Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Großes vorgenommen hatten, waren in dieser Nacht noch lange wach. Zu aufgedreht und nervös waren sie jetzt, um schlafen zu gehen. Irgendwann jedoch würde die Müdigkeit so groß sein, dass ihnen automatisch die Augen zufielen, dachten sie — doch das dauerte diesmal lange.
Jene vorerst letzte Nacht in Ivas vor der hochgefährlichen Aktion in Paris war schrecklich für Frank. Wieder waren es die seltsamen Träume, die ihn in der kurzen Phase seines Schlafs heimsuchten. An einen Erinnerungsfetzen konnte er sich am nächsten Morgen, als der Flame, ihr Pilot, sie durch lautes Bollern und Rufen an der Haustür aus dem Schlaf riss, noch erinnern:
Frank Kohlhaas lief einmal mehr durch eine merkwürdige Traumwelt. Sie glich ganz der Holozelle, in welcher er acht Monate lang so gelitten hatte. Weißes, grelles Neonlicht schnitt ihm in die Augen und er wanderte durch den hellen Lichtnebel ohne ein festes Ziel.
Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, dass es seine Ho- lozelle war, sie wirkte viel größer, als er es in Erinnerung hatte. Die Wände waren gar nicht mehr zu sehen und nur die Toilette und die verhasste Pritsche mit dem hellgrauen Kunstlederüberzug waren inmitten des weißen Lichtes zu erkennen.
„Frank!“ hörte er die tiefe Stimme eines erwachsenen Mannes aus der Ferne schallen. „Fraaank!“
Er folgte ihr und sah sich bald einem schrecklichen Anblick gegenüber. Vor ihm erstreckte sich ein Spinnennetz, riesig und voll von dicken, schwarzen Spinnen. Einige starrten ihn hasserfüllt aus ihren vierpaarigen Augenreihen an und ihre triefenden Mundwerkzeuge zuckten. Manche der Kreaturen zischten und fauchten, als er sich ihrem Netz näherte, andere jedoch waren eifrig damit beschäftigt, ihre Beute einzuspinnen und beachteten ihn nicht.
Das gewaltige Spinnennetz, das bis in den weiß erleuchteten Himmel aufzuragen schien, war voll von unglücklichen Wesen, die in dicke und schleimige Fäden eingewickelt waren und schrien.
Der junge Mann schritt noch weiter voran und konnte jetzt erkennen, wen die hässlichen Spinnenmonster dort gefangen hielten und aussaugten. Es waren Säuglinge. Es war Nico. Es waren alles kleine Nicos.
Ihre Stimmen hörten sich aber nicht an wie die von Babys, sondern sie waren dunkler. Stimmen von Männern, die schon erwachsen waren.
„Frank! So sieh doch hin!“ flehte einer der Säuglinge, in dessen Fleisch eine der Spinnen gerade ihre Mundwerkzeuge bohrte. „Sieh doch hin! Sieh doch hin!“
Die Bestie schmatzte und labte sich am Blut des kleinen Menschen und dieser rief: „Frank, siehst du wie groß die Holozelle mittlerweile geworden ist? Siehst du wie hervorragend sie sie perfektioniert haben? Diese Zelle kennt keine Wände und keine Decken mehr, denn sie umspannt die ganze Welt. So großartig konnte sie verbessert werden!“
Die Spinnen labten sich weiter an ihren Opfern. Bald hatten sie sich wieder von ihrem Betrachter abgewandt, krochen über das gigantische Netz und saugten und fraßen und schlangen..
„Sieh hin, Frank!“ sprachen die Säuglinge im Chor. Dann wurde es wieder schwarz im Kopf des Schlafenden und er vergaß, wie der Traum weiterging.
Frank und Alf packten alles zusammen und Steffen de Vries versuchte sich dabei als helfende Hand. Bereits in dieser Phase der Operation durften keine Fehler gemacht werden und so wurde zuerst einmal die Liste mit der Ausrüstung abgehakt.
Taschenlampen, Sprengstoff, Pistolen, Nahkampfwaffen für den Notfall, Essensrationen, Gummistiefel, Armeestiefel, Baupläne von Abwasserkanälen und so weiter. Die Liste war lang und es dauerte über eine Stunde bis die drei Rebellen sie ordnungsgemäß durchgearbeitet hatten.
Kurz bevor sie in das Transportflugzeug stiegen, kam plötzlich Herr Wilden angerannt.
„Ich wünsche euch Hals- und Beinbruch, Jungs!“ rief er.
„Habt ihr heute morgen die neuesten Nachrichten schon gelesen?“ fuhr er fort und schnaufte.
Frank, Alf und der Belgier drehten sich um: „Nein, wir hatten anderes im Kopf als das.“
„Japan!“ sagte der nach Luft ringende ältere Herr. „Japan hat sich aus dem Weltverbund herausgelöst. Sie wollen ihren alten Staat zurück!“ „Aha.“, kam es von Frank leicht uninteressiert zurück.
„Das wollte ich euch noch mit auf den Weg geben. Vor einer Woche hat es Großdemonstrationen in Tokio und vielen anderen Städten des Landes gegeben. Der von der Weltregierung eingesetzte Unterdistrikt-Gouverneur Kaito Ikeda und sein Berater Ron Baldwin haben abgedankt
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