Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
den vergangenen Wochen wieder zahlreichen wirtschaftlichen Aufbauprojekten von der Ukraine bis zum Ural gewidmet hatte, war sehr erfreut über die Gesprächsbereitschaft der hochrangigen Politiker und Logenbrüder; er zeigte sich ihnen gegenüber äußerst zuvorkommend und moderat.
Die bis Ende April andauernden Verhandlungen wurden von der internationalen Presse erneut gefeiert und Artur Tschistokjow erntete ein wenig Lob. Und der diplomatische Austausch zwischen den Vertretern des Weltverbundes und dem Nationenbund der Rus war äußerst erfolgreich. So interpretierte es jedenfalls der russische Staatschef.
Die Grenzen des Nationenbundes wurden von der Weltregierung nun auch formal anerkannt, während Tschistokjow den Gouverneuren und Sub-Gouverneuren zusicherte, nicht nur die russische Wirtschaft weiter für Importwaren zu öffnen, sondern auch deren Territorien zu achten.
Der von Warschau, dem neuen Verwaltungszentrum von Europa-Ost, aus regierende Gouverneur Edwin Ravinski, äußerte mehrfach seine Sorge bezüglich des Verhältnisses zu Russland, doch Tschistokjow gelang es ihn zu beruhigen und er versicherte, dass ihm kriegerische Absichten fern lägen.
Ähnlich erging es Isaac Bruckheimer aus Sibirien, der nach wie vor befürchtete, dass der Nationenbund der Rus sein Gebiet eines Tages nach Osten ausdehnen würde. Doch auch hier vermochten es Artur Tschistokjow und Außenminister Wilden, die Ängste ihres Verhandlungspartners zumindest oberflächlich zu zerstreuen. Sie unterschrieben eine Erklärung, welche die Grenze des Sektors Innerasien-Sibirien garantierte.
Die von Tschistokjow selbst in die Verhandlungen eingebrachten Wünsche, etwa die Forderung nach einer Lockerung der allgemeinen Überwachung im Verwaltungssektor Europa-Mitte, wurden von den Gouverneuren allerdings ignoriert. Meist traten die Gäste gönnerhaft und arrogant auf, als ob Tschistokjow froh ein könne, dass sie überhaupt mit ihm sprachen. Doch dieser blieb souverän und ruhig, bemühte sich alle Zweifel an seiner Friedfertigkeit zu beseitigen, so wie es auch seine Verhandlungspartner taten.
Schließlich vermittelte der oberste Verwalter des Unterdistrikts „Skandinavien“, Adley Weissborg, dem russischen Staatsoberhaupt sogar noch einen weiteren Aufbaukredit über nicht weniger als 100 Milliarden Globes beim Global Bank Trust.
„Sieglinde!“, flüsterte Frank und beugte sich zu dem kleinen Wesen in Svetlanas Armen herab.
Das Baby gab ein glückliches Kichern von sich. Dann griff es mit seinen winzigen Fingerchen nach Franks Arm.
„Na, du kleine Maus!“, sagte Kohlhaas leise.
„Uiiiekaaah!“, machte Sieglinde und lächelte ihn an.
„Die ist echt total süß…“, sagte Julia, das Baby liebevoll betrachtend.
„Sie ist noch total winzig!“, meinte Friedrich und musterte die Kleine, die einen Sabberfaden abgab.
„Ihhh, guck mal!“, sagte der Junge jetzt, wobei er auf den Sabbertropfen zeigte.
„So sind Babies nun einmal. Du hast auch ständig gesabbert, als du noch so klein wie Sieglinde warst“, erklärte Julia ihrem Sohn. Bäumer lachte.
„Wirklich?“
„Ja, natürlich, Friedrich! Alle Babys sabbern rum und du warst ein besonders großer Sabbersack!“, neckte Frank seinen Filius.
„Ha, ha!“, machte jener empört und stemmte die Ärmchen in die Hüften.
„Wir sind froh, dass wir haben eine Kind“, sagte Svetlana. Sie sah zufrieden in die Runde.
„Und? Ist Alf denn auch ein guter Papa?“, kam von Frank.
„Natürlich! Der Beste der Welt!“, erwiderte Bäumer und schnappte sich ein paar Kartoffelchips vom Wohnzimmertisch.
„Was habt ihr zwei in den nächsten Wochen denn so vor?“, fragte Julia Svetlana und Alf.
Bäumer überlegte kurz. „Nicht besonderes! Wir sehen Sieglinde jetzt einfach erst einmal beim Wachsen zu. Ansonsten steht ja nichts an – und das ist auch gut so. Ich will keine Kasernen oder Waräger mehr sehen.“
„Ich glaube das werden wir auch nur noch sporadisch. Nun, wo wir dank Artur mit dem Weltverbund fast in einer Art Freundschaft leben, wird man uns wohl in Zukunft an keiner Front mehr benötigen. Gott sei Dank! Revolution hin oder her. Ich wollte eigentlich immer nur in Frieden leben“, sagte Kohlhaas.
„Da hast du vor ein paar Tagen aber noch ganz anders geredet, Frank. Du hast Artur als Verräter bezeichnet und mir groß erklärt, dass du die Befreiung Deutschlands noch miterleben willst“, kam von Julia.
„Naja…“, sagte Frank lediglich.
„Tatsache ist
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