Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
die eine oder andere Konversation zu Stande brachte. Seine Frau und seine Tochter trotteten den Männern nur wortlos hinterher und manchmal hörte man sie leise weinen.
Der Tama-Zoo war gigantisch und eindrucksvoll, sämtliche Tierarten des Erdballs, zumindest die, welche noch nicht ausgerottet waren, hatte man hier versammelt. Fische, Reptilien, Säugetiere und massenhaft bunte Vögel. Die Wölfe mit ihrem glänzenden weißen Fell gefielen Frank besonders gut. So viele Tiere hatte er in seinem Leben noch nicht gesehen. In seiner Heimatstadt Berlin gab es in erster Linie Ratten, die nachts die Mülltonnen durchwühlten und in allen Ecken der Stadt lauerten oder Tauben, die sich in Massen auf den großen Plätzen versammelten.
Sie kamen zu einem Terrarium voll mit niedlichen Nagetieren, die sich zu einem großen Haufen aufgeschichtet hatten, um zu schlafen. Ihre großen, gelben Zähne lugten überall aus dem kleinen Berg aus Krallen und Fell hervor. Die Tiere beachteten die Besucher nicht und schliefen tief und fest, als ob es nichts Böses auf der Welt gäbe. Das sah niedlich aus und selbst Nanami musste kurz lächeln.
Anschließend setzten sie sich in ein Cafe im Zentrum des Zoogeländes und gönnten sich eine Pause. Es war auch in Tokio kalt geworden und Herr Taishi hielt es für angemessen, ihnen allen einen heißen Kakao zu spendieren.
„Wird Sapporo von der GCF erobert werden?“, fragte er Frank und Alfred, nachdem sie ausgetrunken hatten.
„Das wird schwer …“, wollte Bäumer gerade erläutern, da traf ihn ein giftiger Blick von Frau Taishi.
Sie sagte etwas auf Japanisch zu ihrem Mann und war wieder einmal den Tränen nahe.
„Gut, nichts mehr von diese Krieg sagen. Okay?“, bemerkte er.
Herr Taishi versuchte, die Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken, schließlich gab es im Tama-Zoo noch einiges zu sehen. Schweigend erhoben sich alle von ihren Plätzen und gingen weiter in eine riesige Halle voller buntgefiederter und laut quäkender Vögel.
Anschließend waren die Insekten an der Reihe: Ameisen, haarige Spinnen, Tausendfüssler in beachtlicher Größe und so weiter.
Zuletzt gingen sie in einen gewaltigen Komplex mit großen Aquarien. Haie starrten sie hier durch dicke Glasscheiben an und Schwärme bunter Fische zogen an ihnen vorbei. Herr Taishi erzählte etwas bezüglich einiger Fischarten.
„Als Kind ich habe mit Vater oft Fische in Meer …“, sagte er und suchte offenbar das passende Wort.
„Geangelt … Fische werden geangelt …“, bemerkte Frank.
„Ja, geangelt!“, rief der Japaner.
„Japaner viel angeln!“
Seine Frau nahm in zur Seite und ging mit ihm einige Schritte von der Gruppe weg. Sie weinte wieder und ihr Mann umarmte sie.
„Wir müssen jetzt nach Hause. Avaka geht es nicht gut!“, sprach er und winkte die anderen zu sich.
Eine neue Woche begann und ein Angehöriger der japanischen Armee meldete sich telefonisch bei den Taishis. Er erkundigte sich nach Frank und Alfred und erklärte, dass die beiden Männer Mitte Dezember nach Chiba zu einem Armeestützpunkt gebracht werden sollten.
Über den Inhalt der Spezialmission wussten die Freiwilligen allerdings noch immer nichts. Gegen Abend gab es eine gute Nachricht, welche selbst Herrn Taishi für einen kurzen Moment aus seinem Zustand der Trauer und Lethargie herausriss.
Auf den Philippinen waren schwere Unruhen ausgebrochen. In der wichtigsten Stadt der Inselgruppe, Manila, hatte eine große Volksmasse den Regierungssitz des Regionalgouverneurs belagert und angegriffen. Nur mit Mühe und Not konnten Polizei und Militär den Aufruhr niederschlagen. Es mussten sogar einige GCF-Einheiten aus dem Süden Japans abgezogen werden, um auf den Philippinnen für Ordnung zu sorgen.
Scheinbar war auch hier die Bevölkerung nicht mehr zufrieden mit den politischen Segnungen der Weltregierung. Die japanischen Medien sprachen von einer „offenen Rebellion gegen die Sklavenhalter“ und erklärten sich mit den Aufständischen solidarisch.
In den folgenden Wochen gab es in Manila sogar einen schweren Bombenanschlag auf einen GCF-Stützpunkt mit mehreren Toten.
Das japanische Fernsehen machte im Zuge seiner Kriegspropaganda aus solchen Aktionen immer einen großen Sieg, genau wie die gesteuerten Medien der Weltregierung auch täglich den Untergang Japans feierten und nur von Erfolgen berichteten.
Tatsache war jedenfalls, dass die GCF mittlerweile immense Schwierigkeiten hatte, in China und Korea noch neue Rekruten für
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