte ich mich bei Sam.
    Es war offensichtlich, dass sie mich gebrochen hatten. Am nächsten Tag kamen sie mit einem Weidenkorb voller Muscheln, unter denen in einer Pappschachtel ein Dutzend ziemlich große Blaukrabben übereinanderkrochen. Sie kochten alles zum Abendessen.
    Sie banden meine Hände los, und wir veranstalteten ein gutes, altmodisches Meeresfrüchtefestessen, wie es für New England typisch ist.
    Bis auf die geklärte Butter.
    Aber danach gab es wieder gepökeltes oder geräuchertes Fleisch.
    »Warum ich?«, fragte ich sie. »Warum sie und nicht ich?«
    Peg lächelte nur. »Das wirst du früh genug erfahren«, sagte sie.
    Sie sollten wissen, dass ich ständig ihre Blicke auf mir spürte. Nicht nur die der Frau und Pegs, sondern auch Darleens und die des kleinen Adam. Ich bemerkte, dass sogar Augenhöhle auf mich achtgab – sie schnüffelte in meiner Nähe in der Luft, lauschte mit geneigtem Kopf, wenn ich nur die kleinste Bewegung machte.
    Und während ich zusah, wie unser Proviant schwand, begann ich mir eine Frage zu stellen. Eine schwerwiegende Frage.
    War ich ihre Nahrungsreserve? War ich einfach nur Vorrat?
    Warum ließen sie mich am Leben?
    Der Gedanke jagte mir höllische Angst ein und machte mich paranoid. Wann immer sich eine von ihnen näherte, dachte ich, das war’s, jetzt geht’s los, jetzt kommt das Messer. Zugleich machte es mich wütend. Ich glaube, Angst und Wut sind entfernte Verwandte. Aber ich hatte nicht vor, meine Gefühle zu offenbaren. Falls sie beabsichtigten, mich zu töten, würde ich das Unausweichliche nur beschleunigen, indem ich meine Wut zeigte. Einstweilen war ich noch am Leben. Und solange

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