Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
nämlich, dass es von der Tagesform meines lieben Herzchens abhängt, ob er kämpfen will oder nicht. Das wirst du nicht ableugnen können, Frank“, sagte die Tochter des Außenministers.
„Manchmal rege ich mich halt noch immer über diese verdammten Logenbrüder da hinten auf. Das ist ja auch normal. Allerdings ist mir die Politik zunehmend gleichgültig. Artur macht ohnehin, was er will, und ich halte mich da langsam raus“, brummte Frank.
„Also Papa schimpft in letzter Zeit nur noch und ist vollkommen enttäuscht von Artur“, fügte Julia hinzu.
„Aber wenn kein Krieg ist und uns gut geht, dann ist doch die Beste für ganz Russland“, bemerkte Svetlana und konnte offenbar nicht richtig nachvollziehen, was an Tschistokjows Friedenpolitik verwerflich sein sollte.
„Du hast doch von Politik gar keine Ahnung, Schatz!“, knurrte sie Bäumer plötzlich an.
„Warum das? Ich haben…ich weiß doch von Politik, und Frieden ist gut, Alf!“, verteidigte sich Svetlana.
„Darum geht es aber überhaupt nicht!“, erklärte Bäumer.
Seine Freundin wechselte wieder in ihre Muttersprache und betonte, dass sie keinerlei Wert darauf legte, dass Sieglinde in ihrem Leben einen Krieg miterleben musste.
Plötzlich war die Stimmung unter den Anwesenden gereizt. Frank bat Alf, die unselige Diskussion zu beenden und über etwas anderes zu reden. Doch der Hüne beharrte darauf, seiner Frau zu verdeutlichen, dass es seiner Meinung nach mit dem Feind auf Dauer keinen Frieden geben konnte.
Irgendwann fauchte ihn Svetlana wütend an und verschwand mit Sieglinde, die inzwischen zu weinen angefangen hatte, aus dem Wohnzimmer.
„Musste das jetzt sein?“, rügte Frank seinen besten Freund.
„Aber sie hat keine Ahnung von Weltpolitik und ich kann dieses naive Weibergeschwätz nicht ertragen!“, grollte Alf.
„Gut, dass wir euch Männer haben, sonst würde sich ja niemand finden, der die Welt am Ende doch noch kaputt schlägt“, hielt Julia Bäumer entgegen.
„Ich wollte heute eigentlich nicht wieder ständig über Tschistokjows Politik sprechen. Vielleicht sollten wir wirklich langsam mal anfangen, unser Leben zu genießen und uns am Frieden zu erfreuen“, sagte Kohlhaas.
„Und das aus deinem Munde…“, neckte ihn Julia.
Nun kam Svetlana mit dem Baby zurück ins Wohnzimmer, sie war äußerst missgestimmt. Nachdrücklich forderte die junge Russin Alf auf, mit ihr nach Hause zu gehen. Damit war die gemütliche Zusammenkunft beendet.
„Er hat alles mit sich machen lassen und sich fast wie ein Hund unterworfen. Ich habe gestern mit dem japanischen Außenminister Mori telefoniert und auch dieser hat mir berichtet, dass er inzwischen starke Zweifel an Arturs Bündnistreue hegt“, erzählte Wilden dem russischen Wirtschaftsminister Dr. Gugin mit zurückhaltender Stimme, während sich jener verstört umschaute.
„Das hat er gesagt?“, fragte Dr. Gugin verdutzt.
„Ja, aber ich kann ihn verstehen. Artur hat den Nationenbund bereits mit 300 Milliarden Globes beim Global Bank Trust verschuldet und offenbar hat er vor, sich noch mehr Geld von den Logenbrüdern zu leihen. Wohin gehen diese riesigen Summen?“
Der grauhaarige Russe machte den Anschein, als ob ihn diese Frage beunruhigte und erwiderte: „Herr Wilden, dieses Geld wird zum Teil für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Russlands verwendet, für den Bau eines neuen Verkehrsnetzes oder ähnliche Dinge.“
Wilden fixierte den Wirtschaftsminister mit seinen stechenden, blauen Augen. „Und wo geht der andere Teil des Geldes hin?“
Dr. Gugin stockte. Dann sah er sich noch einmal um, damit er sicher gehen konnte, dass niemand ihr Gespräch belauschte.
„Herr Wilden…“, wisperte er.
„Wohin geht der Rest des Geldes?“, hakte der Deutsche nach.
„Ich darf darüber mit niemandem sprechen.“
„Verdammt, Herr Dr. Gugin! Wir sollten innerhalb des Kabinetts mit offenen Karten spielen. Wir haben doch nicht die Revolution gemacht, um uns jetzt etwas vorzumachen, oder?“, flüsterte der Außenminister.
„Es wurden etwa 171 Milliarden Globes in die Wirtschaft des Nationenbundes investiert…“, erklärte der Minister leise.
„Und der Rest?“
„Der ist auf streng geheime Konten gewandert und diese überwacht Tschistokjow persönlich.“
„Es sind 129 Milliarden Globes auf irgendwelche Geheimkonten geflossen?“, rief Wilden erbost.
„Sein Sie still, Herr Außenminister! Nicht so laut!“, ermahnte ihn Dr. Gugin und suchte die Umgebung erneut
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