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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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Arbeit hob Ragnar den Sack hoch und ließ seine Blicke über das Grundstück schweifen. »Es ist Herbst geworden«, sagte er.
    »Möchtest du dich umziehen, bevor du mitkommst?«, fragte Birkir.
    Ragnar schien eine Weile überlegen zu müssen, aber dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Meine liebe Bára ist in ihrem Sessel eingeschlafen, sie würde nur aufwachen, wenn ich hineingehe. Am besten gehe ich so mit, wie ich bin. Wird es lange dauern?«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Birkir.
    »Es wäre gut, wenn ich zurück wäre, bevor sie aufwacht«, sagte er, während er den Sack zuband und ihn zu den Mülltonnen brachte. Birkir kam mit dem Rechen hinterher.
    »Jetzt können wir los«, sagte Ragnar.
    Gunnar hielt die rückwärtige Tür des Autos auf und schloss sie, nachdem Ragnar eingestiegen war. Dann ging er hinten um das Auto herum und setzte sich neben Ragnar. Birkir setzte sich ans Steuer.
    »Es ist ein schönes Haus«, erklärte Ragnar, der zurückblickte, als sie vom Parkplatz abfuhren. »Wir wohnen schon seit zwölf Jahren hier.«
    Über etwas anderes sprachen sie auf dem Weg zum Präsidium nicht. Birkir parkte auf einem der für die Kriminalpolizei reservierten Parkplätze im Hof, und sie betraten das Gebäude durch den Hintereingang. Im Flur zog Ragnar die Gummistiefel aus, stellte sie ordentlich an die Wand und folgte ihnen dann auf Socken den Gang entlang.
    Dóra nahm sie in Empfang. »Es ist wieder eine Frage gekommen«, sagte sie.
    Birkir brachte Ragnar ins Vernehmungszimmer und wartete an der Tür.
    »Wie lautet sie?«, fragte Gunnar.
    »Wer war Buffalo Bill? Die Antwort muss bis heute Abend zehn Uhr da sein.«
    »Ein amerikanischer Büffeljäger und eine Zirkusfigur im 1. Jahrhundert«, erklärte Birkir.
    »Nein«, entgegnete Gunnar, »das ist bestimmt doppeldeutig, so viel haben wir bereits gelernt.«
    Er überlegte kurz und fragte Dóra dann: »Hast du im Internet gesucht?«
    »Ja, es kamen mehr als fünfhunderttausend Ergebnisse.«
    »Das schaffen wir nicht ohne Hilfe«, sagte Gunnar und schrieb eine Telefonnummer auf einen Zettel, den er Dóra gab. »Ruf diese Nummer an und sprich mit Emil Edilon. Bestell ihm einen Gruß von mir und lies ihm die Frage vor. Und sag ihm, dass ich mich später melde. Mach dir nichts draus, wenn er sich anstellt.«
    Dóra verschwand, und Gunnar folgte Birkir ins Vernehmungszimmer. Das Mobiliar in diesem kahlen Raum bestand nur aus einem Tisch und vier unbequemen Stühlen. An der Wand befand sich ein großes verspiegeltes Fenster zum nächsten Raum. Auf dem Tisch befanden sich ein Tonbandgerät und eine braune Mappe mit der Aufschrift Vilhjálmur Arason.
    Gunnar rückte einen Stuhl vom Tisch weg, und Birkir bedeutete Ragnar, Platz zu nehmen. Birkir setzte sich Ragnar direkt gegenüber, schaltete das Gerät ein und sprach ins Mikrofon: »Vernehmung Ragnar Jónsson, Lehrer. Ihm wird hiermit mitgeteilt, dass er in der Ermittlung wegen des Ablebens von Vilhjálmur Arason am vergangenen vierundzwanzigsten September die rechtliche Position eines Tatverdächtigen hat. Anwesend sind Birkir Hinriksson und Gunnar Maríuson von der Kriminalpolizei. Verstehst du, was es bedeutet, die Rechtsposition eines Tatverdächtigen zu haben?«
    Ragnar nickte bejahend.
    »Würdest du bitte laut und deutlich antworten«, bat Birkir und deutete auf das Aufnahmegerät.
    »Ja, ich verstehe«, antwortete Ragnar.
    »Du kannst dich weigern, unsere Fragen zu beantworten, und du kannst auch Rechtsbeistand hinzuziehen.«
    »Ich weiß«, sagte Ragnar.
    »Möchtest du einen Rechtsanwalt?«, fragte Birkir.
    »Das macht zu viele Umstände.«
    Gunnar holte sein Notizbuch hervor und sagte: »Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass der Mord an deinem Schwiegervater sich durchaus wesentlich von den beiden anderen Morden an Gänsejägern unterscheidet, mit denen wir uns in den letzten Tagen befassen mussten. Hast du eine Erklärung dafür?«
    Ragnar zuckte mit den Achseln.
    »Laut, bitte.« Birkir deutete auf das Gerät.
    »Nein, ich habe keine Erklärung dafür.«
    »Beschreib den Mörder noch einmal für uns«, sagte Gunnar.
    »Sie trug Jagdkleidung in Tarnfarben und hatte blonde Haare, glaube ich.«
    »Was ist denn das für ein verdammter Quatsch«, schrie Gunnar aufgebracht. »Als ich zuerst mit dir gesprochen habe, hast du behauptet, es wäre ein Mann gewesen.«
    »Das war mein Eindruck.«
    »Und warum sagst du dann jetzt, dass es eine Frau gewesen ist?« Gunnar klang scharf.
    Ragnar zögerte ein wenig,

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