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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Agitation durch Artur Tschistokjows Volksbewegung erschüttert und es fiel Medschenko und seinem Machtapparat zunehmend schwerer, in den Städten und Dörfern den immer dreister auftretenden Rebellen Einhalt zu gebieten.
    Frank und die anderen befanden sich pausenlos im Einsatz und erst gegen Ende August kehrten sie wieder nach Ivas zurück. Müde und erschöpft gönnten sie sich eine Woche Pause. Nur selten hatte Frank in letzter Zeit die Ruhe gefunden, um über sein Leben außerhalb der politischen Arbeit nachzudenken.
    Heute jedoch war so ein Tag und der junge Mann konnte nicht behaupten, dass ihm die Ruhephasen immer gut taten. Sicherlich dienten sie vor allem der körperlichen Erholung, Geist und Seele wurden allerdings nicht selten von unangenehmen Fragen bezüglich seiner Lebensziele und der eigenen Zufriedenheit belastet.
    Kohlhaas war wieder mehrere Stunden beim Dorfchef gewesen und hatte sich in dessen Arbeitszimmer Strategien und Pläne für eine gigantische Werbeoffensive im Herbst und Winter angehört. Wilden war kaum noch zu bremsen und seine Familie nahm ihn in dieser Zeit eher als ständig brabbelnden Schatten und weniger als fürsorglichen Vater wahr.

    „Auf Wiedersehen, Thorsten! Bis morgen!“, sagte Frank leise und schloss die Tür des Arbeitszimmers. Dann ging er langsam die Stufen in die untere Etage hinab.
    Bevor er das Haus verließ, warf er einen kurzen Blick in die Küche, wo Agatha Wilden und Julia saßen. Kohlhaas murmelte ein halblautes „Tschüß!“ und machte dann Anstalten zu gehen.
    „Warte doch mal, Frank!“, vernahm er plötzlich hinter sich.
    Julia folgte ihm in den Hausflur. „Wie läuft es denn bei dir?“
    „Gut, vielen Dank für die Nachfrage!“
    „Warum bist du in den letzten Wochen so komisch zu mir?“
    „Bin ich komisch?“
    „Ja, du siehst meistens glatt durch mich hindurch. Bist du sauer?“
    Frank runzelte die Stirn. „Nein, alles bestens!“
    „Du bist wütend wegen Viktor, oder?“, bemerkte Julia und sah ihn betrübt an.
    „Was interessiert mich der Typ!“, knurrte Kohlhaas.
    „Ich meine ja nur. Du kannst ruhig wissen, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen bin …“, erklärte sie.
    „Das ist ja deine Sache. Ich beschäftige mich zurzeit mit wichtigeren Dingen als irgendwelchen Liebschaften“, erwiderte er barsch.
    „Nur, damit du es weißt …“
    „Das wusste ich doch ohnehin!“
    Julia strich sich durch ihre blonden Haare und wirkte verlegen. „Es war ein Fehler. Viktor hat sich wie ein Arschloch verhalten.“
    Frank stockte kurz und lächelte. „Hätte ich dir vorher sagen können. Er ist ein Lackaffe. War mir schon klar, als ich ihn das erste Mal gesehen habe!“
    „Hast du Lust mit mir morgen in Steffens Cafe zu gehen? Nur ein bisschen quatschen …“, fragte Julia.
    „Morgen? Das wird schwierig. Vermutlich kommt Artur vorbei und wir wollen mit HOK etwas durchsprechen“, kam als nüchterne Antwort zurück.
    „Naja, hätte mich gefreut!“, sagte die Tochter des Dorfchefs und ging mit trauriger Miene zurück in die Küche.
    Frank blickte ihr hinterher und verharrte einen Augenblick in Stillschweigen. Dann rief er: „Äh, also wenn Artur nicht kommen sollte, dann melde ich mich eben kurz.“
    „Ist gut!“, hörte er aus dem Nebenraum.
    Kohlhaas lächelte in sich hinein, denn sein innerstes Selbst freute sich mächtig. Dieses Angebot wollte er dann doch nicht so leicht von sich weisen, wie er nach außen hin erscheinen ließ. Zufrieden ging er nach Hause.

    Der Anführer der Rus kam am nächsten Tag nicht nach Ivas. Er war irgendwo in Weißrussland unterwegs und hatte sich ohnehin auch nicht angekündigt.
    Frank war schon früh aufgestanden und stand jetzt bereits eine Stunde lang vor dem Spiegel im sanierungsbedürftigen Badezimmer seines Hauses. Draußen hörte er Alf schimpfen.
    „Du bist schön genug! Jetzt lass mich auch mal rein, ich muss auf den Pott!“
    Bäumer stürmte das Badezimmer, drückte seinen herausgeputzten Mitbewohner zur Seite und hatte kurz darauf endlich seine ersehnte Ruhe.
    „Ich bin weg!“, rief ihm Frank aus dem Hausflur zu und verschwand.
    Kohlhaas ging die staubige Straße hinunter und labte sich an den warmen Sonnenstrahlen, welche sein Gesicht sanft streichelten. Für einige Minuten versank er tief in Gedanken und überlegte, was er Julia heute alles sagen wollte. Er bog um die Ecke und erblickte das von leuchtenden Blumen umsäumte Haus der Familie Wilden. Julias Mutter öffnete die Tür und

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