Bevor der Abend kommt
deshalb hinterlassen Sie nach dem Ton bitte eine Nachricht, und ich rufe, sobald ich kann, zurück. Oder versuchen Sie
es auf meinem Handy unter 416-555-4332. Vielen Dank und einen schönen Tag .«
Cindy unterbrach die Verbindung und wählte Julias Handynummer. »Hier ist deine Mutter, Schätzchen«, sagte sie, als sie noch einmal die gleiche Nachricht hörte. »Ich ruf nur an, um zu fragen, wie der Vorsprechtermin gelaufen ist. Melde dich, wenn du kannst. Sonst sehe ich dich um vier«, fügte sie beinahe unwillkürlich hinzu.
»Was ist um vier?«, fragte Meg, als Cindy ihr Handy wieder in der Handtasche verstaute.
»Anprobe für das Brautjungfernkleid.«
»Ugh«, meinte Trish. »Ich weiß noch, wie ich Brautjungfer bei der Hochzeit meiner Schwester war. Sie hatte die hässlichsten Kleider, die man sich vorstellen kann. Rosa Taft ausgerechnet. Könnt ihr euch mich in Rosa vorstellen?«
»Ich liebe Rosa«, sagte Meg.
»Es war mir unendlich peinlich. Ich wollte mich nur noch in einem Loch verkriechen und sterben, wofür ich bis zum heutigen Tag den Kleidern die Schuld gebe. Hattest du Brautjungfern, als du Gordon geheiratet hast?«, fragte sie Meg.
»Acht«, sagte Meg ausdruckslos. »In rosa Taft.«
Cindy lachte sowohl über die Erinnerung als auch über Trishs verdutztes Gesicht. »Ich war eine von ihnen.«
»Sie sieht fantastisch aus in rosa Taft«, sagte Meg und stimmte in das Lachen ein.
Plötzlich wehten Klänge aus Beethovens 9. Symphonie durch den Garten. »Mein Telefon«, erklärte Cindy und griff in ihre Handtasche. »Wahrscheinlich Julia.« Sie hielt das Handy ans Ohr.
»Ich habe ihm deine Nummer gegeben«, sagte Trish hastig.
»Was?«
»Ich habe Neil Macfarlane deine Nummer gegeben.«
»Hallo?«, drängte eine raumgreifende männliche Stimme aus dem kleinen Telefon in Cindys Hand. »Hallo? Ist da jemand?«
»Ich kann nicht glauben, dass du irgendwem meine Nummer gegeben hast, ohne mich vorher zu fragen«, fauchte Cindy, das Telefon fest an die Brust gepresst.
»Er ist wirklich süß«, wiederholte Trish zur Entschuldigung.
»Hallo?«, fragte die Stimme noch einmal.
»Tut mir Leid«, sagte Cindy und unterdrückte den Drang, ihrer Freundin das Handy an den Kopf zu schmeißen.
»Cindy?«
»Neil?«, fragte Cindy zurück.
Er lachte. »Trish hat Ihnen offensichtlich erzählt, dass ich anrufen würde.«
Cindy blickte wütend zu ihrer Freundin, die sich ein weiteres Glas Wein eingoss. »Was kann ich für Sie tun, Neil? Ich fürchte, ich habe schon einen Steuerberater.«
»Sei nett«, flüsterte Trish.
»Wenn das so ist«, sagte Neil locker, »darf ich Sie vielleicht irgendwann mal zum Abendessen einladen?«
»Zum Abendessen?«
»Lass es nicht an ihm aus, dass du sauer auf mich bist«, sagte Trish.
»An wann hatten Sie denn gedacht?«
»Wie wär’s mit heute Abend?«
»Heute Abend?«
»Er ist wirklich süß«, flüsterte Trish beinahe flehend.
»Heute Abend passt mir gut«, ergab Cindy sich in ihr Schicksal, worauf Trish entzückt aufjuchzte, während Meg in mädchenhafter Begeisterung auf und ab hüpfte. »Wann und wo?«
»Die Pasta Bar um sieben Uhr?«
»Wir treffen uns dort.« Cindy warf das Telefon zurück in ihre Handtasche und fuhr zu ihrer Freundin herum, deren ohnehin breites Lächeln jetzt beinahe von einem Ohr zum anderen reichte. »Ich kann nicht glauben, dass du mir das angetan hast.«
»Oh, entspann dich. Du wirst dich großartig amüsieren.«
»Ich hatte seit über einem Jahr keine Verabredung mehr.«
»Dann wird es ja höchste Zeit, meinst du nicht auch?«
»Ich weiß gar nicht, worüber ich reden soll.«
»Keine Sorge. Dir fällt schon was ein.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was ich anziehen soll.«
»Etwas Elegantes«, riet Trish.
»Und sexy«, sagte Meg.
»Alles klar, elegant und sexy. Ich hatte keinen Sex mehr seit …«
»Drei Jahren«, sagten Trish und Meg im Chor.
Cindy lachte. »Das hast du ihm wahrscheinlich auch schon erzählt, oder?«
»Was denkst du denn? Das erzähle ich doch jedem.« Trish schenkte Cindy Wein nach, hob ihr Glas und prostete ihr zu. »Auf gute Filme, guten Wein und guten Sex.«
Meg biss wieder in ihren Apfel. »Das Ganze ist so französisch. Findet ihr nicht auch?«
»Es darf nicht wahr sein, dass sie mir das angetan hat«, murmelte Cindy, als sie an der Ecke Balmoral Avenue und Avenue Road vor einer roten Ampel wartete. »Es kann nicht wahr sein, dass sie ihm meine Nummer gegeben hat.« Sie schüttelte den
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