Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
sich sämtlich Spiele der Minsker Mannschaft anzusehen.
„Wieso spielt die dumme Sau nicht ab?“
„Weil er `ne dumme Sau is`!“
„Bei dir merkt man, dass du aus`m Ruhrpott stammst, Bäumer!“, meinte Frank.
„Wieso das denn?“
„Du hast manchmal so einen komischen Slang. Man hört es halt, Alter“.
„Wat kann ich dafür? Und wenn du redest, hört man noch ein bisschen den Berliner raus, Kohlkopp.“
„Dit sach ick dir!“
„Scheiße!“, brüllte Alf und schüttete vor Erregung sein Bier über die Couch.
„Was ist denn, Mensch?“
„Der Ivaninski hat schon wieder nicht getroffen!“
„Warum wechseln die den nicht aus, ey?“
„Weiß ich auch nicht…“
„Der dumme Arsch trifft nie was!“
„Der Kasten ist leer. Hast du noch Bier da, Frank?“
„Ja, im Kühlschrank.“
Der Achilles von Weißrussland, der heute seinen Ruhestand im Suff verbrachte, torkelte in die Küche und kam kurz darauf mit einem Sechserpack Bier zurück.
„Da!“, sagte er und warf Bäumer eine Bierpulle in den Schoß.
Der Hüne riss den Deckel der Flasche ab und hielt sie sich an den Hals. Anschließend ließ ein weiterer Rülpser das Wohnzimmer erbeben.
„Scheiße!“, röhrte Alf, nachdem der Mittelstürmer von Minsk die nächste Torchance vergeigt hatte.
„Nicht so laut, Alter! Wir wohnen hier nicht alleine im Haus!“, rügte Frank seinen immer voller und asozialer werdenden Kumpanen.
„`Tschuldigung!“
„Dortmunder Assi!“
„Fresse!“
„Selber Fresse!“
„Wo is` Julia eigentlich?“
„Einkaufen! Die kauft Klamotten und Schuhe und so. Die kommt vielleicht gleich wieder. Also brüll hier nicht das halbe Haus zusammen!“
„`Tschuldigung, ey!“, lallte Bäumer verlegen.
„Scheiße!“, schrie er in der nächsten Sekunde und donnerte mit der Faust auf den Tisch. „Hast du das gesehen? Das gibt es doch nicht!“
„Schnauze! Nicht so laut!“, brummelte Kohlhaas, sich auch noch eine Flasche nehmend.
Wenig später schossen die Minsker Fußballer den Anschlusstreffer und Alf ging vor Begeisterung wie eine Rakete vom Sofa hoch. Dabei wurde der Glastisch beschädigt.
„Idiot! Da wird Julia platzen! Kannst du nicht aufpassen?“, schimpfte Frank dazwischen.
So ging es noch fast eine Stunde lang weiter, dann kamen Julia und Friedrich aus der Stadt zurück. Sie hatten das betrunkene Gezeter der beiden Herren schon im Treppenhaus gehört und die Tochter des Außenministers hielt Frank schließlich eine gehörige Standpauke. Das war der beste Beweis, dass es auch im Frieden immer noch Ärger geben konnte.
Diesmal tagte der Rat der Weisen an einem geheimen Ort im Nahen Osten, denn es ging um die Vorbereitung eines Militärschlages gegen den Nationenbund der Rus. Aufgrund dieser Tatsache durften ausnahmsweise auch einige hohe Logenmeister aus dem untergeordneten Rat der 300, etwa der Chef der GSA, des internationalen Geheimdienstes, an der vertraulichen Besprechung teilnehmen.
Der Weltpräsident hatte die Sitzung mit einigen grundsätzlichen Informationen eröffnet und gab nun das Wort an den obersten Mann der GSA weiter, der die aktuellen Geheimdienstberichte präsentieren sollte.
„Die russische Armee ist nach unseren Erkenntnissen definitiv nicht kleiner, sondern deutlich größer geworden. Allen Beteuerungen Tschistokjows zum Trotz findet zwar unserer Meinung nach keine massive, aber dennoch eine stetige und zielgerichtete Aufrüstung in Russland statt. Allerdings gilt das nicht für die Herstellung weiterer Atomwaffen des Nationenbundes. Hier haben wir keine Zunahme, sondern eher eine Abnahme feststellen können“, erklärte der GSA-Chef.
„Also hält sich Tschistokjow an unsere Abrüstungsvereinbarungen?“, hakte der Vorsitzende des Rates der Weisen noch einmal nach.
„Ja, wir denken schon! Jedenfalls hat man uns nichts Gegenteiliges berichtet. Wir haben den einen oder anderen Informanten in den höchsten Regierungskreisen, aber diese haben uns nichts in dieser Richtung mitgeteilt. Im Gegenteil, der russische Präsident spricht auch im Kreise seines Kabinetts nur noch vom Frieden, man könnte fast meinen, dass er es damit tatsächlich ernst meint.“
„Er ist im Grunde seines Herzens eben doch nur ein hoffnungsloser Idealist und Träumer!“, bemerkte der Weltpräsident hämisch.
Das Oberhaupt der Global Security Agency fuhr mit seinen Ausführungen fort: „Artur Tschistokjow ist durch seine Friedenspolitik bei sehr vielen Führungspersonen der Freiheitsbewegung der
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