Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
es nur noch wenige Stunden bis zum Sturm auf die ehemalige deutsche Hauptstadt.
Im Morgengrauen begann es. Hunderte von Bombern der russischen Luftwaffe begannen mit dem Großangriff auf Berlin und wandten sich zunächst ausschließlich strategischen und militärischen Zielen zu. Die für die Stadt verantwortlichen Elektrizitätswerke wurden bombardiert, ebenso die Zentren der Wasserversorgung. Ganze Stadtteile wurden mit EMP-Bomben eingedeckt und viele der in der Morgensonne aufflackernden Lichter erloschen wieder. Artur Tschistokjow wollte Berlin keineswegs zerstören lassen und hoffte, dass die GCF-Truppen schnell die Waffen strecken würden.
Zudem hatte die Volksarmee bereits Hunderttausenden von Berlinern mit allen Mitteln geholfen, die Stadt zu verlassen, damit sie bei den nun folgenden Kämpfen nicht verletzt oder getötet wurden. So hatte etwa die Hälfte der fast 6,5 Millionen Einwohner Berlins die deutsche Metropole bereits verlassen, als die Belagerung begann. Die meisten Berliner waren nach Osten geflüchtet, wo sie von Tschistokjows Soldaten hinter die sichere Frontlinie gebracht wurden.
Frank war trotzdem äußerst verärgert darüber, dass noch immer über 3 Millionen Einwohner in der Stadt geblieben waren und die stetigen Warnungen der Volksarmee ignoriert hatten. Viele der noch in Berlin Gebliebenen waren allerdings Angehörige verschiedenster Völker, die augenscheinlich dachten, dass sie der Krieg zwischen dem Weltverbund und dem Nationenbund der Rus nichts anginge.
Stunde um Stunde zischten die Kampfjets nun durch den wolkenverhangenen Himmel und zwischen ihnen rasten die Feuer der Flakgeschütze aus dem Häusermeer nach oben. Gegen Mittag erhielten die Soldaten den Befehl, die Vororte der Riesenstadt anzugreifen und Frank wusste, dass jetzt ein blutiger Häuserkampf auf ihn und seine Männer wartete.
Tausende von Warägern drangen in die Stadtteile Lichtenrade und Lankwitz ein, während sie von Panzerverbänden und mobilen Geschützbatterien begleitet wurden.
Wo feindliche Stellungen zwischen den Häusern entdeckt wurden, ließ die Artillerie einen tödlichen Regen aus Spreng- und Plasmageschossen auf den Feind niedergehen. General Kohlhaas war heute selbst nicht mit an die Front gekommen und koordinierte die Angriffe seiner Männer in seinem Gefechtsstand am Rande Berlins. Auf kleinen Teleschirmen konnte er dank hunderter von Minikameras das Vorgehen seiner Waräger akribisch nachverfolgen und seine Augen huschten ständigen zwischen Dutzenden von flackernden Bildschirmen umher.
Schreckliche Bilder voller Explosionen, Flammen, Mündungsfeuer und zerfetzten Soldaten wackelten an diesem ersten Tag vor seinen Augen umher und der General musste mit Entsetzen erkennen, dass die Verluste der Warägergarde gewaltig waren. Das Gleiche galt für die Soldaten der Volksarmee, die zu Hunderttausenden durch die Straßenzüge der Berliner Vororte stürmten und in Massen zusammengeschossen wurden.
„Planquadrat T-456! Dieses Gebiet ist voller GCF-Scharfschützen! Wir haben ihre Stellungen ausgemacht! Sollen wir wirklich da reingehen, General Kohlhaas?“, schallte Frank eine heisere Stimme aus dem Funkgerät entgegen.
„Wie stark ist die Flugabwehr in diesem Bereich?“, wollte Kohlhaas wissen und wirkte nervös.
„Kann ich nicht sagen, Herr General!“
„Ich versuche euch ein paar Bomber herbeizuschicken. Die sollen die feindlichen Stellungen erst einmal beschießen“, gab Frank zurück und versuchte den nervösen Offizier am anderen Ende der Leitung irgendwie zu beruhigen.
Der General ließ sich mit einigen Stellen verbinden, doch diese berichteten ihm, dass die Waräger keine Luftunterstützung in diesem Abschnitt bekommen würden. Sämtliche Kampfjets waren anderswo im Einsatz und lieferten sich heftige Gefechte mit gegnerischen Flugzeugen oder versuchten diverse Ziele zu attackieren.
Allerdings konnte Kohlhaas wenigstens einige Geschützpanzer herbeirufen, die den Weg unter schweren Verlusten freischießen konnten. So ging es noch bis tief in die Nacht hinein. Wo Alf und seine Leute gerade waren, wusste Frank nicht. Er vermutete, dass sie sich durch Rudow oder Neukölln kämpften. Hier hatten sich nicht nur sehr viele VVM-Trupps, sondern auch mehrere Tausend GCF-Soldaten in gut geschützten Stellungen verschanzt. Auch Pjotr Balkov, der sich vor einigen Tagen noch einmal bei Frank hatte sehen lassen, befand sich irgendwo am südlichen Stadtrand Berlins. Dieser erste Tag war ein
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