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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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entwickeln.
    „Drei Jahre oder noch länger?“
    „Ich kann es so spontan nicht sagen, Herr Präsident!“, erwiderte Prof. Hammer überfordert.
    „Von heutige Tag an, Ihr ganzes Team muss nur noch forschen an diese Sache“, ordnete Tschistokjow an.
    „Wie Sie meinen, Herr Präsident!“
    „Sie sind eine Genie, Professor. Und sie werden das schaffen mit Erfolg!“
    „Vielen Dank, Herr Tschistokjow!“
    Der Physiker stand auf, ging ins obere Stockwerk und kam mit seinem Laptop unter dem Arm wieder ins Wohnzimmer. Der russische Staatschef blickte ihn erwartungsvoll an und sah zu, wie er an dem Gerät herumhantierte.
    „Ich wollte Ihnen noch etwas zeigen“, sagte Prof. Hammer, während der Laptop fuhr mit einem leisen Summen hochfuhr.

    Frank und Ludwig Orthmann hatten sich gleich sympathisch gefunden und wenige Tage nach dem „Tag der russischen Einheit“ noch einmal miteinander telefoniert. Anfang November besuchte der politische Flüchtling aus Deutschland schließlich Frank und Julia in ihrer Wohnung in Minsk.
    Orthmann war mehr als stolz, dass ihn General Kohlhaas höchstpersönlich zu einem Treffen eingeladen hatte. Frank hingegen konnte schon allein wegen der seinem eigenen Schicksal so ähnlichen Leidensgeschichte des Gastes mit diesem mitfühlen und fand ihn interessant. Auch Julia hatte den äußerst höflichen und zurückhaltenden Deutschen aus Rostock schnell ins Herz geschlossen. Für Alf galt das Gleiche. Ludwig Orthmann blieb fast eine Woche lang bei Frank und Julia, die ihn in endlose Gespräche verwickelten und sich von den Verhältnissen in der alten Heimat aus erster Hand berichten ließen.
    Der Verwaltungssektor Europa-Mitte war inzwischen zu einem Gebiet voller Armut, Überwachung und ethnisch-religiöser Konflikte geworden. Es war im Vergleich zu der Zeit, als Frank aus diesem riesigen Käfig geflohen war, überall nur noch schlimmer geworden. Großstädte wie Berlin oder urbane Zonen wie das Ruhrgebiet glichen in weiten Teilen gigantischen Slums, die hauptsächlich von den Nachfahren fremdländischer Einwanderer bewohnt wurden und in denen sozialer Verfall und eine hohe Kriminalitätsrate an der Tagesordnung waren.
    Die mittlerweile überall zur Minderheit gewordene deutsche Restbevölkerung hatte die zerfallenen Großstädte wie Berlin, Hamburg, Köln oder Frankfurt zum größten Teil bereits verlassen und war in Kleinstädte oder ländliche Regionen gezogen. Eine trübe Glocke der Hoffnungslosigkeit und eine Atmosphäre, die der nackte Kampf ums Überleben auf dem vollkommen globalisierten Arbeitsmarkt bestimmte, hatten sich den etwa 90 Millionen Menschen verschiedenster Herkunft auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland bemächtigt.
    Die Deutschen selbst hatten inzwischen eine so niedrige Geburtenrate, dass sie in den nächsten Jahrzehnten völlig auszusterben drohten. Ähnlich erging es auch den Franzosen, Engländern und den übrigen Völkern Westeuropas.
    Trotzdem hatten sich in den letzten Jahren politische Gruppen, die die Freiheit und Unabhängigkeit ihrer alten Nationen forderten, in vielen Ländern im Untergrund gebildet, obwohl die Mächtigen derartige Tendenzen brutaler denn je unterdrückten und Dissidenten gnadenlos verfolgen, einsperren oder ermorden ließen.
    In Deutschland waren derartige Gruppierungen besonders auf dem Gebiet der früheren DDR, das inzwischen in einigen Teilen einer verlassenen Ruinenlandschaft glich, und in den ländlichen Regionen Westdeutschlands aktiv. Im Regionalsektor „D-Ost I“, dem ehemaligen Bundesland „Mecklenburg-Vorpommern“, und den Nachbarregionen waren systemfeindliche Kräfte in den letzten Jahren immer aktiver geworden. Die Großstädte hingegen befanden sich in der Hand eines Breis fremder Völker, dessen einzelne Bestandteile sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit in Form von Unruhen und Gewaltausbrüchen gegeneinander wandten.
    Laut GSA-Studien waren in den nächsten Jahren in allen größeren Ländern Westeuropas bürgerkriegsähnliche Zustände zu erwarten, denn die Spannungen unter den oft recht aggressiven Vertretern der einzelnen Ethnien, wie auch zwischen diesen und der zunehmend unzufriedener werdenden deutschen Restbevölkerung, nahmen mit jedem Jahr weiter zu.
    Doch diese Tatsache bereitete den Logenbrüdern keine allzu großen Sorgen, denn solange sich diese verstreuten Völkersplitter unterschiedlichster Herkunft gegenseitig zerfleischten, hatten sie selbst wenig zu befürchten.
    Einen Monat

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