Bevor der Morgen graut
wir spielen sein Spielchen mit und stehen rum wie die Ölgötzen«, kommentierte Birkir. »Was liegt als Nächstes an?«, fragte er Magnús.
»Als Nächstes?« Magnús sah auf das Blatt, das er in der Hand hielt. »Uns fehlt die Liste von Leifurs und Jóhanns Freunden. Du wolltest dich darum kümmern.«
»Hier kommt wieder was«, sagte Dóra. Sie öffnete die Mail, und alle glotzten auf den Bildschirm. »Fünfte Frage: In einem seiner Bücher verwendete der Krimiautor Ed McBain ein Schauspiel von Eugene O’Neill, The Long Voyage Home. Welches Buch ist das? Drei Stunden.«
Dóra gab »Ed McBain« in die Suchmaschine ein, und auf dem Index wurden diverse Webseiten angezeigt.
»Pseudonym für Evan Hunter«, las Gunnar. »Habt ihr was von dem gelesen?«
»Ja«, antwortete Birkir, »wirklich gute Krimis.«
Magnús nickte zustimmend. »Ich kenne sie auch.«
Dóra suchte weiter. Sie fand eine Liste mit all seinen Romanen und zählte. »Es gibt mindestens fünfzig Bände aus dieser Serie über das 87. Revier. Wie sollen wir da die Antwort finden?«
Gunnar war schon wieder am Telefon. »Emil, hör zu. Ich habe wieder eine neue Frage für euch«, sagte er, als er ihn erreicht hatte.
17:00
B irkir wählte die Handynummer von Jóhann Markússon, der sofort dranging.
»Mir fehlt noch die Liste der gemeinsamen Freunde von dir und Leifur«, sagte Birkir.
»Ich bin noch im Fitness-Studio, aber in zehn Minuten kann ich zu Hause zu sein«, antwortete Jóhann. »Komm bei mir vorbei. Ich habe heute Morgen ein paar Namen aufgeschrieben, der Zettel liegt bei mir auf dem Küchentisch.«
Das Gespräch endete damit, dass Jóhann Birkir seine Adresse gab.
Jóhann wohnte in einem Wohnblock in Breiðholt. Birkir traf noch vor ihm auf dem Parkplatz ein. Er musste ein paar Minuten warten, bis ein sportlicher schwarzer BMW auf den Parkplatz neben ihm einbog.
»Flottes Auto«, sagte Birkir, als Jóhann ausstieg.
»Der Wagen ist viel älter, als er aussieht. Ich hab ihn mir im Frühjahr zugelegt«, gab Jóhann zur Antwort, während er die Zentralverriegelung betätigte. »Er ist sehr gut gepflegt, aber ich glaube, ich werde ihn doch wieder abstoßen. Im Winter fahre ich lieber einen Jeep.«
Gemeinsam betraten sie das Haus. Jóhann erklärte: »Wir müssen uns etwas beeilen, ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Ich habe noch Nachtschicht.«
Jóhann öffnete die Eingangstür zu einem Appartement im dritten Stock. Drinnen war es stickig, und es roch sehr streng.
»Mein Vormieter hielt Katzen, aber die waren wohl nicht ganz stubenrein. Der Gestank ist immer noch nicht aus den Teppichen raus«, sagte Jóhann und öffnete die Balkontür.
Birkir blickte sich um. Die Möbel passten nicht zueinander und waren ziemlich heruntergekommen. Der Bezug auf dem Sofa war aufgeschlitzt, und auf dem Sofatisch befand sich ein großer Brandfleck. An der Wand hingen zwei Schrotflinten an Haken, und auf dem Fußboden standen drei offene Umzugskisten mit Büchern. Ein paar große, gerahmte Fotos von Jóhann und Leifur lehnten an der Wand. Die Bilder zeigten die beiden beim Freeclimbing, am Strand, auf Skiern und beim Schießen auf eine Zielscheibe.
»Das ist keine Wohnung auf Dauer«, erklärte Jóhann. »Ich habe dieses Appartement möbliert gemietet, aber ich habe nicht vor, hier lange zu bleiben.«
Er deutete auf die Fotos. »Die hat Hjördís gemacht, sie fotografiert sehr gut. Ich mag die Bilder unheimlich gern, deswegen habe ich sie vergrößern und einrahmen lassen. Weiß allerdings nicht, ob es sich lohnt, sie hier noch aufzuhängen.«
Birkir besah sich eine der Bücherkisten, und sein Blick fiel auf das oberste Buch.
»Ed McBain. Du magst Krimis?«, fragte er.
»Ja, einige. Von Ed McBain besitze ich fast alle Bücher, zumindest die über das 87. Revier. In dieser Kiste sind mindestens vierzig, glaube ich.«
»Warum findest du ihn so besonders gut?«
»Ich hab Spaß an guten Kriminalromanen. Man lernt auch jede Menge Englisch dabei. Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, mich bei der Polizei zu bewerben.«
»Glaubst du im Ernst, dass du aus solchen Büchern was lernen kannst?«
»Ja, ich denke schon. McBain hat ganz genau gewusst, worüber er schrieb. Aber ich weiß nicht, ob die Polizei mich überhaupt haben will, wegen des Auges.«
»Du wärst bestimmt nicht schlechter als andere«, sagte Birkir. Er überlegte noch eine Weile, bevor er hinzufügte. »Du kannst mir dann vielleicht eine Frage beantworten? In einem Roman hat Ed McBain ein
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