Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
und fluchtartig die Insel verlassen. Der neue Präsident des Staates ist Haruto Matsumoto, der Anführer der Reformbewegung. Japan hat alle Zahlungen und Tribute an die Weltregierung eingestellt und die ausländischen Diplomaten und Überwacher verjagt. Das hat sich noch kein Staat seit 2018 getraut!“ erklärte Wilden mit unverhohlener Begeisterung.
„Japan ist am Ende der Welt und wir sind hier“, bemerkte Steffen de Vries mit sachlichem Unterton.
„Aber das ist doch ein Zeichen. Das System bröckelt. Vielleicht folgen Japan ja irgendwann auch andere Staaten nach?“ warf der Dorfchef, etwas enttäuscht darüber, dass die drei Männer die Bedeutung des Ereignisses nicht ganz verstanden hatten, in die Runde.
Dann fügte er hinzu: „Wenn man die öffentlichen Medien verfolgt und neben den Lügen und der Hetze die Informationen zwischen den Zeilen liest, kann man auch annehmen, dass es sogar in China und Korea brodeln soll!“
Die drei Widerstandskämpfer, die kurz vor dem Abflug zu einer tödlichen Mission standen, nickten nur und verabschiedeten sich von Wilden.
Dieser rief ihnen nach: „Seht ihr, es gibt doch noch Hoffnung! Unser Kampf ist nicht umsonst!“
Um halb zehn Uhr morgens erhob sich das kleine Flugzeug in die Lüfte. Kohlhaas und Bäumer blickten wehmütig auf den Ort ihres vorläufigen Friedens, das Dorf Ivas, hinab. Dann verschwand es am Horizont.
Unter sich sahen sie die Landschaft immer kleiner werden und bald war der Flieger so hoch gestiegen, dass sie die Wolken sehen konnten. Der versteckte und offene Krieg, der unter ihnen auf Erden tobte und wütete, schien für einen Moment vergessen, doch er würde keineswegs fort sein, wenn sie den Boden der Tatsachen wieder berührten. Sie schwiegen eine Weile, genauso wie der flämische Rebell Steffen de Vries, den sie vorher nur flüchtig kennen gelernt hatten und welcher mit seinen zwei Töchtern, seinem Sohn, seiner Frau und seinem Hund Duna in der Nähe des Dorfzentrums in einem liebevoll renovierten Haus lebte.
Es war schön hier oben im Himmel, wesentlich angenehmer als auf der verfaulten Erde unter ihnen. Die Nervosität ging kurzzeitig zurück und Frank dachte an die Worte des Herrn Wilden.
„Japan!“ überlegte er. „Das ist so weit weg und das betrifft uns nicht. Oder doch?“
Vielleicht war es wirklich ein Zeichen der Hoffnung, auch für die restliche Menschheit, dass eines Tages die starren Sklavenketten wieder zerbrochen werden konnten. Aber es war so schwer. Der Feind war in diesem Zeitalter so übermächtig geworden.
Die Massenmedien tanzten ohne Ausnahme seinen Tanz der Verdrehung und Lüge mit und flogen jeden Tag neue Angriffe auf die Gehirne der Massen wie auf Städte, die bereits zerbombt waren und die es galt, noch weiter zu zerstören. Die Macht der Finanz, das Geldwesen, hatte der Feind schon seit langer Zeit in seinen Klauen und mit dieser immer schlagbereiten Keule zertrümmerte er die Welt Stück für Stück.
Das Militär war von ihm gekauft worden und stumpfsinnige Söldner, denen man den eigenen Willen abgezüchtet zu haben schien, schickte er gegen alles und jeden, der ihm zu widerstehen versuchte.
Was würde die Zukunft bringen? Die Schlinge um den Hals der Menschheit zog sich jedenfalls mit der fortlaufenden Zeit enger und enger. Man musste etwas tun, daran gab es keinen Zweifel.
„Japan!“ presste Bäumer mit einem gewissen Unverständnis heraus. „Wilden, der große Analytiker der Weltpolitik. Ich weiß nicht, was ich von der Sache halten soll.“ „Auf jeden Fall besser als nichts!“ kam es aus der Pilotenkabine mit flämischem Akzent.
„Wir werden sehen, ob Japan damit durchkommt!“ gab Frank zu bedenken.
„Ich werde dir sagen, was passiert!“ knurrte Alf. „Sie werden jetzt anfangen, dieses eigenbrötlerische Inselvolk weich zu kochen. Langsam, aber sicher. So wie sie es immer tun, wenn sich Staaten unabhängig machen und es wagen, selbstständig zu handeln.
Beginnen wird es mit einer weltweiten Pressehetze, die die Japaner bis ins Mark verleumden wird. Dann kommt der Wirtschaftsboykott und am Ende der Krieg — oder die Japsen fügen sich. Das ist die alte und bewährte Taktik.“ „Es kann aber auch sein, dass sich andere Länder auf die Seite Japans schlagen“, antwortete Kohlhaas mit einem leichten Anflug von Zuversicht.
„Ja, kann aber auch nicht sein“, konterte Alf. „Dieser neue Präsident, dieser Matsumoto, muss schon ein echter Samurai sein, um das zu überstehen, was ihn
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