Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
fragen, warum es so lange gedauert hatte, bis der Arzt da war.
Die nächsten Tage verliefen ruhiger. Keine GCF-Angriffe und keine Bombardierungen der Stadt. Die feindliche Führung hatte wohl erst einmal testen wollen, wie stark der Widerstand wirklich war.
Trotzdem war an erholsamen Schlaf kaum zu denken. Die meisten Männer nickten immer nur kurz ein und waren mehr oder weniger tagelang halbwach.
Frank und Alfred hatten sich vorgenommen, eine ganze Woche lang nur zu schlafen, wenn sie wieder in Ivas waren. Zwischendurch hatten sie einen kurzen Ausgang genossen und waren in die Innenstadt von Sapporo gefahren. Viele der exotischen Häuser waren hier durch den ersten großen Bombenangriff zerstört worden und noch immer lagen Trümmerstücke über die Strassen verteilt. Die Stadt wirkte verständlicherweise menschenleerer als vorher, denn viele Einwohner hatten sie aus gutem Grund verlassen und waren nach Honshu geflohen.
General Takeuchi verkündete der freiwilligen Einheit in diesen Tagen auch eine gute Nachricht: Die Verteidigung hatte an allen Ecken Sapporos Stand gehalten. Nirgendwo waren die GCF-Truppen entscheidend in die Metropole eingedrungen. Jetzt hatten sie die Stadt allerdings beinahe schon vollständig eingeschlossen und Verstärkungen aus Übersee erhalten. Scheinbar plante die Führung der nördlichen Invasionsstreitmacht der GCF doch die Zermürbung und Aushungerung Sapporos.
So deckten die schweren Geschütze der GCF die japanische Metropole ab dem 10.03.2031 fast täglich mit einem massiven Trommelfeuer ein, zudem wurde sie mit Raketen und sogar chemischen Waffen beschossen.
General Daniel Schwarzer hatte seinem Gegner Takeuchi vor dem Beginn des zermürbenden Beschusses das Angebot gemacht, dass er bei einer sofortigen Kapitulation Sapporos freies Geleit bekäme, ansonsten würde von der Metropole „nicht mehr viel übrig bleiben“.
Man konnte General Schwarzer in diesem Falle sicherlich durchaus beim Wort nehmen, da die schwer befestigte Stadt Sapporo den Vormarsch der GCF-Nordarmee so massiv behinderte, dass mit einer grausamen Rache und ihrer vollständigen Vernichtung zu rechnen war. Außerdem hatte die Weltregierung den Anführern ihrer Armeen ohnehin deutliche Anweisung im Bezug auf den Umgang mit Japan gegeben.
Bis auf kleinere Scharmützel im Nordosten der Stadt tauchte jetzt erst einmal keine feindliche Infanterie mehr auf, stattdessen wollte man nun die Großstadt sturmreif bomben und weiter schwächen.
Kohlhaas hielt sich den Kopf. Zwar waren sie hier am äußersten Rand Sapporos gelandet, doch donnerte es den ganzen Tag und die ganze Nacht – seit mehr als einer Woche. Geschoss um Geschoss prasselte auf die Metropole nieder und zerlegte ein Haus nach dem anderen, Stück für Stück.
Einen Ausfall, um die feindlichen Geschütze zu zerstören, konnten sich die Japaner nicht leisten, denn draußen vor der Stadt lauerte ein gewaltiges GCF-Heer, das sie in kürzester Zeit aufgrund seiner vielfachen zahlenmäßigen Überlegenheit ausradieren würde, sobald sie ihre befestigten Stellungen verließen.
General Takeuchi war mürrisch und hatte allen Grund dazu. So waren schon die tapferen Verteidiger Wakkanais langsam aber sicher ausgeblutet worden, jetzt war Sapporo an der Reihe.
„Dieser Fraß ist widerlich!“ Frank spuckte ein unbekanntes Teil des japanischen Gerichtes aus und fluchte hinterher.
„Also mir schmeckt’s!“, erklärte sein Freund.
„Manchmal würde ich mich hier einfach nur gerne wieder verpissen, wenn ich ehrlich bin“, warf Kohlhaas in den Raum, Alf stutzte.
„Aber es ist wichtig, dass wir hier sind!“, sagte Bäumer.
Sein Mitstreiter schwieg eine Weile. „Wichtig! In den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten gehen wir hier drauf. Aus diesem Scheiß Japsenloch kommt niemand mehr lebend raus“, fauchte Frank und schüttelte den Kopf.
Alf schmatzte vor sich hin. „Hör mal, wer hat denn immer gesagt, dass er Rebell werden möchte. So sieht die Rebellion nun einmal aus, kein Robin-Hood-Spielchen, sondern wir kleiner Haufen gegen eine Überzahl von Feinden!“
„Weiß ich auch …“, kam von Kohlhaas.
„Japan ist wichtig, Frank! Wichtig! Wichtig! Wichtig!“
„Ist es das?“
„Ja, das ist es! Wir haben das Thema doch schon oft bei Wilden durchgekaut!“
Frank setzte sich auf einen alten Kanister und ließ seine Finger knacken. „Ich bin müde, Alter. Dieses verdammte Trommelfeuer. Bumm! Bumm! Bumm! Ich verliere noch den Verstand.
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