Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
lassen und andere Staaten sogar sehen, dass es wieder aufblüht, dann könnten ihm bald andere Regionen der Erde folgen.
Und die Unzufriedenheit ist an vielen Orten gewaltig – das brauche ich dir nicht zu sagen, Frank. Japan ist ein Stachel im Fleisch der Herrschenden und den werden sie irgendwann wieder loswerden wollen. Sie können es sich schlichtweg nicht leisten, dass sich ein Staat neu gründet, sich von den Krediten der Großbanken weitgehend unabhängig macht und damit auch noch erfolgreich ist.“
Wildens Worte klangen einleuchtend und der junge Mann nickte zustimmend. Der Ex-Unternehmer hatte die Situation wieder einmal glasklar analysiert und schien mit seinen Schlussfolgerungen nicht auf dem Holzweg zu sein.
Es war ein beklemmendes Gefühl und Wildens Worte klangen wenig aufbauend. Da hatte einer wie Matsumoto den Mut gehabt, sich gegen die Verbrecherbande der Weltregierung zur Wehr zu setzen und jetzt erwartete ihn so etwas. Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Es war gegen Monatsende, da erschütterte ein Ereignis die Weltöffentlichkeit wie seit Jahren nicht mehr. Thorsten Wilden hatte Frank und Alf schon in den frühen Morgenstunden aus dem Bett geklingelt und ihnen aufgeregt die neuesten Schlagzeilen der Weltpresse vorgetragen.
In der vorherigen Nacht war die Großstadt Hangzhou an der Ostküste Chinas Opfer eines verheerenden Anschlages mit biologischen Waffen geworden. An mehreren Orten der Stadt waren Raketen eingeschlagen und hatten Wolken von tödlichen Viren freigesetzt. Hunderte starben nach nur wenigen Minuten, in den folgenden Tagen verendeten über 50000 Einwohner Hangzhous an den Folgen der sich ausbreitenden Epidemie. Eine kilometerlange Quarantänezone wurde durch die Behörden des Unterverwaltungsbezirks „China“ um die Stadt gezogen und Tausende von Reportern berichteten rund um die Uhr von der Katastrophe.
Jetzt galt es den Verursacher des Anschlags zu suchen und es dauerte nur Stunden, da hatten ihn die Medien auch schon gefunden: Japan!
Es begann ein wütendes Gezeter und schon wurden die ersten Meldungen über den Äther geschickt, dass die Raketen laut geheimen GSA-Berichten von einem japanischen Kriegsschiff aus abgefeuert worden waren. Angeblich im Auftrag Matsumotos, der Presseberichten zufolge plante, China und andere Teile Asiens anzugreifen.
Wer den Berichten kritisch gegenüberstand, wurde ruhig gestellt oder einfach vom wütenden Geschrei der Kriegstreiber des Weltverbundes überstimmt. Ausländischen Diplomaten wurde es sogar verboten, mit Matsumoto oder einem seiner Berater überhaupt noch zu sprechen.
Gleichzeitig gingen in China in so gut wie allen Großstädten Millionen Menschen auf die Strassen und forderten Vergeltung für den hinterlistigen Anschlag auf Hangzhou. Der alte chinesisch-japanische Hass wurde jetzt weiter geschürt, denn immer neue Falschmeldungen über die vermeintlichen japanischen Angriffspläne wurden in alle Welt hinausposaunt.
Die mächtigen Herren hinter den Kulissen hatten ihr Ziel erreicht und der Hass in China brodelte in höchstem Grade, während der Sub-Gouverneur des Unterwaltungssektors, Li-Zheng, schon offen zum Krieg gegen Japan aufrief. Das ohrenbetäubende Brüllen der Medienmaschinerie sollte sich von Tag zu Tag steigern und Zorn und Hetze über die Welt speien. Thorsten Wilden war zutiefst entsetzt.
Er rannte nervös durch Franks und Alfs Küche und fuchtelte mit den Armen. Die beiden Männer waren hingegen noch nicht ganz ausgeschlafen und wirkten etwas verstört. Mit müden Augen musterten sie den Dorfchef.
„Das ist unfassbar! Dieser Anschlag! Unglaublich, wozu diese Schweine fähig sind!“, stieß der Dorfchef aus.
„Beiweise haben die doch gar nicht …“, stammelte Bäumer, um von Wilden unterbrochen zu werden.
„Beweise! Beweise! Wann brauchten die schon einmal Beweise, wenn doch Behauptungen schon immer ausreichten, um einen Krieg vom Zaun zu brechen!“, zischte Herr Wilden und sein Gesicht wurde immer roter.
„Ein Anschlag mit biologischen Waffen?“, hakte Frank nach.
„Ja, habe ich doch gesagt. Das waren Raketen mit Viren drin. Jedenfalls behaupten das diese Ratten in den Medien. Ich war ja nicht dabei. Vergelt’s Gott!“, sagte Wilden. „Damit ist der Militärschlag gegen Japan jetzt vor aller Augen gerechtfertigt und glaube mir: Der wird kommen!“
Frank und Alfred sahen sich betreten an, es fehlten ihnen die Worte. Wilden hatte sich bisher mit seinen Vermutungen selten getäuscht und
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