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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Du hast genug getan!“, meinte Julia.
    Frank schwieg, stand aus dem Bett auf, starrte schweigend aus dem Fenster. Der Mond war heute Nacht dick und rund, hatte einen richtigen Blähbauch und schien heller als sonst. Draußen auf den Straßen von Minsk war alles ruhig. Man vernahm keinen Laut, nicht einmal ein Auto war zu hören und es brannte kaum noch Licht in den Häusern gegenüber.
    „Vielleicht sollte ich wirklich aufgeben und mich ins Privatleben zurückziehen“, murmelte Frank leise und betrachtete die dunkle Straße noch eine Weile.

    Es war 3.12 Uhr morgens als der General endlich einschlief und sofort in die Welt der Träume hinabglitt. Frank fand sich plötzlich inmitten eines wundervollen Parks auf einer Bank wieder. Neben ihm saß ein dunkelhaariger Mann, der eine Zeitung las und ihn zunächst nicht zu beachten schien. Ansonsten waren keine anderen Menschen zu sehen und es war ungewöhnlich still. Man hörte nicht einmal einen Vogel zwitschern oder sonst irgendein Geräusch.
    Kohlhaas wunderte sich und warf einen kurzen Blick auf den Mann neben sich, der jetzt seine Zeitung zusammenfaltete, sie neben sich auf die Bank legte und ihm den Kopf zudrehte. Dann lächelte er Frank zu und sagte: „Sie haben sich ja keine schöne Realität ausgesucht, mein Lieber.“
    Der General kratzte sich am Kopf, wirkte verstört. Schließlich fragte er: „Wer sind Sie?“
    „Verzeihen Sie, ich hätte mich zuerst vorstellen sollen. Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Blair, Eric Blair.“
    „Sehr erfreut, ich bin Frank Kohlhaas!“
    „Ich weiß!“, antwortete der Mann. Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite. „Sie werden mich vermutlich eher unter meinem Pseudonym kennen, Herr Kohlhaas. Ich bin George Orwell.“
    Frank riss die Augen auf. „George Orwell? Der berühmte Buchautor?“
    Dieser nickte. „So ist es!“
    „Das ist ja der Wahnsinn. Ich dachte, dass Sie schon lange tot sind, Herr Orwell. Und nun treffe ich Sie hier?“
    „Sehr richtig, ich bin schon länger tot, aber das tut nichts weiter zur Sache“, erwiderte der dunkelhaarige Mann mit dem hageren Gesicht.
    Kohlhaas wusste für einen kurzen Moment nicht, was er sagen sollte. Irgendwann meinte er: „Thorsten Wilden hat mir Ihre weltberühmten Romane „1984“ und „Die Farm der Tiere“ ausgeliehen – und ich habe sie damals regelrecht verschlungen.“
    Orwell lächelte. „Thorsten Wilden liebt diese alten Schinken, ich weiß.“
    „Aber was tun Sie hier, Herr Orwell?“, wollte Frank wissen und starrte den Autor an.
    „Wenn ich ehrlich bin, dann wollte ich Sie einmal persönlich kennenlernen, Herr Kohlhaas. Sie sind ein interessanter Charakter, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf“, erklärte der Schriftsteller mit einem breiten Grinsen.
    „Sie tun gerade so, als wäre ich eine Romanfigur“, erwiderte Frank verdutzt.
    „Wie auch immer, Sie sind der, der tatsächlich glaubt, das Unabänderliche ändern zu können“, meinte sein Gesprächspartner. „Das ist bemerkenswert – und zugleich auch ein wenig naiv, wobei ich Sie jetzt nicht beleidigen möchte.“
    „Was ist unabänderlich?“, gab Frank zurück.
    „Das Schicksal, Herr Kohlhaas. Ihre Realität gleicht einer furchtbaren Dystopie. Und Dystopien enden stets tragisch. Trotzdem weigern Sie sich, das anzuerkennen!“, sagte Orwell.
    „So tragisch wie Ihr Roman „1984“?“
    „Zum Beispiel!“
    „Warum hat Ihr Protagonist Winston Smith denn nie gekämpft?“, fragte Kohlhaas.
    „Warum? Was hätte er denn tun sollen? Er hatte von Anfang an keine Chance, denn sein Feind war übermächtig. Sein Schicksal war von der ersten Seite an besiegelt gewesen, genau wie Ihres und das Schicksal Ihrer ganzen Widerstandsbewegung. Dystopien enden tragisch, denken Sie daran, Herr Kohlhaas“, bemerkte der Autor mit ernster Miene.
    Inzwischen war Frank etwas ungehalten worden. Mürrisch stand er von der Bank auf. „Sie irren sich, Herr Orwell. Es gibt immer Hoffnung und am Ende siegt das Gute doch. Warum hat Ihr Winston denn London niemals verlassen? Warum ist er nicht an einen Ort gegangen, wo vielleicht doch Widerstand möglich gewesen wäre? Warum hat er nicht…?“
    George Orwell winkte ab. „Es ist kein Widerstand möglich, wenn der Feind so überlegen ist. Sehen Sie es doch ein, Herr Kohlhaas. Winstons Widerstand gegen die Regierung von Ozeanien hätte genau so geendet, wie Ihr Widerstand gegen die Weltregierung – im Tod. Es gibt in der Geschichte Zeiten, in denen alle Hoffnung

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