Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
Glaubst du denn, dass wir wirklich eine Chance haben?“
„Mir geht es doch auch nicht anders. Aber die Zermürbungstaktik läuft halt so. Nicht durchdrehen“, sprach Alf.
„Und du glaubst, dass wir den Krieg gewinnen können?“, fragte Frank mit verzweifelter Miene.
„Ob wir eine Chance haben? Ob wir gewinnen? Welche Chance glaubtest du, hatten wir in Paris gehabt? Hast du gedacht, dass das Weltsystem zusammenbricht, nur weil wir Wechsler erledigt haben?“
Kohlhaas sagte nichts mehr und schaute traurig auf den
Boden. Dann stand er auf und ging. Am Ende des Lagers war ein Telefon, er dachte daran, Julia anzurufen. Vor dem Fernsprecher hatten sich allerdings mindestens zwanzig andere Soldaten versammelt, die alle mit ihren Liebsten zu Hause telefonieren wollten.
Der junge Mann brummte einen Fluch in sich hinein und ging wieder zurück zu Alf. Dieser klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Lieber stehe ich hier mit dir und den vielen anderen, die für ihre Freiheit kämpfen, als mich in ‚Europa-Mitte’ zu Tode versklaven zu lassen. Hier sterbe ich wenigstens als freier Mann und bin fröhlicher als in diesem Käfig!“
„Vielleicht hast du Recht, Freund!“, erwiderte Frank und setzte sich wieder hin. „Hast du etwas von der Südfront gehört?“
„Sieht leider nicht so toll aus. Hofu und Yamaguchi an der Küste Honshus sind wohl vor ein paar Tagen bombardiert und schwer zerstört worden. Die GCF arbeitet sich jetzt dort langsam vorwärts!“
„Verflucht!“, brummte Kohlhaas. „Was die anderen aus Ivas wohl machen? Ob sie noch am Leben sind?“
„Wir rufen Wilden heute Abend an!“, beschloss Alf und klopfte seinem Freund und Mitstreiter erneut ermutigend auf die Schulter.
Sie erfuhren, dass Thomas Baastfeldt in Kagoshima schon vor mehreren Wochen gefallen war. Wilden hatte es auch erst relativ spät erfahren. Sven und die anderen schienen noch zu leben. Nachdem der Dorfchef es mit dem Hinweis auf weltpolitische Prioritäten mehr schlecht als recht geschafft hatte, Frank aufzubauen, bat dieser darum seine Tochter zu sprechen.
Julia freute sich aus ganzem Herzen, als sie hörte, dass es Alf und ihm gut ging. Ihre Stimme klang wie ein wundervoller Engelsgesang in Franks strapazierten Ohren und übertönte für einige Minuten sogar das dumpfe Dröhnen der Granateneinschläge in Sapporos Stadtzentrum. Kohlhaas fühlte sich wieder beflügelt und beendete das Gespräch mit den Worten: „Ich denke jeden Tag an dich, Julia!“
Das war eine regelrechte Offenbarung der Gefühle für seine Verhältnisse und irgendwie stimmte es Frank für den Rest des Tages fröhlich. Unheimlich stolz war er auf sich selbst, dass er sich endlich getraut hatte, Wildens Tochter so etwas zu sagen. Und sie war sicherlich auch glücklich darüber.
Am folgenden Tag versuchten GCF-Verbände erneut in den Nordwesten Sapporos einzudringen, diesmal kamen sie um die Mittagszeit. Der Angriff war jedoch halbherzig und diente wohl erneut dem Austesten der japanischen Verteidigung. Nach einer Stunde zogen sich die Feinde wieder unter größeren Verlusten zurück und hatten sogar mehrere Panzer verloren.
Noch war die Nahrungsmittelversorgung der Verteidiger intakt, doch es sollte nur noch eine Frage der Zeit von einigen Wochen sein bis die Vorräte aufgebraucht sein würden. Die Moral der Japaner und ihrer Verbündeten erwies sich allerdings als nach wie vor sehr hoch. So ging der rücksichtslose Beschuss der Metropole weiter und forderte jeden Tag seine Verluste unter den Zivilisten. Mittlerweile waren Teile der Innenstadt nur noch ein Trümmerhaufen, doch die täglichen Propagandadurchsagen der japanischen Armeeführung kannten nur eines: „Durchhalten! Bis zum letzten Mann!“
Die erste Periode der Regenzeit auf den dschungelbedeckten Inseln von Okinawa kündigte sich an und draußen goss es in Strömen. General David Williams stand vor einer riesigen Japankarte in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Besprechungsraum in der Militärbasis „Lodge Brother“.
„Ich hoffe, dass mein Kollege, Mr. Schwarzer, demnächst zügiger vorankommt. Noch ist der Weltpräsident mit unseren militärischen Erfolgen zufrieden, doch er erwartet schnellere Siege und einen rascheren Vormarsch. Wir werden ihn nicht enttäuschen und uns vom Süden Honshus bis nach Tokio vorarbeiten!“, erklärte der große Mann mit den grauen Schläfen.
„Die Japaner haben Kobe, Kyoto und Osaka ebenfalls stark befestigt und dort große Verbände
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