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Bevor der Morgen graut

Bevor der Morgen graut

Titel: Bevor der Morgen graut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingolfsson
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Fußball gespielt werden darf.«
    Ragnar schaute Birkir ernst an, als ob er die Wichtigkeit dieser Vorschrift in der Hausordnung unterstreichen wolle.
    »Ich verstehe«, sagte Birkir.
    Ragnar fuhr fort: »Am besten erzähle ich dir ein bisschen über die Vorgeschichte. Meine Bára und ich haben uns an der Schule kennen gelernt, wo ich unterrichte, sie arbeitete in der Schulküche. Ich muss zugeben, dass ich anfangs gar nicht verliebt in sie war, aber ihr Vater besaß eben diese Reederei. Er war Witwer, und Bára war sein einziges Kind. Ich war immer entschlossen gewesen, eine gut situierte Frau zu heiraten, um finanzielle Sicherheit zu haben, und ich wusste, dass Bára ein gutes Erbe zu erwarten hatte. Deswegen bin ich dann öfter mal zu ihr in die Küche gegangen und habe mich mit ihr unterhalten. Daraus hat sich mehr entwickelt, und schließlich haben wir geheiratet. Ich hatte im Stillen damit gerechnet, dass ihr Vater uns unterstützen würde und dass wir uns nach und nach ein schönes Heim schaffen könnten. Vilhjálmur war nämlich sehr wohlhabend, und die Reederei war ganz in seinem Besitz. Bára und ich verdienten hingegen nicht sehr viel, und sie musste außerdem aufhören zu arbeiten, nachdem sie so zugenommen hatte, ihre Beine hielten das lange Stehen nicht mehr aus. Sie war eigentlich schwerbehindert, aber sie wollte keine Behindertenrente beantragen, dazu war sie zu stolz. Also mussten wir von meinem Lehrergehalt leben, und das ist nicht hoch. Vilhjálmur wusste das zwar, aber trotzdem hat er uns nie irgendwelche nennenswerte Unterstützung zukommen lassen. Und als er sechzig wurde, hörte er auf zu arbeiten, verkaufte seine Reederei, sein Schiff, die Fangquote, den ganzen Betrieb. Das Geld dafür war seine Pension, sagte er. Meiner Bára hat er bloß eine schäbige halbe Million als Zuschuss zu einem größeren Auto gegeben, denn sie passte inzwischen nicht mehr in unseren Golf. Mehr sollten wir nicht von ihm bekommen.«
    Ragnar verstummte.
    »Und was ist dann am Sonntag passiert?«, fragte Birkir.
    »Frühmorgens auf dem Weg zur Jagdstrecke kam Vilhjálmur darauf zu sprechen, wie froh er darüber war, seine Bára bei mir in guten Händen zu wissen. Er sagte, ich sei ein so guter und rücksichtsvoller Ehemann und Schwiegersohn und er brauche sich überhaupt keine Sorgen um seine Tochter zu machen. Deswegen könne er um die ganze Welt reisen und es für den Rest seines Lebens gut haben. Er hatte ganz genau ausgerechnet, wie viel Geld er jedes Jahr ausgeben konnte, bis er achtzig würde. Dann hatte er vor, ins Altersheim zu gehen, falls nicht Bára und ich ihn zu uns nehmen wollten. Darüber hat er sich unterwegs die ganze Zeit ausgelassen, und mir wurde auf einmal klar, dass wir nie zu unserem Eigenheim kommen würden, da er vorhatte, das ganze Geld zu verjubeln. Und als wir am Ziel angekommen waren, ging mir das, was er gesagt hatte, nicht mehr aus dem Kopf. Als ich hinter meinem Schwiegervater herging, musste ich daran denken, wie gut es passen würde, wenn er jetzt diesem Mörder über den Weg liefe. Und auf einmal hatte ich das Gewehr angelegt und irgendwie so auf ihn gezielt und gedacht, dass es vielleicht gar nicht so schwierig wäre, und dann ging der Schuss wie von selbst los, und er fiel wie ein Stein zu Boden. Ich wollte es aber eigentlich gar nicht.« Ragnar hatte angefangen zu schluchzen, und eine ganze Weile hörte man nichts als sein Schniefen.
    Als Gunnar wieder hereinkam, trug er drei Becher Kaffee in seiner Pranke.
    Birkir sagte ins Mikrofon: »Gunnar Maríuson wieder anwesend.«
    Gunnar stellte die Becher auf den Tisch.
    »Nur noch ein Punkt«, sagte Birkir. »Warum hast du versucht, die Schuld dieser jungen Frau in die Schuhe zu schieben, die du gar nicht kanntest?«
    Ragnar schien verwundert über diese Frage. »Warum? Hat sie denn nicht schon mehrere andere umgebracht?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Birkir und fügte hinzu: »Wir müssen dein Gewehr beschlagnahmen und die gesamte Munition. Bist du damit einverstanden, oder müssen wir eine gerichtliche Verfügung erwirken?«
    Ragnar holte einen Schlüsselbund aus der Hosentasche. »Ihr könnt das Gewehr holen, es steht in unserem Abstellraum im Keller.« Er deutete auf ein paar Schlüssel. »Der blaue hier ist für die Eingangstür und der gelbe für den Abstellraum, an der Tür steht E 1, das bedeutet Erdgeschoss, erste Tür links. Ich habe die Kellerräume alle selber nummeriert.«
    Birkir schaute Gunnar an. »Kannst du das

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