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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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behandelnde Arzt im Krankenhaus hat uns unverzüglich eingeschaltet, und deswegen wurde damals ein Protokoll angefertigt. Es stammt übrigens von mir.« Während der letzten Worte deutete Þorlákur mit dem Daumen auf seine Brust, damit daran kein Zweifel aufkommen konnte. »Nach Aussage des jungen Mannes hatte er in einem Graben auf der Lauer gelegen, als er urplötzlich von einem Schuss getroffen wurde. Seine Reaktion bestand darin, zum Auto zu rennen und so schnell wie möglich ins Krankenhaus nach Selfoss zu fahren. Er hatte dort keinerlei Jagderlaubnis, und als wir uns das später genauer ansehen wollten, konnte er nicht einmal die genaue Stelle wiederfinden.«
    »Meinst du, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte?«, fragte Birkir.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Þorlákur, »wir sind dem Fall seinerzeit nachgegangen, so gut wir konnten, aber an den infrage kommenden Stellen haben wir nirgendwo irgendwelche Indizien finden können. Allerdings gab es an all den Orten, auf die er uns hinwies, reichlich Fußspuren und leere Patronenhülsen, denn dort ist ein sehr beliebter Gänsestrich. Der Mannblieb hartnäckig bei seiner Aussage, aber ich hatte den unbestimmten Verdacht, dass er da zusammen mit einem Kumpel auf der Jagd war, der ihn unabsichtlich getroffen hatte. Die beiden wollten natürlich nicht, dass diese Geschichte herauskam, um keine Schwierigkeiten wegen der fehlenden Jagderlaubnis zu bekommen. Der Mann war jung und sein Urteilsvermögen womöglich noch nicht ganz ausgereift, wenn man das so ausdrücken kann. Vielleicht trügt mich aber mein Gefühl, und irgendjemand hat tatsächlich versucht, den Mann umzubringen. Ich weiß es nicht. Der junge Mann hat jedenfalls durch diese Verletzung das eine Auge verloren.«
    »Weißt du noch den Namen dieses Mannes?«, fragte Birkir.
    Þorlákur kramte sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Das Gespräch war nur kurz, und er wandte sich wieder Birkir zu. »Der Mann heißt Jóhann Markússon. Er war damals gerade von Akureyri nach Reykjavík gezogen, als es passierte. Ich habe mich auch mit den Kollegen in Nordisland in Verbindung gesetzt, aber denen war nichts Nachteiliges über ihn bekannt. Er hatte einen gültigen Waffenschein und sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Abgesehen davon natürlich, dass er dort ohne Erlaubnis gejagt hat.«
    Sie hörten, dass sich ein Auto näherte. Þorlákur drehte sich um und schaute durch die Heckscheibe. »Da kommen die vom Erkennungsdienst aus Reykjavík. Hoffentlich haben sie genug Scheinwerfer dabei. Wollt ihr euch nicht hier umsehen?«, fragte er.
    Gunnar starrte eine Weile in den Regen und die Dunkelheit draußen, bevor er antwortete: »Am besten überlassen wir es zunächst ihnen, das Gelände unter die Lupe zu nehmen, sie haben ja schließlich die Ausrüstung dazu. Wir werden inzwischen irgendwo essen gehen, und danach müssen wir mit dem Besitzer des Landes reden.«

23:55
    I n Reykjavík goss es ebenfalls, als Birkir und Gunnar endlich zurück in die Stadt kamen, und auch der Sturm tobte genauso heftig wie auf dem Land. Auf der Passstraße Hellisheiði war es stockfinster gewesen, und da oben ging der Regen als Schneeregen nieder. Es bestand kein Zweifel mehr, dass der Herbst seinen Einzug hielt.
    Gunnar verabschiedete sich vor einem älteren Mehrfamilienhaus an der Skúlagata von Birkir.
    »Gute Nacht«, sagte Birkir.
    »Wir sehen uns morgen«, antwortete Gunnar und schlug die Autotür zu.
    Drinnen im Haus heulte und pfiff der Wind durch die undichte Haustür, und das Geräusch hallte im eiskalten Treppenhaus wider. Gunnar ging vorsichtig die knarrende Treppe hoch und betrat so leise wie möglich die kleine Wohnung, die sein Zuhause war. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und schlich den Flur entlang, ohne Licht zu machen.
    Es war ein langer Tag gewesen, der sie in den Ermittlungen kaum weitergebracht hatte, abgesehen davon, dass nun eine weitere Leiche hinzugekommen war. Gunnar und Birkir hatten sich lange mit dem Bauern unterhalten, der Friðrik die Jagderlaubnis gegeben hatte, und zwar nur ihm und niemand anderem. Weitere Informationen waren aber aus ihm nicht herauszuholen. Nach beendetem Gespräch waren sie noch einmal zum Tatort gefahren, wo sie eine halbe Stunde im Auto gesessen und auf das starke Scheinwerferlicht des Erkennungsdienstes gestarrt hatten und hörten, wie der Regen gegen das Auto prasselte. Es war klar, dass sie am Tatort selbst nichts ausrichten konnten, sondern bei

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