Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
you!”, stammelte Frank und versuchte sich etwas Passenderes auszudenken.
„Okay …“, hauchte die Mutter. „Please leave me alone, Frank!“
Er schlich wieder in sein Zimmer zurück und schloss die Tür leise hinter sich zu. Jetzt wusste er es. Alfred hatte bereits gestern diese böse Vorahnung geäußert.
Frank und Alfred versuchten der Familie Taishi in den nächsten Tagen so gut es ging im Haushalt zu helfen. Sie spülten ab, saugten das Wohnzimmer oder taten sonst etwas. Das war vermutlich ihre Art, so etwas wie Beileid zu zeigen. Es half allerdings nicht viel. Das Haus war von einer riesigen Wolke der Trauer und Depression erfüllt, welche sie mit solchen Dingen kaum vertreiben konnten.
Herr Taishi hatte die Nachricht vom Tod seines Sohnes erst vor einer Woche bekommen. Es war unvorstellbar grausam gewesen und die japanische Familie hatte fast die Nerven verloren. Frau Taishi war zusammengebrochen und nahm seit diesem schrecklichen Tag eine wahre Unmenge an Beruhigungsmitteln und Pillen, um nicht durchzudrehen.
Manchmal hörte man die zwei in der unteren Etage streiten, an anderen Tagen schrie Frau Taishi hysterisch herum. Einmal musste sogar ein Notarztwagen kommen, da ihr Kreislauf kollabiert war. Diesen Zustand empfanden die beiden Freiwilligen fast schlimmer als die Einsätze an der Sapporo-Front.
Herr Taishi bat sie zu bleiben, als Alfred das Angebot machte, lieber in ein Hotel zu ziehen. Er versuchte sich einzureden, dass sein Sohn für ein besseres Japan gefallen war, doch diese Parolen, selbst wenn sie wahr waren, führten auch zu keinem Anklingen des Schmerzes.
„Er war eine von beste Studenten von Mathematics in Universität!“, berichtete er völlig aufgelöst und weinte vor sich hin.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll …“, antwortete Frank.
„Okay!” Herr Taishi wischte sich die Tränen vom Gesicht und versuchte, sich irgendwie zu fangen. „Heute gehen wir alle nach Tama-Zoo von Tokio. Die ganze Familie Taishi und ihre Gäste Frank und Arufred!“
Alfred nickte und reichte dem Mann ein weiteres Taschentuch. Vielleicht tat ihnen allen eine derartige Ablenkung gut, die Trauer würde die Taishis schon noch oft genug überfallen.
Frank Kohlhaas kannte diesen Zustand nur zu gut. Die Holozelle und die anschließende Liquidierung seines Vaters und seiner Schwester hatten ihm dieses entsetzliche Gefühl oft genug beschert.
„Diese Schweine, sie haben diesem braven Volk einfach diesen Wahnsinn aufgezwungen. Für Geld und Macht …“, zischte er leise. Sein Freund stimmte ihm zu.
„Denk ihr, dass tote Menschen noch leben in einer andere Form?“, fragte sie Taishi mit einem tränenreichen Lächeln.
„Ich hoffe, dass wir alle noch in einer anderen Form weiterleben”, kam von Alfred zurück. „Ich bin mir eigentlich sicher!“
„Dann ist Kazuko auch noch da. Er geht mit uns auch in Zoo nach Tokio!”, schluchzte Herr Taishi und nahm Alf in den Arm.
Der Zoobesuch bereitete ihnen kurzzeitig so eine Art „Spaß“, zumindest drängte er die Trauer für einige Stunden zurück und sorgte für oberflächliche Zerstreuung. Frau Taishi wirkte jedoch auch an diesem Tag eher wie eine Leiche, sie war kreideweiß und ihr Gesicht war aufgedunsen. In regelmäßigen Abständen musste ihr Masaru Taishi die Beruhigungspillen geben, damit sie nicht hysterisch wurde.
Nanami Taishi, die Tochter, war sehr schweigsam und hatte sich bisher Frank und Alfred kaum gezeigt. Außer einer kurzen Begrüßung als sie bei der Familie angekommen waren und dem einen oder anderen Satz hatte sie mit den Gästen kaum ein Wort gewechselt. Jetzt war sie vollkommen still geworden und blickte nur mit traurigen Augen umher. Eigentlich war sie recht hübsch und wohl knapp über 20 Jahre alt, doch jetzt wirkte sie, als hätte sie alles Leid der Welt getroffen.
Nanami war viel bei ihrem Freund im benachbarten Stadtteil, so dass man sie sonst kaum zu Gesicht bekam. Wenn sie Herrn Taishi richtig verstanden hatten, studierte sie auch in Tokio. Heute war sie bei dem seltsamen Familienausflug allerdings mit dabei.
„Elephants!“ Herr Taishi zeigte auf eine Gruppe der grauen Riesen hinter einem hohen Absperrzaun. Eines der Tiere, vermutlich ein Bulle, brüllte in ohrenbetäubender Lautstärke und die anderen Elefanten machten ihm ehrfürchtig Platz. Wahrscheinlich war er hier im Gehege so eine Art „Weltpräsident“.
Sie gingen weiter und lediglich der ältere Japaner konnte sich so weit zusammenreißen, dass er
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