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Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Titel: Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Streitkräfte verfolgten damit das Ziel, einen Keil zwischen das Baltikum und St. Petersburg zu treiben und den Truppen Tschistokjows wichtige Nachschub- und Verkehrswege zu nehmen.
    Heute brannte die Junisonne auf die Waräger und die Männer der Volksarmee unbarmherzig herab. Alf betrachtete einige Panzer, die sich durch die Gassen schoben und zwischen ein paar Häuserblocks in Stellung gingen.
    „Es sind über 100.000 Mann!“, bemerkte ein hochgewachsener, weißrussischer Offizier und meinte damit die schwarz-roten Verbände, die sich rund um die Stadt formierten.
    „Das kann ja heiter werden!“, erwiderte Bäumer, wieder in seinen schmutzigen Unterstand zurückkriechend.
    Überall verschanzten sich die Waräger hinter Trümmerhaufen und Stacheldraht. Noch bis in die tiefe Nacht verharrten sie in den Straßen, den ersten Sturmangriff der Kollektivisten erwartend.
    Schließlich begann ein mörderisches Trommelfeuer und das Donnern von unzähligen Detonationen hallte durch die Dunkelheit. Alf robbte an einigen seiner Leute vorbei und ermahnte sie, die Nerven zu behalten. Ein junger Soldat neben ihm begann zu zittern und flüsterte leise ein Gebet auf Russisch.
    Dann blitzten die Mündungsfeuer von Tausenden Gewehren in der Ferne auf und die Kollektivisten brausten wie eine Woge durch die Straßen Nowgorods.
    „Artur Tschistokjow hat ausdrücklich befohlen, dass Nowgorod gehalten werden muss! Die Stadt wird auf keinen Fall preisgegeben!“, schrie ein Offizier der Volksarmee seinen Männern zu, während diese hastig die Stellungen bemannten.
    „Feuer frei, Waräger!“, brüllte Bäumer aus vollem Halse und die ihm unterstehenden Männer empfingen die vorpreschenden Gegner mit einem ohrenbetäubenden Kugelhagel.
    „Dieser Wahnsinn wird niemals vorbei sein!“, sagte Alf leise zu sich selbst, bevor er ebenfalls zurückschoss.
    Umso gesünder Franks Körper wurde, umso klarer gestalteten sich auch seine Alpträume und Seelenqualen. Nachdem die schlimmsten Schmerzen im Schulter- und Brustbereich überwunden waren, meldeten sich jene in den Weiten seines Hirns mit größter Intensität zurück. Hass- und Rachegelüste nagten in seinem Inneren und sein gepeinigtes, gedemütigtes Selbst forderte in einem endlosen Monolog Vergeltung für alles, was sie ihm angetan hatten. Die Logenbrüder, die Kollektivisten, die Verschwörer und Völkervergifter – sie sollten alle bezahlen und bluten. Je mehr Frank bewusst wurde, was sie aus ihm gemacht hatten, desto mehr schwoll der Groll in seinem gequälten Herzen an.
    Mit jedem verstreichenden Tag schwand die Freude, die Gefangenschaft und sogar die Liquidierung überlebt zu haben, ein wenig mehr und wich einer brausenden Flut des Zorns.
    Jetzt galt es erst recht zu kämpfen, nahm sich Kohlhaas vor, und versank oft für Stunden in einer so finster wirkenden Grübelei, dass er selbst auf Dr. Tschekow unheimlich und fremdartig wirkte.
    Wenn Frank die zahlreichen Narben, die seinen Körper verunstalteten, im Spiegel betrachtete, dann fletschte er heimlich die Zähne und ballte voller Ingrimm die Faust.
    „Ihr wolltet mich einfach abknallen, wie einen räudigen Köter!“, fauchte er leise vor sich hin und sein Spiegelbild verzog sich zu einem gespenstischen Antlitz des Hasses.
    Nikolai hingegen war, trotz seiner ebenfalls großen Wut auf die Kollektivisten, in erster Linie froh, nicht tot zu sein. Er redete meistens von einer Zukunft des Friedens, die er eines Tages zu erleben erhoffte. Doch Frank antwortete dem Priester nur mit versteinertem Blick, um dann seine endlosen Litaneien der Rache zu rezitieren.
    Einige Zeit später war er so weit genesen, dass er die Tschekows und das Dorf Radmoj verlassen konnte. Schließlich beschloss er, sich auf eigene Faust nach St. Petersburg durchzuschlagen.
    „Ich werde helfen, ganz Russland zu befreien! Das wird mein Dank an euch sein, meine Lieben!“, sagte er der russischen Familie und Nikolai zum Abschied, nachdem diese ihn nach Wologda gebracht hatten.
    Ohne größere Probleme erreichte Kohlhaas einige Tage später die von den Rus besetzte Metropole St. Petersburg. Er war auf seiner Reise mit dem Zug erfolgreich im Menschengewühl untergetaucht, denn darin hatte er Erfahrung. Niemand hatte sich im allgemeinen Gewirr des Bürgerkrieges für ihn interessiert. Frank erreichte die zweitgrößte Stadt Russlands in den frühen Morgenstunden des 25. Juli 2039 und war erleichtert, endlich auf das von Tschistokjow kontrollierte Gebiet zu

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