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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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tröpfchenweise herauskam, und die Frau dann ihren Schnitt bis zum Hinterkopf fortführte, Muskeln und Bänder durchtrennte, Lindas Kopf mit beiden Händen packte und drehte. Ich hörte, wie er von der Wirbelsäule abbrach. Sie legte den Kopf auf einen Stein und fuhr fort.
    Ich sah nicht, wie sie begannen, sie zu häuten. Als ich wieder aufblickte, hatten sie ihr Fleisch eingeschnitten und die Oberfläche des Körpers in Dutzende Vierecke aufgeteilt, die sie mit einer Hand herauslösten, indem sie ihre Klingen in das Bindegewebe dazwischen stießen. Sie wirkten ernst und konzentriert. Ich wandte mich wieder ab und sah Sam und Art links und rechts von mir. Die drei Hunde fielen über Arts Leichnam her. Ihre Schnauzen glänzten feucht.
    Als ich wieder hinblickte, zog Peg gerade einen langen Streifen Fleisch von oberhalb des Nabels bis zum Ansatz der linken Brust ab, und die Frau stand auf der anderen Seite und löste ein ungleichmäßiges Rechteck aus einem Oberschenkel. Augenhöhle hockte daneben und sah zu. Darleen tätschelte ihren Kopf. Warf Holzstücke ins Feuer.
    Ich hatte eigentlich gedacht, ich könnte nicht mehr kotzen.
    Ich werde Ihnen den Rest ersparen.
    Auch wenn sie es mir nicht ersparten.
    Ich werde Ihnen das Ausweiden ersparen, das Abschneiden der Arme, das Auslösen der Wirbelsäule, das Halbieren und Vierteln, das Heraustrennen der Rippen. Die tiefen Schnitte durch die Waden und Schenkel und den Hintern.
    Als sie fertig waren, war es völlig dunkel hinter dem flackernden Feuer, hinter dem Haufen Fleisch, das einmal eine Frau war, die ich bewundert hatte.
    Und ich war wie betäubt. Dankbar für diese Taubheit und zugleich erstaunt darüber.
    Seitdem weiß ich, woran man sich alles gewöhnen kann.
    Danach war Sam an der Reihe. Die Pechkiefer hielt seinem Gewicht kaum stand, sackte unter ihm zusammen wie ein trauriger alter Mann.
    (»Wie habt ihr uns hier hochbekommen?«, fragte ich – wieder viel später. Als ich begriffen hatte, dass ich, wenn überhaupt, nur bei Verstand bleiben konnte, wenn ich redete.
    »Zwei Fuhren«, entgegnete Peg achselzuckend.
    »Wie habt ihr Sam hier hochgekriegt?«
    »Sie hat ihn getragen. Die Frau. Ich hab dich getragen.«
    »Du?«
    »Wir sind viel stärker, als wir aussehen.«)
    Dann fuhren sie mit dem fort, das von Art übrig geblieben war.
    Es war nicht viel. Nicht nachdem Augenhöhle und die Hunde mit ihm fertig waren. Der Frau schien es nichts auszumachen.
    »Du wirst das essen wollen«, sagte Peg.
    Sie reichte mir ein ganzes, auf einen Stock gespießtes Steak.
    Ich sagte ihr, sie habe den Verstand verloren. Ich könne das niemals tun.
    Sie lächelte. »Das habe ich zuerst auch gedacht. Aber der Hunger sitzt am längeren Hebel. Ich habe gesagt, du wirst es essen wollen. Früher oder später.«
    Ich sagte ihr, sie sei abscheulich.
    »Ich kann dir erzählen, was wirklich abscheulich ist«, entgegnete sie.
    Und das tat sie auch.
    Zuerst konnte ich sie nicht einmal ansehen.
    Auf ihrem Gesicht und ihren Händen war Fett, und obwohl sie zum Baden zum Meer hinuntergegangen waren und sich gegen die kühle Nachtluft in Felle gehüllt hatten, konnte ich an den freiliegenden Hautstellen Spuren von Blut erkennen, und auch unter ihren Fingernägeln war dunkles Blut.
    Es schien keinen Platz in der Höhle zu geben, wo ich hinsehen konnte, ohne erneut würgen zu müssen. Bestimmt nicht zu ihnen, während sie am Eingang der Höhle am Feuer saßen und aßen. Oder zu dem zweiten kleinen Rauchfeuer hinten, wo sie Fleischstreifen über einem an ein Tipi erinnernden Gestell trockneten, Fleischstreifen, die in der aufsteigenden heißen Luft schaukelten. Oder zu dem Haufen rohen Fleisches, um den trotz der Kälte schon einige Fliegen summten, oder zu dem riesigen verbeulten Schmortopf neben ihnen, den sie mit Salzwasser gefüllt hatten, um einzusalzen, was sie in nächster Zeit nicht aufbrauchen würden.
    Meine Freunde schienen überall zu sein. Überall um mich herum verstreut.
    Aber Peg wollte reden. Sie war anscheinend ausgehungert danach, zu reden, und als sie einmal begonnen hatte, konnte sie nichts mehr aufhalten.
    Also senkte ich den Blick auf meinen Schoß und hörte zu.
    Sie erzählte mir von ihrem Vater – und bis heute hat sie ihn nicht einmal beim Namen genannt, sie sagte immer nur mein Vater – und davon, was er der Frau und Peg und dem Rest der Familie angetan hatte. Wie er die Frau eingefangen hatte, als sie verletzt und »nicht in Form« war, wie Peg es ausdrückte, und sie

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