Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
einigen Minuten feststellen mussten, dass sich bei dieser Veranstaltung eher Träumer als Revolutionäre versammelt hatten. Dieses Treffen des DSDR machte von Beginn an den Eindruck geschwätziger Vereinsmeierei. Eine Versammlung der Freiheitsbewegung der Rus sah anders aus
„Es ist wundervoll so viele meiner Landsleute heute hier zu sehen und ich bin sicher, dass wir in Zukunft immer mehr werden und die DSDR irgendwann keine kleine Rolle mehr innerhalb der Freiheitsbewegung spielen wird!“, rief Ludwig Orthmann seinen klatschenden Zuhörern entgegen.
„Naja…“, flüsterte Frank seinem Freund Alf zu. Er verzog den Mund.
„Sie meinen es doch nur gut“, gab jener leise zurück.
„Ich möchte zuerst zwei ganz besondere Gäste begrüßen, die es sich nicht haben nehmen lassen, den weiten Weg von Minsk bis hierher nach Kursk anzutreten, um der DSDR die Ehre zu erweisen: General Frank Kohlhaas und Major Alfred Bäumer!“
Ein frenetischer Jubel brandete den beiden entgegen; die zwei Volkshelden grinsten ihren begeisterten Landsleuten zu. Dann fuhr Orthmann fort: „Diese Männer, die an unzähligen Fronten für die Freiheit Siege errungen haben, sind neben unserem Außenminister Thorsten Wilden die wahrhaft größten Söhne des deutschen Volkes in dieser Epoche! Sie sind Helden und Vorbilder für Millionen von uns!“
„Jetzt trägt er aber dick auf. Seit wann bist du eigentlich Major, Alf?“, wisperte Frank dem Hünen durch den aufbrausenden Applaus ins Ohr.
„Seit einer Woche.“ Bäumer grinste breit.
„Glückwunsch!“
„Danke!“
„Als ersten Tagesordnungspunkt möchte ich nun mit den Mitgliederzahlen der DSDR beginnen, meine lieben Freunde. Dann widmen wir uns der Frage, ob wir eine Exilregierung für Deutschland aufstellen sollen, die sich bereits hier in Russland auf den „Tag X“ vorbereitet, wenn unsere Heimat endlich befreit wird“, rief Orthmann und alle waren von seinen Worten angetan.
So ging es eine Weile weiter, während Frank und Alfred immer wieder von einigen ihrer Landsmänner belagert und mit Fragen gelöchert wurden. Schließlich übernahm Julius Kaltmeyer das Reden und man merkte ihm an, dass er vorher jahrelang vor Schulklassen gesprochen hatte.
In trockener, oberlehrerhafter Manier erläuterte er den Anwesenden, dass es langsam Zeit war, sich über einen Führungsstab von kompetenten Männern Gedanken zu machen, denn er hoffte, dass Deutschland eines Tages doch noch frei werden würde.
„Die Franzosen von der FSDR sind auch schon dabei, eine Exilregierung für Frankreich aufzustellen. Und bei einigen anderen Untergruppen der Freiheitsbewegung sind bereits ähnliche Tendenzen im Gange“, meinte Kaltmeyer und hob immer wieder den Zeigefinger.
„Die haben gut reden. Als ob wir eben mal die ganze Welt befreien könnten“, sagte Frank leise zu Alf.
„Keiner dieser Leute hat bisher einen Krieg erlebt, deshalb schwärmen sie auch so vom Freiheitskampf“, antwortete dieser.
Derweil begann Kaltmeyer sogar die von ihm ausgearbeiteten ersten Maßnahmen der Exilregierung, nachdem man „mal eben“ die Freiheit erkämpft hatte, vorzulesen. Die Prozedur dauerte über eine Stunde und die monotone Stimme des in die Jahre gekommenen Lehrers wirkte mit der Zeit regelrecht einschläfernd.
Als die Versammlung zu Ende war, wurden Frank und Alfred wie zwei Filmstars von einem Pulk ihrer begeisterten Landsleute belagert. Zu guter Letzt waren sie froh, als sie den Saal endlich hinter sich lassen konnten.
Zwei Tage später erteilte Artur Tschistokjow sämtlichen Bemühungen, Exilregierungen aufzustellen, eine klare Abfuhr, denn er glaubte, dass man sich durch solche Maßnahmen im Ausland lächerlich machen würde. Schließlich blieb den enttäuschten Flüchtlingen aus Europa nichts anderes übrig, als weiter auf den großen Tag der Befreiung ihrer alten Heimatländer zu hoffen. Allerdings schien dieser mehr denn je ein Wunschtraum zu bleiben.
Während zahlreiche Flüchtlinge aus Westeuropa noch immer glaubten, dass Tschistokjow auch ihre gepeinigten Heimatländer eines Tages vom Joch der Sklaverei befreien würde, schien dieser nicht mehr im Traum daran zu denken und ignorierte Fragen, die sich auf dieses Thema bezogen.
„Ich will Frieden, Aufbau und eine gesunde Wirtschaft“, sagte er höchstens, wenn sich Frank oder Wilden bei ihm bezüglich seiner Meinung zur „deutschen Frage“ erkundigten.
Daraufhin hielt der Außenminister Tschistokjow einmal das einst von ihm selbst
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