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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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zwischen Akureyri und Reykjavík hin und her gependelt bin, aber ansonsten kannte ich mich in der Gegend nicht sonderlich aus. Dann habe ich ihn aber auf der Brücke nach Borgarnes gesehen und die Scheinwerfer wieder ausgemacht. Er schien nicht den geringsten Verdacht zu haben, dass ihn jemand verfolgte, er fuhr einfach mit derselben Geschwindigkeit weiter. Wahrscheinlich hatte er den Tempomax eingeschaltet. Für einen Augenblick dachte ich, er wäre mir durch die Lappen gegangen, als er auf den Brattabrekka-Pass zum Dalir-Bezirk abgebogenwar, aber dann sah ich das Licht seiner Scheinwerfer in der Steigung und fuhr hinterher. Von da an hatte aber auch das Versteckspiel ein Ende. Ich musste so nah wie möglich an ihm dran bleiben, um zu sehen, wohin er fuhr. Das schien ihn aber nicht zu stören, obwohl ich immer etwa dreihundert Meter hinter ihm blieb. Nach etlichen Kilometern bog er schließlich von der Landstraße auf eine unbefestigte Straße ein. Ich wartete, bis er hinter einem Hügel verschwunden war, bevor ich selber abbog, dann schaltete ich die Scheinwerfer wieder aus und fuhr noch ein Stück weiter, bis ich eine Stelle fand, wo ich das Auto neben der Straße abstellen konnte. Dann warf ich mir das Gewehr über und schnallte mir den Munitionsgürtel um. So waren wir ebenbürtig für den Kampf gerüstet. Ich hatte mir neue Tarnkleidung zugelegt, und das Gesicht hatte ich bemalt, bevor ich von zu Hause losfuhr. Ich marschierte also los und fand seinen Jeep relativ schnell, aber den Mann sah ich nicht. Ich habe mich dann auf dem Feldweg weiter rangepirscht, und plötzlich entdeckte ich seine Lockgänse in diesem Kartoffelacker unterhalb der Hausruine. Dort lag er also auf der Lauer. Als ich mich näher heranschlich, sah ich, dass es da einige Versteckmöglichkeiten gab, einerseits in einem Graben zwischen der Ruine und dem Weg und andererseits hinter den Felsbrocken etwas oberhalb am Hang. Es war aber immer noch so dunkel, dass ich ihn selber in dieser Ruine nicht ausmachen konnte. Trotzdem wusste ich ganz genau, wo er war. Ich musste ihn bloß dazu bringen, an einem richtigen Shotgun -Duell teilzunehmen. Ich habe ein bisschen Zeit gebraucht, um die Verhältnisse besser abzuchecken und den Angriff vorzubereiten. Es ging darum, sich gegen alle Eventualitäten abzusichern. Als ich wieder zum Graben schlich, fiel der erste Trupp Gänse ein. Die Tiere waren natürlich alarmiert, weil ich so auffällig am Rand des Grabens stand, und flogen wieder weg. Und da habe ich zum ersten Mal seinen Kopf gesehen, weil er über den Mauerrand spähte, umzu sehen, was die Tiere verschreckt hatte. Da habe ich auf eine von seinen Lockgänsen gezielt und abgedrückt. Die kippte um, obwohl ich aus sechzig Metern Entfernung geschossen hatte. Der Mann fing an zu rufen, und ich habe einen Schuss direkt vor ihm in die Erde gesetzt, woraufhin er sofort hinter der Mauer in Deckung ging. Als ich kurze Zeit später sah, dass er den Gewehrlauf mit seiner Mütze drauf hochstreckte und damit offensichtlich versuchte, sich Klarheit zu verschaffen, habe ich ihm die Situation verdeutlicht, indem ich einen Schuss auf die Mütze abgab. Und dann tauchte auf einmal dieser dämliche Hund auf. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er einen Hund dabei hatte, und war richtig erschrocken, als dieses kohlschwarze Vieh angesprungen kam. Obwohl mir überhaupt nicht daran gelegen war, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn niederzustrecken. Das hatte allerdings den Vorteil, dass der Gegner jetzt ganz genau wusste, um was es ging: um einen Kampf auf Leben und Tod, Mann gegen Mann. Kurz darauf gab er ein paar Signalschüsse ab, was mich dazu zwang, meinen Plan zu ändern. Es konnte ja durchaus sein, dass jemand die Signale bemerken und nachsehen würde, was los war. Deswegen rannte ich jetzt den Hang hoch und zielte von dort aus auf ihn, um ihn aufzuscheuchen. Die Distanz war zu groß, um ihn zu verwunden, aber dadurch wurde er endlich munter und schoss zurück. Und da stieg in mir wieder dieses wahnsinnige Gefühl hoch, das ich gespürt hatte, als Leifur und ich kämpften, dieses überwältigende Glücksgefühl des Jägers. Das Adrenalin strömte wieder durch meine Adern, und sämtliche Sinne arbeiteten auf Hochtouren. Ich wechselte wieder den Standort und lief zum anderen Versteck. Dort hatte ich den Typ zwar wieder in Schussweite, aber die Distanz war doch ziemlich groß. Wir gaben jeder ein paar Schüsse ab, und ich überlegte, wie ich näher an

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