Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
eine Winteroffensive! Oh, da freue ich mich ganz besonders drauf!“, zischte Bäumer.
„Himmel! Nerv mich nicht!“, grollte Frank zurück.
Der General schlich nach draußen und atmete einen Schwall eiskalte Luft ein. Kohlhaas spürte, wie Frust und Erschöpfung seinen Körper durchflossen. Am liebsten hätte er laut in die Dunkelheit hinein geschrieen. Doch er musste ein Vorbild für seine Untergebenen sein. So versuchte er, sich mit letzter Kraft zusammenzureißen. Dann betrachtete der Soldat nachdenklich Julias Bild auf dem Display seines DC-Sticks, richtete anschließend seinen Blick auf den klaren Sternenhimmel und schwieg.
Durch die Wirren des Bürgerkrieges waren die Zwangsregistrierungen der Weltregierung in Russland erst einmal ins Stocken geraten und zunächst eingestellt worden. Ansonsten verlief die Operation aber nach wie vor nach Zeitplan. In West- und Mitteleuropa waren die neuen Scanchips bereits nicht weniger als 166 Millionen Menschen unter die Haut eingepflanzt worden. In den kleineren osteuropäischen Ländern war ihre Zahl auf etwa 40 Millionen angewachsen.
Auf dem nordamerikanischen Kontinent betrug die Zahl der offiziell registrierten Personen im November 2040 inzwischen 131 Millionen. Trotz anfänglicher Proteste und Widerstände, hatte sich die Weltregierung mit ihrer Hartnäckigkeit durchgesetzt, und führte die Massenregistrierungen unter immer größer werdendem Zwang unbeirrt weiter fort.
Ansonsten fesselten die schrecklichen Vorgänge in Indien die Aufmerksamkeit der Mächtigen und ihrer Global Control Force in diesen Wochen mehr denn je. Blanke Panik hatte den indischen Subkontinent und auch China ergriffen, denn die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde wussten noch immer nicht, wie sie mit der extrem gefährlichen ODV-Seuche umgehen sollten. Das neue Jahr würde keinesfalls erfreulicher werden, darin war man sich von Indien bis Russland einig.
Nach einem mehr als deprimierenden Weihnachtsfest im Schützengraben vor Voronezh, wurde der Jahreswechsel einmal mehr von massiven Schneefällen eingeleitet. Am 5. Januar 2041 versuchten die Volksarmisten und Waräger die Stadt Voronezh noch einmal zu erobern, doch ihr Ansturm versickerte erneut im Kugelhagel der Kollektivisten. Zu allem Überfluss starteten Uljanins Soldaten einen Tag später auch noch einen Gegenangriff und drängten die Rus mehrere Kilometer weit nach Westen zurück. An anderen Orten sah es auch nicht besser aus. Überall gewannen die schwarz-roten Verbände wieder an Boden und trieben ihre Gegner aus den Gräben und Stellungen heraus. Tausende Volksarmisten blieben auf den schneebedeckten Schlachtfeldern und die Kampfmoral der Rus erlitt immer größere Schäden.
Doch während sich Tschistokjows Soldaten noch geschlagen nach Westen zurückziehen mussten und ihre Wunden leckten, begann sich eine furchtbare Hungerkrise in Zentralrussland auszubreiten. Als Strafe für Uljanins Ungehorsam hatte der Weltverbund seine finanzielle Unterstützung für Russland komplett eingestellt. Das Gleiche galt für die Waffenlieferungen.
Der Rat der 13 versuchte den eigensinnigen Kollektivistenführer auf diese Weise wieder zur Räson zu bringen und verdeutlichte ihm zugleich seine Abhängigkeit von der Gunst der obersten Logenbrüder. Die kollektivistische Wirtschaft selbst war kaum in der Lage, eine ausreichende Ernährung des russischen Volkes sicherzustellen, was eine Welle des Unmuts gegen die gesamte KVSG hervorbrechen ließ.
Doch Uljanin gab nicht klein bei und ließ den Bau seines Atomwaffenstützpunktes in Sibirien entschlossen vorantreiben. Er drohte seinen übergeordneten Logenbrüdern sogar und der Zwist zwischen ihm und dem obersten Rat eskalierte nun in noch schärferer Form.
Ende Januar kam es zu Hungeraufständen in Moskau und anderen russischen Städten, welche die KKG gnadenlos niederwarf. Als nun auch die Nahrungsmittelversorgung für einen Teil der schwarz-roten Armee zusammenbrach, wandte sich das Blatt innerhalb kürzester Zeit zu Gunsten der Rus. Artur Tschistokjow und seine Anhänger konnten gar nicht so schnell reagieren, wie die kollektivistische Herrschaft durch die große Hungersnot ernsthaft ins Wanken geriet. Nun galt es, die Lage auszunutzen.
„Es wird noch etwa zwei Monate dauern, bis der Stützpunkt mit Atomraketen bestückt werden kann und einsatzbereit ist, Herr Kollektivgenosse!“, erläuterte der KKG-Offizier mit sichtlichem Unbehagen.
Der spitzbärtige KVSG-Chef schluckte einen
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