Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
abgestellt. Was ist, wenn wir dort so lange stecken bleiben wie im Fall von Sapporo?“, wollte einer der Offiziere wissen.
Ein Murmeln ging durch die Anwesenden und General Williams schien aufgrund dieser Frage leicht verärgert zu sein.
„Unsinn! Die Situation ist mit Sapporo nicht zu vergleichen. Allerdings steigt die Moral und Zuversicht der Japsen mit jedem Tag, an dem Sapporo standhält. Matsumotos Kriegspropaganda ist besser und erfolgreicher als wir anfangs gedacht haben. Wir haben wohl auch hier seine Talente unterschätzt.
Retten wird das den Kerl allerdings nicht. Kobe werden wir als erste Metropole auf der japanischen Zentralinsel massiv bombardieren, die Industrieanlagen werden das vorrangige Ziel unserer Bomberstaffeln sein!“
Michael McBruce, ein altgedienter Offizier der GCF meldete sich zu Wort und Williams nickte. „Was ist mit den Gerüchten, dass der japanische Krieg vermutlich sein ursprünglich von der Weltregierung eingeplantes Budget massiv überschreiten wird?“
General Williams räusperte sich und einige seiner Offiziere sahen sich verlegen an. Solche Fragen sollten bei derartigen Besprechungen eigentlich nicht gestellt werden.
„Was soll ich dazu sagen? Bin ich der Weltfinanzminister? Wenn keine unvorhergesehenen Verzögerungen auftauchen oder gar militärische Rückschläge, dann gibt es zu einer solchen Befürchtung keinen Anlass.
Bisher können wir den ursprünglichen Zeitplan weitgehend einhalten und wenn Sapporo weiterhin nicht erobert werden kann, dann rollen wir Japan im schlimmsten Fall komplett von Süden auf. Unsere Budgetvorgaben dürfte das nach meinen Einschätzung kaum übermäßig sprengen!“
„Was ist mit den großen Verlusten an Soldaten?“, schob McBruce nach.
„Mr. McBruce“, General Williams hasste solche Fragen, „die menschlichen Ressourcen sind noch lange nicht aufgebraucht. Glauben Sie mir!“
Der kritische Offizier hob erneut die Hand zu einer Wortmeldung, doch General Williams übersah ihn absichtlich. Er fuhr unbeirrt mit seinen strategischen Erläuterungen fort.
Zur gleichen Zeit brannte im Präsidentenpalast in Tokio regelrecht die Luft. Haruto Matsumoto hatte gerade einen mittelschweren Tobsuchtsanfall hinter sich, nachdem man ihm die militärische Situation im Südteil von Honshu detailreich offengelegt hatte.
Seinem Außenminister, Akira Mori, war es jedoch wieder einmal gelungen, ihn halbwegs zu beruhigen. Er versuchte, ihm einige Fakten klar zu machen, die der sehr emotionale Mann wohl übersehen hatte.
„Ich möchte die Lage nicht schön reden, Haruto. Unsere Lage ist nicht rosig, das ist mir vollkommen bewusst. Dennoch sind die Inseln Kyushu und Shikoku nicht repräsentativ für ganz Japan.
Nicht nur in Sapporo sind große Verbände stationiert, die sich bisher erstaunlich tapfer geschlagen haben und den Feind dort festhalten, auch in Kobe und Osaka haben wir eine relativ starke Verteidigung. Diese Städte sind nicht im Handstreich zu nehmen“, verdeutlichte er und reichte seinem Präsidenten ein Glas Wasser.
Matsumoto atmete durch und leerte das Wasserglas mit einem einzigen Schluck. Dann wanderte er nervös durch den Raum: „Und wenn es im Norden vorläufig noch nicht katastrophal aussieht, so müssen wir im Süden etwas tun. Eine Gegenoffensive muss her, sonst wird die GCF diesen Krieg gewinnen, auch wenn wir ihn noch Monate hinauszögern können.“
„Der Führungsstab arbeitet in deinem Auftrag Tag und Nacht an der Vorbereitung einer Rückeroberung der südlichen Regionen. Dafür müssen wir jedoch noch neue Truppen ausheben und das entsprechende Kriegsgerät haben. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, aber es dauert noch eine Weile“, erwiderte Mori.
„Wie lange dauert es denn noch? Das höre ich seit Wochen!“, schrie der Präsident, einige seiner Berater zuckten verschreckt zusammen und nur noch Mori wagte überhaupt noch etwas zu sagen.
Matsumoto war zwar im Grunde ein emotionaler, aber sonst ausgeglichener und lebensfroher Mensch. Die monatelange Hetze gegen seine Person und der jetzt tobende Krieg ließen ihn mittlerweile jedoch erschöpft, depressiv und ausgemergelt erscheinen. Falten hatten sich in seinem ansonsten frischen Gesicht eingenistet und Schlafstörungen griffen seinen Gesundheitszustand langsam aber sicher ernsthaft an.
Der Außenminister holte ein zweites Glas Wasser und antwortete in seiner üblichen, sachlichen Art: „Ich würde sagen, dass noch etwa mindestens zwei Monate notwendig
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