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Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Titel: Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Friedrich, dass Papa bald heim kommt …“
    Frank legte auf. Er schlich zurück in die dunkle Ecke, wo sein Schlafsack auf ihn wartete. Dort döste er noch eine Weile in dieser ungewöhnlich friedlichen Nacht.
    Unter dem Motto „Russen bewaffnet euch, helft dem Befreier Artur Tschistokjow!“ versuchte die Freiheitsbewegung östlich von Moskau ihre Landsleute zum Widerstand gegen die kollektivistische Herrschaft anzustacheln und überschüttete die Ortschaften und Kleinstädte mit riesigen Massen von Flugblättern, die aus Transportflugzeugen abgeworfen wurden.
    Derweil verstärkte die Volksarmee ihren Belagerungsgürtel im Westen Moskaus, während sie ihre Sturmangriffe unermüdlich fortsetzte. Der Gegner hatte nach zahllosen Gegenangriffen und Häuserkämpfen nicht nur unzählige Soldaten verloren, sondern vor allem auch weitere Panzer, Geschütze und Flugzeuge eingebüßt.
    Immer häufiger musste Uljanin nun auf schlecht ausgerüstete Verbände zurückgreifen, die von der KKG mit brutaler Härte organisiert und gegen die Stellungen der Rus getrieben wurden.
    Das führte Mitte Juli vielerorts zu offener Befehlsverweigerung und sogar zu Lynchmorden an einigen KKG-Kommissaren durch die eigenen Soldaten. In Solnzewo, im Westen Moskaus, ergaben sich die schwarz-roten Verteidiger am 20. Juli und ließen sich von den Volksarmisten gefangen nehmen. Artur Tschistokjow versprach ihnen eine gute Behandlung und hielt sein Wort.
    Langsam erreichte das ununterbrochene Artilleriefeuer der Belagerer jetzt auch die Innenstadt der Metropole und dank weiterer japanischer Waffenlieferungen nahm auch die Zahl von Tschistokjows Bombern wieder zu, welche in pausenlosem Einsatz ihre tödliche Fracht über dem Moskauer Häusermeer entluden. Vitali Uljanin verließ die Stadt schließlich Anfang August aus Sicherheitsgründen und verlegte die Kommandozentrale der schwarz-roten Armee nach Kostroma.
    Viele seiner Generäle nahmen dem Kollektivistenführer diesen Schritt äußerst übel und sprachen hinter seinem Rücken von Feigheit und Unaufrichtigkeit. Auf die Moral der Verteidiger Moskaus wirkte sich sein Rückzug nach Osten ebenfalls nicht gerade positiv aus und zunehmend mehr kollektivistische Soldaten fragten sich, warum sie sich weiterhin ins MG-Feuer der Volksarmee werfen sollten, während ihr Anführer die Hauptstadt im Stich ließ.
    Im Schatten der schon fast gänzlich zusammengebrochenen Nahrungsmittelversorgung rächte sich in den folgenden Wochen nun außerdem die Tatsache, dass die Bevölkerung Moskaus nicht mehr homogen war. Etwa die Hälfte der Bewohner der Metropole waren keine Russen, sondern stammten aus den ehemaligen Teilrepubliken der alten Sowjetunion. Die seit Jahrzehnten schwelenden Animositäten zwischen Kasachen, Armeniern, Georgiern, Türken und zahlreichen anderen Angehörigen verschiedenster Nationalitäten und den einheimischen Russen, entluden sich in der Innenstadt schließlich in blutigen Krawallen und Plünderungen.
    Hatten sich die nichtrussischen Fremden anfangs noch in Massen von der schwarz-roten Armee rekrutieren lassen und waren sie häufig die fanatischsten Anhänger Uljanins gewesen, so wandten sie sich jetzt zunehmend von ihm ab, um sich wieder auf die Interessen ihrer jeweiligen Volksgruppe zu besinnen.
    Unter dem wachsenden Druck der Belagerung erwiesen sie sich mehr und mehr als unzuverlässig und liefen den schwarz-roten Fahnen am Ende in Scharen davon.
    Anfang September gelang es der Volksarmee nach monatelangen Kämpfen endlich Rjazan einzunehmen, eine Woche später folgte die Stadt Vladimir im Südosten Moskaus. Damit hatten die Kollektivisten zwei weitere wichtige Stützpunkte verloren und die Schlinge um die Riesenmetropole konnte noch enger gezogen werden.
    Vier Stunden lang hatte die vorgerückte Artillerie der Rus den Stadtteil Lianosowo mit schwerem Trommelfeuer eingedeckt und noch immer schossen Explosionen und glühende Plasmawolken zwischen den brennenden Gebäuden nach oben.
    Dann zischte eine Bomberschwadron über den Köpfen der Soldaten hinweg durch den wolkenverhangenen Himmel, um irgendwo hinter dem Horizont einen Bombenteppich auf die Erde regnen zu lassen. Ein rotes Flammenmeer erleuchtete das ganze Gebiet wie ein gespenstischer Sonnenaufgang. Frank blickte den Flugzeugen nach, als sie zwischen den Wolken verschwanden.
    „Langsam kommen wir vorwärts“, dachte er sich und betrachtete mit grüblerischer Miene seine Hand, welcher der kleine Finger verlustig gegangen war.

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