Beutewelt 03 - Organisierte Wut
das Baltikum und Weißrussland kam, begannen sie wieder mit fieberhaftem Eifer, aktiv zu werden und waren oft tagelang, besonders im Westen und Norden Weißrusslands, zusammen mit ihren russischen Mitstreitern unterwegs. Vor allem Sven tat sich durch vielseitige Hilfe in allen Bereichen hervor.
Frank und Alfred beobachteten Arturs Wiederkehr auf die Bühne der Politik jedoch nach wie vor recht distanziert und besuchten lediglich die eine oder andere Veranstaltung.
Mitte April führte Artur Tschistokjow eine Protestkundgebung in Brest durch. Etwa 1.000 Teilnehmer kamen und zogen für eine Stunde durch die Innenstadt. Es gab schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei und zwei Dutzend Tote.
Eine Woche später tauchten die Männer der Freiheitsbewegung in Pinsk auf und zogen mit etwa 300 Leuten vor eine Fabrik, um die Arbeiter zum Streik zu ermutigen. Es folgten weitere spontane Protestmärsche in Slutsk und Begoml.
Die Medien berichteten landesweit vom erneuten Erscheinen Tschistokjows und die Behörden begannen im Gegenzug mit groß angelegten Verhaftungen, Verhören und sogar Erschießungen. Dies führte dazu, dass Artur bei Zusammenstößen mit der Polizei seinen Mitgliedern nun befahl, ebenfalls Gewalt anzuwenden und zurück zu schießen.
Alles in allem beeindruckten der Mut und die Entschlossenheit Tschistokjows viele verzweifelte Bürger und seine Reihen füllten sich langsam wieder. Sein Schneid sich so offen mit einem brutalen und vollkommen übermächtigen System auseinander zu setzen, rang sogar vielen weißrussischen Polizisten eine gewisse Bewunderung ab.
Als es ihm schließlich sogar gelang, drei gleichzeitig stattfindende Demonstrationen in Slonim, Vidzy und Slavgorod mit jeweils über 700 Teilnehmern durchzuführen, schenkten ihm die Medien noch mehr Aufmerksamkeit.
Die öffentlich proklamierten Forderungen des ungebrochenen Revolutionärs trafen die Verwaltungsregierung Weißrusslands schwer. Zehntausende von Bürgern bekamen unangenehme Wahrheiten zu hören, über die kein Fernsehsender jemals berichtet hätte.
Medschenko und seine Vasallenregierung wurden bloßgestellt und ihre Verbrechen offen angeprangert. Die meisten Weißrussen, welche Arturs Reden hörten, kamen durchaus ins Nachdenken und waren anschließend auch durch die beste Fernsehpropaganda nicht mehr so einfach auf Spur zu bringen. Zudem kollabierte die Industrie im Frühjahr 2034 noch flächendeckender als in den Jahren zuvor. Zehntausende weißrussische Leiharbeiter wurden entlassen, ganze Fabrikkomplexe geschlossen und in andere Länder ausgelagert. Im Gegenzug stiegen die Lebensmittelpreise und Gebühren weiter an. Eine finstere Wolke der unterschwelligen Wut pulsierte in den Köpfen vieler Weißrussen und die soziale Situation machte keinerlei Anstalten sich in den nächsten Jahren zu verbessern.
Weiterhin entbrannte bei vielen Einheimischen eine offene Abneigung gegen die von der Regierung angesiedelten Fremden aus den orientalischen und asiatischen Ländern und immer öfter kam es mit dieser wachsenden Gruppe zu Konflikten in den Großstädten.
Kriminelle Banden aus den ehemaligen Teilrepubliken der alten Sowjetunion überschwemmten mittlerweile das Land und machten durch Raub, Mord, Drogen- und Menschenhandel von sich reden. In manchen Vierteln der Großstädte Weißrusslands entstanden gefährliche Ghettos voller Kriminalität, Armut und Gewalt. So heizte sich die explosive Stimmung im Land weiter auf.
„Ich werde jetzt in jede größere Stadt in Land eine Demonstration machen!“, erklärte Tschistokjow und nahm einen Schluck Tee zu sich.
Heute hatten sie sich in Franks Haus getroffen. Wilden war auch dabei und hatte eine Karte von Weißrussland mitgebracht. Warme Sonnenstrahlen drangen durch das Küchenfenster und erhellten den alten, noch immer leicht renovierungsbedürftigen Raum, in einem angenehmen Licht.
„Und hier willst du anfangen?“, fragte Frank und deutete mit seinem Finger auf die Kleinstadt Verkhnedvinsk an der litauischen Grenze.
„Ja, ich fange in Norden an und gehe bis Süden, bis an die Grenze von Ukraine!“, erklärte der Anführer der Freiheitsbewegung selbstsicher.
„Aber dann können sich die Behörden doch denken, wo ihr als nächstes demonstriert“, warf Bäumer etwas verdutzt ein.
„Und was ist mit Minsk?“, wollte Frank wissen.
„Sie sollen es doch wissen. In die kleine Städte sind wenige Polizisten und wir werden immer mehr Leute sein. Dann gibt es Konfrontation! Na
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