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Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne

Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne

Titel: Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Gebiete außerhalb der Metropole.
    Die japanische Kriegspropaganda machte aus der Mücke einen Elefanten, denn sie hatte Siegesmeldungen bitter nötig. Sie sprach von einem „vernichtenden Sieg über die Mörderhorden der GCF“ und prophezeite lauthals, dass Sapporo als „Bollwerk der Freiheit“ niemals fallen werde. In den folgenden Tagen dröhnten die Propagandasendungen, die von einem Japaner mit schnarrender Stimme wieder und wieder vorgetragen wurden, aus jeder Ecke Sapporos.
    Die Wirklichkeit war allerdings weit weniger spektakulär. Das Vordringen der GCF in die äußeren Stadtteile der Metropole war unter großen eigenen Verlusten erst einmal vereitelt worden, aber das war es auch schon.
    Ansonsten drohte der Bevölkerung Sapporos langsam aber sicher eine Hungerkrise, welche auch die Soldaten zu spüren bekamen. Nach wie vor wurde die Metropole täglich mit schweren Salven der GCF-Geschütze eingedeckt und die Lage wurde zunehmend trostloser.

Weg von hier

    Die nördlichste Metropole Japans war schon immer berühmt für ihr spektakuläres Schneefestival gewesen, wo talentierte Künstler die Welt mit großartigen Kunstwerken aus Eis beglückten. Ihre geschickten Hände ließen die Besucher der Stadt stets staunen. Japanische Tempel und riesige Tiere formten sie aus jenem Material, das es in Sapporo in den Wintermonaten reichlich gab: Eis.
    In diesem Jahr fiel das Schneefestival aus und man beschäftigte sich mit weitaus wichtigeren Dingen, etwa der Frage, wo man die vielen Toten unterbringen und wie man die noch Lebenden vor dem Verhungern bewahren konnte.
    Bis Mitte November verhielten sich beide Seiten ruhig, zumindest was größere Offensiven und Gegenangriffe anging. Daniel Schwarzer, der Oberkommandierende der nördlichen Invasionsarmee, wollte seine Feinde in Sapporo erst einmal sich selbst überlassen. Es begann zu schneien, wurde bitterkalt und die Nahrungsmittelversorgung brach schließlich fast vollständig zusammen.
    Seit einigen Tagen wurde die Innenstadt jetzt mit chemischen Bomben attackiert, was viel schlimmer war als jede Infanterieoffensive. Glücklicherweise gelang es den japanischen Kampfjetpiloten durch einen Selbstmordeinsatz einige der schweren GCF-Geschütze im Hinterland zu zerstören und ein paar Tage Zeit zu gewinnen, doch das änderte auf Dauer nichts an der Gesamtsituation
    Die Verteidiger sollten jetzt ausgeräuchert werden wie Ratten in einem Erdloch. Wenn sie sich nicht bald ergaben, dann waren schlimmstenfalls alle Menschen in der Stadt des Todes.
    Chemische Waffen, unter anderem auch Giftgas, waren in den weltweiten Medien und vom Weltpräsidenten immer auf das Schärfste verurteilt worden.
    Als „Menschenfreunde“ hatten die Vertreter des Weltverbundes mit derart inhumanen Kriegswaffen nach außen hin nichts zu tun, doch wer sollte bei einem komplett gesteuerten Medienkartell jemals an die Öffentlichkeit bringen, was im japanischen Krieg wirklich geschah. Offiziell wussten die Mächtigen noch nicht einmal, was chemische Waffen überhaupt waren.

    Frank Kohlhaas hockte in einer Ecke im Halbdunkel und hielt sich die Hände vors Gesicht. Sein Freund Alfred war unterwegs auf der Suche nach einem Telefonapparat oder einem Internetzugang, sonst war niemand in dem kalten, zertrümmerten Haus.
    Der junge Freiwillige hatte sich für einige Stunden zurückgezogen und nachgedacht. Das Hungergefühl quälte ihn, sein Nacken und Kopf schmerzten und heute Morgen hatte er heimlich fast eine Stunde lang vor sich hin geweint. Er vermisste Julia Wilden sehr und hatte ihr Bild seit Tagen ständig vor Augen. Gestern Nacht war ihm seine Mutter im Traum erschienen und hatte ihn ermutigt, dass er sich keine Sorgen machen bräuchte.
    „Du wirst noch lange leben, mein Junge!“, sagte sie mit ihrer liebevolle Stimme und nahm ihn in den Arm.
    Zwischendurch war ein Soldat in das zerschossene Haus gekommen, um einen Kameraden zu suchen. Frank versuchte, sich ruhig zu verhalten, damit er nicht weinend gesehen wurde. Immerhin war er der „Held“, welcher einen GCF-Major niedergestreckt hatte und das sprach sich mittlerweile im halben Lager herum. In seiner Ecke wurde er jedoch nicht bemerkt und irgendwann ging der Japaner wieder nach draußen.
    Die GCF-Geschütze hatten jetzt schon mehrfach Giftgasgranaten in die Innenstadt von Sapporo geschossen, die unzählige Menschenleben gefordert hatten. Der gelbliche Nebel verflüchtigte sich nur langsam und ganze Viertel waren nicht mehr

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