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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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gut.«
    »Psst«, sagte jemand in der Reihe hinter ihnen.
    Den Rest des Filmes sah Cindy als eine angenehm verschwommene Bildfolge von Gesichtern und Körpern. Erhobene Stimmen, laute Seufzer, langes Schweigen. Sex, Drugs and Rock’n Roll. Liebe, Schmerz und der verdammte Kram. Als es vorbei war, sprang das Publikum auf und johlte lange und begeistert. »Ich glaube, er hat endlich mal wieder einen Hit gelandet«, rief Meg, setzte sich wieder und applaudierte weiter heftig.
    Cindy merkte, dass sie kein einzelnes Bild in sich aufgenommen hatte, obwohl sie den Blick keine Sekunde von der Leinwand gewandt hatte. Auch wenn sie jedes einzelne Wort gehört hatte, konnte sie sich an keines erinnern. Wenn es irgendetwas Wertvolles zu entdecken gegeben hatte, hatte sie es verpasst. Sie hatte alles verpasst. Wie üblich.
    Das Saallicht ging an. Richard Pearlman sprang zurück auf die Bühne. »Ladys und Gentlemen, für Sie noch einmal Michael Kinsolving.«
    Der Regisseur nahm die Ovationen mit einer bescheidenen Verbeugung entgegen. »Heißt das, es hat Ihnen gefallen?«
    Das Publikum johlte. Laute Pfiffe zerrissen die Luft.
    »Danke«, sagte Michael, der das Bad in der Menge sichtlich genoss. »Sie sind sehr freundlich.«
    Der Beifall ebbte ab, als Richard Pearlman seinen schlaksigen Körper über das Mikrofon beugte. »Michael hat sich großzügig bereit erklärt, einige Fragen zu beantworten.« Er spähte ins Publikum.
    Kann er mich sehen, fragte Cindy sich. Kann irgendjemand mich sehen?

    »Ja«, sagte Richard Pearlman. »Die Dame dort in der Mitte.«
    Eine korpulente Frau in einer Stretchhose mit Leopardenmuster sprang hoch. »Zunächst möchte ich Sie zu dem fantastischen Film beglückwünschen. Und dann sind mir unwillkürlich gewisse Parallelen zu Dante aufgefallen …«
    »Angeberin«, murmelte Trish.
    »Was für Parallelen zu Dante?«, fragte Meg.
    »Und ich habe mich gefragt, ob Sie mit diesem Film bewusst einen literarischeren Anspruch verfolgt haben?«, fuhr die Frau fort.
    »Literarischer?«, wiederholte der Regisseur, sichtlich geschmeichelt. »Das ist das erste Mal, dass man mir das vorwirft.«
    Das Publikum lachte.
    Richard Pearlman wies auf einen Mann in der zweiten Reihe. »Ja?«
    »Wie lange haben die Dreharbeiten zu diesem Film gedauert?«
    »Etwas mehr als drei Monate.«
    »Wo haben Sie die Hauptdarstellerin entdeckt?«, rief eine Frau, ohne abzuwarten, bis sie aufgerufen wurde.
    »Monica Mason, ja. Sie war großartig, nicht wahr?«
    Weiterer Applaus.
    »Ich wünschte, ich könnte behaupten, ich hätte sie in der Eisdiele bei Schwab’s entdeckt, oder Ihnen eine dieser fragwürdigen Hollywood-Geschichten erzählen, von denen man immer hört, aber die Wahrheit ist, dass sie eine von Dutzenden sehr talentierter junger Schauspielerinnen war, die an einem Casting für die Rolle teilgenommen hat. Ihr Agent hat sie eines Nachmittags zu mir geschickt, sie hat vorgesprochen, und das war’s. Nichts besonders Dramatisches, fürchte ich.«
    Richard Pearlman wies auf eine Frau mittleren Alters in der oberen rechten Ecke des Theaters.
    »Apropos dramatisch«, begann die Frau, »wissen Sie irgendetwas
über die Fortschritte der polizeilichen Ermittlungen im Fall der beiden vermissten Mädchen?«
    »Oh mein Gott«, flüsterte Cindy. Hatte sie darauf gewartet? War dies der Grund ihres Kommens?
    »Nein«, erwiderte Michael knapp. »Ich weiß auch nicht mehr als Sie.«
    »Soweit ich weiß, ist eines der Mädchen Schauspielerin«, fuhr die Frau fort.
    »Ja, das stimmt, so viel ich weiß.«
    »Hatte Sie nicht am Vormittag ihres Verschwindens ein Casting bei Ihnen?«
    »Ja, ich glaube schon.« Michael kratzte sich verlegen die Nasenspitze und sah sich Hilfe suchend nach Richard Pearlman um.
    »Ich möchte Sie bitten, sich auf Fragen zu dem eben gesehenen Film zu beschränken«, sagte Richard. »Danke.« Er wies auf eine weitere Frau auf der linken Seite.
    »Wie fühlt man sich als Objekt polizeilicher Ermittlungen? Kommen Sie sich vor wie in einem Ihrer Filme?«
    Michael lachte, doch es wirkte angespannt. »Ein wenig, ja. Noch Fragen zu Lost ?«
    »Sie sollten ihr die Rolle geben, wenn man sie findet«, rief ein Mann aus der hintersten Reihe. »Dann hätten Sie eine fragwürdige Hollywood-Geschichte, die Sie uns beim nächsten Mal erzählen könnten.«
    »Das stimmt«, gab Michael zu, und das Publikum lachte.
    Eine fragwürdige Hollywood-Geschichte, dachte Cindy, und ihr wurde speiübel. Das Verschwinden ihrer Tochter wurde

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