Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
feierlich schwor, sich bis zum Umfallen voll zu stopfen.
„Die Essensrationen werden jedenfalls immer kleiner“, war auch Kohlhaas aufgefallen und sein rumorender Magen gab ihm Recht. Sein Freund nickte und lehnte sich erschöpft an eine Hauswand.
„In der Innenstadt sieht es furchtbar aus. Überall liegen die Leichen von Zivilisten herum, die vor sich hin verrotten. Die Japaner verbrennen sie in riesigen Haufen, um Seuchen zu verhindern …“, sagte er leise.
„Habe ich gesehen“, erwiderte Frank.
„Wir halten hier nicht mehr ewig durch. Der Hunger wird auch seinen Anteil unter den Einwohnern und Soldaten fordern, wenn sich nichts ändert. Die Chefs der Japsenarmee sagen es nicht offen, aber die Vorräte sind fast aufgebraucht. Da bin ich mir sicher“, flüsterte er leise und schloss die Augen, um ein Nickerchen zu machen.
„Wenn sie hier alles mit Chemiewaffen bombardieren wie im Falle von Wakkanai, wird Sapporo endgültig zu einem riesigen Massengrab“, fügte Frank hinzu. Alf schluckte und drehte seinen Kopf zur Seite.
Es wurde immer kälter und dunkler. Die Uhr zeigte 22.30 Uhr und das Funkgerät machte mit einem Knistern auf sich aufmerksam. General Takeuchi gab persönlich Befehle durch, die Reste der „Nihon no Yari“ Einheit sollten zusammen mit ihren japanischen Kameraden durch die Wohnsiedlung östlich des Maruyamaparks ihren Gegenangriff um 4.00 Uhr morgens starten.
Die beiden Freiwilligen aus Ivas und zehn weitere Soldaten kauerten im verdreckten Wohnzimmer eines zerstörten Hauses. Es gab kurzzeitig einen Disput darüber, wer das Privileg hatte, auf dem großen, mit Staub bedeckten Sofa zu schlafen.
Ein Freiwilliger aus dem Iran, Nirwan, konnte sich schließlich durchsetzen und schlief sofort laut schnarchend ein. Einer der anderen Männer entfachte ein Lagerfeuer auf dem Boden des Raumes, dessen Wand halb eingebrochen war. Es sah seltsam aus, sie hausten hier wie die Ratten.
Auch Frank und Alfred dösten vor sich hin und hatten sich frierend in alte Decken eingehüllt. Um 3.30 Uhr weckte sie der Iraner auf und sie unterhielten sich kurz.
Der Soldat sah aus wie eine alte persische Kriegerdarstellung: Er hatte einen bräunlichen Bart, helle grüne Augen und war erstaunlich hoch gewachsen. Sein Hass auf die Weltregierung war ihm anzumerken, denn Nirwans Eltern und der Rest seiner Familie waren umgekommen, als die Weltregierung im Zuge ihrer weltweiten Machtergreifung den aufsässigen iranischen Staat, der sich nicht hatte auflösen wollen, mit einem Nuklearschlag heimgesucht hatte.
Damals war Teheran von drei Atombomben verwüstet worden. Nirwan hatte diesen Schrecken niemals vergessen können.
„We must regroup with the other squads at Toroshi Street!“, erklärte er und Frank und Alfred folgten ihm durch die dunklen Straßen.
Müde, hungrig und frierend stießen sie auf etwa 200 Kameraden, die sich an dieser Stelle zwischen den Ruinenhäusern zusammengerottet hatten. Einige schraubten Bajonette auf ihre Gewehre, andere luden die Waffen durch oder musterten Handgranaten. Vielen der jungen Männer strahlte die Furcht aus den Augen.
Es war dunkel, kalt und ein eisiger Regen fiel vom Himmel herab. Alle Lichter waren ausgeschaltet worden und kaum einer der Soldaten brachte ein Wort über die Lippen. Um 4.00 Uhr setzte sich die Truppe langsam in Bewegung, einige Befehle wurden durchgegeben und die Lage sondiert.
„Bin gespannt, was das gleich gibt“, flüsterte Bäumer und schaute nervös zu Frank hinüber.
Die Soldaten huschten durch die finsteren Gassen und bewegten sich lautlos durch den Maruyamapark, dessen kahle Bäume und Sträucher in der Dunkelheit wie abgestorbene Spinnen wirkten. Bald waren sie dem von den GCF-Truppen besetzten Gebiet nahe gekommen und weitere Soldaten stießen von allen Seiten zu ihnen.
Es herrschte noch einige Minuten absolute Stille, nur das Prasseln der Regentropfen auf den Dächern der Häuser war zu hören. Von weitem konnte Frank Sandsäcke und die dahinter hervorschauenden Helme der GCF-Soldaten ausmachen. General Takeuchi meldete sich jetzt bei seinen Männern und das Knacken eines Funkgerätes zerriss die gespenstische Ruhe. Es war 4.00 Uhr: Angriff!
„Banzai!“, brüllten die Japaner und stürmten wild feuernd aus der Dunkelheit auf die Stellungen der GCF zu. Diese reagierte verzögert und erschien kurzzeitig überrumpelt, dann jedoch schossen die Soldaten zurück.
Die ersten wurden von Maschinengewehrsalven durchsiebt. Frank und
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