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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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Birkir setzte sich auf, holte sich hinten aus dem Wagen eines der Ferngläser und blickte durch die Rückscheibe. Er bemerkte kein weiteres Auto hinter ihnen, aber auf der anderen Seite des Fjords sah er vor der Tunneleinfahrt die Scheinwerfer von einer Reihe von Autos.
    »Ich weiß nicht, ob das hier was bringt«, sagte er.
    Gunnar antwortete nicht gleich, aber schließlich entgegnete er: »Wir fahren weiter wie geplant. Im schlimmsten Fall wird es einfach eine prima Gänsejagd.«
    Sie setzten ihre Fahrt in Richtung Borgarnes fort, aber kurz bevor sie zur Brücke kamen, die in den Ort hineinführte, bog Gunnar nach rechts auf die Straße nach Hvanneyri ein. Birkir blickte nach rechts aus dem Fenster und sah die Lichter eines Autos unterhalb von Hafnarfjall. Gunnar drosselte das Tempo etwas, damit derjenige, der hinter ihnen fuhr, sehen konnte, dass sie abgebogen waren. Nach rund zwanzig Kilometern bog Gunnar auf einen Seitenweg ein und hielt. Von der Straße aus waren sie gut zu sehen. Sie warteten eine Weile im Auto, aber niemand schien ihnen gefolgt zu sein. Von dieser Stelle aus hatte man einen guten Ausblick über feuchte Wiesen, die zum Ufer der Hvítá führten. Der Mond beleuchtete die gesamte Szenerie, und man konnte fast ebenso gut sehen wie am Tage.
    »Wir gehen da unten hin.« Gunnar deutete auf eine Stelle in etwa zwei Kilometern Entfernung, wo sich zwei Entwässerungsgräben in den Wiesen kreuzten.
    »Auf diesem Stück habe ich fast immer ein paar Vögel erwischt, und ich habe eine unbegrenzte Jagderlaubnis vom Besitzer, weil ich ihm einmal einen Gefallen getan habe. Du nimmst jetzt die eine Büchse und schleichst dich als Erster dorthin, so schnell du kannst. Wenn du so ungefähr die Hälfte der Strecke hinter dir hast, legst du dich flach auf den Bauch und beobachtest mich mit dem Fernglas. Ich werde einfach wie ein ganz normaler Jäger losmarschieren und mich nicht umsehen. Du lässt mich übers Funkgerät wissen, wenn du etwas Ungewöhnliches siehst.«
    Gunnar ließ sich von Birkir ein Gewehr geben, lud es und reichte es ihm dann zurück.
    »Du kannst damit umgehen, oder?«
    Birkir besah sich die Waffe. »Doch, ich habe schon mit so einem Gewehr geschossen«, sagte er.
    Sie schalteten die Sprechfunkgeräte ein und ihre Handys aus, da die GMS-Signale die Funkverbindung beeinträchtigen konnten.
    »Alles klar?«, fragte Gunnar.
    »Ja.«
    »Dann ab mit dir.«
    Als Birkir zur hinteren Tür hinausglitt, schaltete Gunnar die Innenbeleuchtung des Jeeps ein, und als sein Kollege den Weg überquert hatte, machte er sie wieder aus. Er wartete noch fünf Minuten, bevor er ebenfalls ausstieg, die Büchse in die Tasche zu der Schrotflinte packte und sie sich über die Schulter hängte. Das Fernglas warf er sich über die andere Schulter. Dann schnappte er sich den Sack mit den Schaumgummigänsen und stapfte los.
    »Test, Test, eins, zwei, drei«, sagte er ins Funkgerät. »Bist du da?«
    »Alles klar«, hörte er Birkir antworten.
    Gunnar kletterte über einen niedrigen Zaun und marschiertedurch das hohe, verwelkte Gras am Rande des Grabens. An einer Stelle musste er durch einen weiteren Graben, der quer zu seiner Marschrichtung lag, und er machte einen Satz über den Morast auf dessen Grund. Nach zehn Minuten hatte er Birkir erreicht, der hinter einem großen Heuballen stand und durch ein Fernglas schaute.
    »Dir ist ganz bestimmt niemand gefolgt«, erklärte Birkir.
    »Bleib, wo du bist, während ich weitergehe, und komm dann hinterher«, sagte Gunnar und setzte sich wieder in Bewegung. Als er zu dem Landstück kam, das er ausgewählt hatte, blieb er stehen und setzte den Sack und die Tasche mit den Waffen ab. Er nahm das Fernglas von der Schulter und hielt es sich an die Augen. Er sah Birkir von hinten, der immer noch Wache stand, dann suchte er die ganze Umgebung ab und gab im Funkgerät durch: »Jetzt kannst du kommen, aber halte dich so gut es geht geduckt im Graben.«
    Gunnar hielt immer noch Ausschau, als Birkir eintraf.
    »Bleib du da unten«, sagte Gunnar, »ich stelle jetzt die Lockvögel auf und komme dann zu dir.«
    »Wo setzt du sie hin?«, fragte Birkir.
    »In zwei Gruppen zu beiden Seiten von uns, und dazwischen ein leeres Stück, das in Schussweite liegt. Gänse werden nämlich nicht nur deswegen angelockt, weil da schon andere Gänse sind, sie können dadurch sogar abgeschreckt werden, wenn die Lockvögel zu verstreut stehen. Deswegen muss man ein gutes Stück Platz zwischen ihnen lassen. Durch

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