Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
Millionen bewaffnete Männer zur Verfügung zu stellen. Dieses asiatische Kontingent sollte sich sowohl Russland als auch Japan zuwenden, wenn die Zeit gekommen war.
Die Weltregierung nahm Artur Tschistokjow und Haruto Matsumoto demnach ernster, als sie es nach außen hin erscheinen ließ, denn was sie hier Schritt für Schritt einleitete, war nichts anderes, als die Vorbereitung eines gewaltigen Angriffs, wie es ihn seit 100 Jahren nicht mehr gegeben hatte.
Die Aufstellung derartiger Millionenheere sollte den Weltverbund nicht nur viele Milliarden Globes kosten, sondern stellte auch nur einen Teil seiner Rüstungsvorbereitungen dar. Zugleich wurde die Industrie auf Krieg umgestellt, damit sie in Zukunft Panzer, Kriegsschiffe, Bomber und Geschütze in Massen ausspucken konnte. Außerdem wurde auch atomar weiter aufgerüstet, Überwachungssatelliten modernisiert und vor allem der auf dem nordamerikanischen Kontinent, den britischen Inseln und im Nahen Osten installierte Schutzschild aus Abwehrraketen, der Atomwaffenangriffe abwehren sollte, weiter ausgebaut.
Nach außen hin redeten die Logenbrüder jedoch weiterhin vom Weltfrieden und lobten Artur Tschistokjow bezüglich seines neuen, liberaleren Weges.
Die Diplomatie, die schon in der Vergangenheit immer wieder die schönsten Lieder im Vorfeld des Abschlachtens der Völker gezwitschert hatte, tanzte auf der internationalen Verhandlungsbühne und sang milde von Übereinkunft und Versöhnung.
Aber der russische Staatschef hatte sich offenbar längst auf das perfide Spiel seiner Gegner eingelassen und wirkte unbeschwert und glücklich. Er vertiefte sich ganz in seine Träume vom weiteren Aufbau Russlands, trat überall als Gönner und Wohltäter seines Volkes auf, wobei er diese Rolle mehr als alles andere liebte. Und ohne Zweifel war er das auch, denn seine hingebungsvolle Politik bei der Sanierung Russlands hatte schon großartige Früchte getragen und immer mehr Bürgern ein Leben in Wohlstand und sozialer Sicherheit garantiert. Weiterhin hatte Tschistokjow seinem Volk wieder Selbstvertrauen, klare Wertvorstellungen und eine eigene Kultur geschenkt.
Es änderte allerdings nichts daran, dass die vor Groll und Neid flackernden Augen der Logenbrüder sein beeindruckendes Werk voller Hass beäugten, sich nichts lieber wünschend, als es eines Tages wieder in den Staub zu werfen. Und sie waren auch gerissen genug, keinerlei größere Truppenverbände an den Grenzen seines Reiches oder in den europäischen Verwaltungssektoren zu postieren.
Derweil war die ODV-Seuche in Indien weiter vorangeschritten. Zwar hatten die Sicherheitsmaßnahmen des indischen Sub-Gouverneurs, die meistens aus der kompletten Abschottung ganzer Großstädte bestanden, ihre Ausbreitung ein wenig verlangsamt, doch war die Epidemie nach wie vor die Geißel des asiatischen Subkontinents.
Fast eine halbe Milliarde Menschen war bereits in Folge der schrecklichen Seuche gestorben und auch in Pakistan, Nepal, Thailand und China wütete der unaufhaltsame Erreger mittlerweile.
Die breite Masse der Inder hatte sich allerdings noch immer nicht zu einem organisierten Widerstand gegen die Weltregierung zusammenfinden können, obwohl inzwischen viele Anzeichen dafür sprachen, dass ODV tatsächlich eine von den Logenbrüdern eingesetzte biologische Waffe war. Das war jedoch für den gewöhnlichen Inder, der schlichtweg um sein Leben fürchtete, eine zu abstrakte und unfassbare Vorstellung. Weiterhin standen etwa 4 Millionen GCF-Soldaten auf dem Subkontinent und schossen überall dort, wo es zu Aufständen und Revolten kam, die Menschenmassen gnadenlos zusammen.
Es waren schreckliche Bilder, die die Medien ihrem gaffenden Publikum in aller Welt in regelmäßigen Abständen präsentierten, und mit der Zeit hatten sich viele Bürger des Weltverbundes bereits an die Existenz der furchtbaren Seuche gewöhnt und waren froh, wenn sie selbst von ihr verschont blieben.
Auch in Russland waren schon vereinzelt Fälle von ODV aufgetreten, doch Artur Tschistokjow hatte die ADR persönlich damit beauftragt, die Verbreitung der Epidemie im Keim zu ersticken. So wurden einige Hundert Menschen im Süden Russlands in Quarantänezonen gebracht, wo sie qualvoll verendeten.
Zu einer flächenmäßigen Ausbreitung von ODV kam es allerdings dank umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen und der Tatsache, dass der Nationenbund der Rus ein striktes Einreiseverbot verhängt hatte, nicht.
Haruto Matsumoto verhinderte mit ähnlich
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