Beutewelt 03 - Organisierte Wut
tragen und die Hauptstadt Manila einzunehmen. Ganz Ivas jubelte. Eine zweite Revolution war geglückt und ein weiterer Staat hatte sich aus dem Weltverbund herausgelöst.
Innerhalb von wenigen Stunden richteten sich die Augen der Weltöffentlichkeit auf die Philippinen und die Medien spieen Gift und Galle. Über Nacht hatten sie ein neues Feindbild.
„Das ist eine Sensation!“, schrie Wilden außer sich und sprang vor dem Fernseher auf und ab.
Frank, Alfred und Sven klatschten in die Hände. Letzterer versuchte es jedenfalls, denn an seiner linken Hand fehlten nach seinem Kriegseinsatz in Japan immerhin drei Finger. Trotzdem leuchteten auch in Svens verbliebenem Auge Zuversicht und Hoffnung auf.
„Wenn die das schaffen, dann können wir es auch!“, rief Kohlhaas und hob siegesgewiss seine Fäuste.
„Jetzt auch die Philippinen. Das ist ein weiterer Tritt in den Hintern für die Weltregierung, ha, ha!“, posaunte Alf.
„Matsumoto hat seinen ersten offiziellen Verbündeten.“ Der Dorfchef blickte triumphierend auf den Bildschirm. Ein betroffen dreinschauender Reporter kommentierte mit hämischem Unterton Bilder aus Manila, in denen Tausende von Menschen vor dem Präsidentenpalast demonstrierten.
„Mal sehen, wann die GCF dort eingreift“, bemerkte Bäumer und stricht sich über seinen dunklen Bart.
„Das werden sie wohl nicht einfach so machen. Immerhin stehen die Japaner hinter Michael Arroyo!“, kam von Wilden.
„Ob Artur das auch schon mitbekommen hat?“, fragte Sven in die Runde.
Frank sah ihn lächelnd an. „Ich denke schon, dass ist jetzt schon seit Stunden im Fernsehen …“
„Es geht in Asien los! Wird Zeit, dass auch wir in Europa endlich solche Meldungen produzieren!“, rief Wilden.
Nun wurde der Weltpräsident interviewt und wirkte dabei sichtlich verunsichert und besorgt. Die vier Männer in Ivas lachten hingegen und stießen gehässige Bemerkungen aus.
Im Verlauf des Tages meldete sich Artur Tschistokjow, vollkommen außer sich vor Begeisterung.
Diese erfreuliche Meldung aus einem weit entfernten Teil der Welt hatte seine Moral deutlich erhöht. Der weißrussische Politiker hörte sich nun optimistischer denn je an und erklärte Wilden, dass er für den Sommer und Herbst dieses Jahres eine Großoffensive voller Werbeaktionen und Protestmärsche geplant hatte. Für ihn war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Weißrussland im völligen Chaos versinken würde.
Tschistokjow hatte zudem Glück. Von seinen Aktivitäten nahmen die Mächtigen auf der weltpolitischen Bühne bisher kaum etwas wahr und überließen es den regionalen Behörden und Medschenko, den politischen Dissidenten zu stoppen.
Frank, Alfred und einige andere junge Männer aus Ivas machten sich in der kommenden Woche wieder auf den Weg nach Weißrussland und unterstützten die Russen bei ihren rastlosen Werbeaktionen für die Freiheitsbewegung. Mehrere Nächte lang waren sie in Minsk unterwegs.
Anfang April organisierten die Rus fünf gleichzeitig stattfindende Demonstrationen in Kleinstädten im Osten des Landes mit jeweils etwa 1000 Personen. Sie verliefen, bis auf kleinere Zusammenstöße mit der Polizei, weitgehend ruhig. Teilweise sahen die Beamten auch einfach wohlwollend weg und ließen die Demonstrierenden in Ruhe.
Heute hatten sich Frank, Alfred, Artur und etwa hundert Leiter der Ordnertrupps aus dem ganzen Land auf einer großen Wiese weit draußen auf dem Land versammelt. Es regnete in Strömen.
„Frank, ich will Alf und dich zu den Chefs von meine Männer mit Waffen machen. Habe ich schon gesagt, oder?“, erklärte Tschistokjow.
„Ja, das hast du!“, erwiderte Frank und fühlte sich geehrt.
„Die meisten können Englisch. Du kannst mit ihne reden“, sagte der Russe. „Das hier sind alle Anführer meiner Trupps. Ich habe ihnen gesagt, dass in Zukunft du ihnen die Befehle geben wirst.“
Kohlhaas schob die Augenbrauen nach oben. Dann grinste er in sich hinein. „Bin ich jetzt so eine Art General?“
„Ja, genau. Du bist General der Ordner!“
„Und Alf?“
Bäumer schaute etwas verärgert und fühlte sich nicht ausreichend beachtet. „Was ist mit mir?“
„Frank befehlt Ordner von nördliche Gruppen, Alf von Süden“, sagte Artur und versuchte es beiden Recht zu machen.
Alf winkte ab. „Du kannst diese ehrenvolle Aufgabe ruhig Frank überlassen. Soll er die Ordner anführen. Ich passe derweil auf Franks Arsch auf …“
Kohlhaas musste lachen und Bäumer zwinkerte ihm zu. Der
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