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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Filmklappe, eine atemberaubende Bildfolge, die zum diesjährigen Festival-Logo gehörte. Nach einigen weiteren Sponsoren-Hinweisen begann der eigentliche Film.
    Cindy ließ sich in ihren Sitz sinken, und Meg drückte ihre Hand fest. Was mache ich hier, fragte sie sich erneut, während im Vorspann vor dem Hintergrund einer verlassenen Straße die Credits über die Leinwand flimmerten. Was hoffe ich damit zu erreichen? Was will ich damit bezwecken ?

    (Dokumentaraufnahmen: Cindy im Schlafzimmer des Hauses in der Balmoral Avenue, zehn Monate bevor Tom seine Sachen packt und auszieht. Es ist kurz nach zehn Uhr abends, und er ist gerade nach Hause gekommen. Cindy hat den ganzen Abend auf ihn gewartet, weil sie ihre Ehe wieder ins Lot bringen will und bereit ist, zumindest für einen Teil der Probleme die Schuld auf sich zu nehmen. Vielleicht war sie wirklich zu anspruchsvoll, zu kritisch und zu zornig, wie Tom immer behauptet. Sie sind jetzt seit siebzehn Jahren verheiratet, beinahe die Hälfte ihres Lebens. Sie waren noch Kinder, als sie mit ihm durchgebrannt ist. Ihr ganzes erwachsenes Leben war mit seinem verbunden. Könnte sie ohne ihn überleben? Und was wäre mit ihren beiden schönen Töchtern, die zutiefst erschüttert wären, falls sie in ihrem Bemühen scheitern sollte, die Risse wieder zu kitten? Und auch wenn sie schließlich erkannt hat, dass sie ihren Mann nicht ändern kann, kann sie doch auf jeden Fall sich selbst ändern. Sie kann Tom die Liebe und den Respekt zeigen, den er braucht, selbst wenn er beides manchmal nicht verdient hat. Deshalb trägt sie jetzt ein kurzes, rotes Seidennachthemd und spitze Schuhe mit hohen Absätzen, wie er sie an anderen Frauen immer bewunderte.
    Er gibt Erschöpfung vor, als sie sich in seine Arme schmiegt und an seiner Krawatte zerrt. Sie riecht das Parfüm einer anderen Frau auf seiner Haut. Störrisch, beinahe rücksichtslos schließt Cindy die Augen und drückt ihre Lippen auf die ihres Mannes. Sie schmeckt den Lippenstift einer anderen Frau, unterdrückt den Drang zu würgen und schluckt die Galle herunter, während Tom schließlich doch langsam und widerwillig auf ihre Zärtlichkeiten reagiert. Kurz darauf sind sie auf dem Bett, sie öffnet den Reißverschluss seiner Hose und hebt ihr Nachthemd, obwohl er sie immer noch nicht ansieht, so wie er sie praktisch nicht angesehen hat, seit er das Haus betreten hat, als ob sie für ihn nicht mehr existieren würde, als würde überhaupt nichts mehr existieren. Kannst du mich sehen, fragt Cindy sich
und spürt, wie sie unter seinem Gewicht schrumpft und mit jedem Stoß seiner Hüften ein wenig unsichtbarer und lebensunfähiger wird. »Sieh mich an«, verlangt sie unvermittelt, fasst sein Kinn und zwingt ihn, sie anzuschauen, während die grimmige Entschlossenheit in ihrer Stimme sie beide überrascht. Sofort spürt sie, wie seine Erektion erschlafft. Angewidert wendet er sich von ihr ab.
    Sie versucht, sich zu entschuldigen und zu erklären, doch Entschuldigungen und Erklärungen führen nur zu Gegenbeschuldigungen, die wiederum weitere Vorwürfe nach sich ziehen. Am Ende streiten sie, wie sie es seit Wochen, Monaten, Jahren tun. »Was hoffst du zu erreichen, wenn du so etwas sagst?«, fragt er. »Ich meine, wirklich, Cindy . Was willst du damit bezwecken ?«)
    Ich weiß es nicht, musste Cindy jetzt zugeben, während sie zusah, wie das Gesicht einer jungen Frau die Leinwand füllte. Die Lichtreflexe in ihrem dunklen Haar funkelten wie Diamanten vor dem Nachthimmel. Ihr voller Mund war leicht geöffnet, ihre Lippen zitterten.
    Ich weiß gar nichts mehr, dachte Cindy, während sie der jungen Frau auf der Leinwand in ein heruntergekommenes Diner folgte und die hungrigen Blicke der Männer und Jungen in dem Lokal bemerkte.
    » Hat hier irgendjemand Julia gesehen ?«, fragte das Mädchen die wenig Vertrauen erweckende Runde.
    Cindy hielt die Luft an und hielt sich den Bauch, sodass ihr Sandwich zu Boden fiel.
    »Was ist los?« Neil beugte sich vor, Meg fasste Cindys Hand fester.
    » Jimmy kommt in letzter Zeit nur noch selten hierher «, antwortete irgendjemand.
    Jimmy, dachte Cindy, sackte in ihrem Sitz zusammen und stieß die Luft aus, als ob sie einen K.-o.-Schlag bekommen hätte. Jimmy. Nicht Julia.

    »Alles okay?«, fragte Trish.
    Cindy nickte, unfähig, einen Ton herauszubringen.
    »Ich hol dir ein neues Sandwich«, bot Neil an.
    »Nein«, flüsterte Cindy heiser, der sämtlicher Appetit vergangen war. »Schon

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